Im Test: "Stray" ist großartig und hat ohne Frage den coolsten Spiele-Held!
Leipzig - Als süßer Stubentiger eine futuristische Stadt erkunden. Seit "Stray" vor zwei Jahren angekündigt wurde, warten Spieler sehnlichst darauf, in diesen Indie-Titel einzusteigen und herauszufinden, was wirklich in ihm steckt. Jetzt ist das Spiel endlich erhältlich und um es gleich vorweg zu nehmen: Die Vorfreude hat sich definitiv gelohnt.

Ich klettere ein Hochhaus hinauf, springe von Rohrleitung zu Ventilator und Balkon, um schließlich durch ein Fenster zu schlüpfen und in einer Bibliothek zu landen. Ein Sprung auf einen Bücherstapel verschafft Überblick. Witzig, wenn ich runterspringe, fallen die Bücher um! Uhh, hinter diesem Stapel war ein Tresor versteckt! Was sich darin wohl verbirgt?
Wie bei vielen anderen Spielern stand "Stray" auch bei mir lange Zeit auf der Wunschliste, ohne wirklich zu wissen, was sich hinter dem Katzen-Abenteuer verbirgt. Ist das nun ein Stealth-Spiel, in dem ich durch die Welt schleiche? Ein Puzzle-Game? Geht es hier ums Erkunden? Und kann die Idee einer Katze als Held wirklich auf Spiellänge überzeugen?
Mittlerweile konnte ich mir die Story von "Stray" anschauen und dabei feststellen: Das Spiel ist ein bisschen was von allem und dabei vor allem richtig, richtig gut! Ein Adventure, wie es im Buche steht, und dessen Protagonist oder Protagonistin definitiv den Preis als coolster Spiele-Held des Jahres verdient hat.
Als süße Samtpfote landet ihr zu Beginn der Geschichte in einer menschenleeren und von Robotern bevölkerten Stadt, die es nun zu verlassen gilt. Ihr trefft auf eine kleine Drohne namens "B-12", die Euch fortan begleitet, Euch als Dolmetscher im Gespräch mit den Robotern dient und Euch bei so manchem Rätsel hilft. Viel mehr möchte ich zur Story nicht verraten, denn die solltet Ihr wirklich selbst erleben.
In puncto Gameplay erwarten Euch vor allem Erkundung und jede Menge Rätsel. In der zweiten Story-Hälfte kommt noch eine gehörige Portion Stealth-Game hinzu und auch die eine oder andere Action-Passage, in der ihr vor fiesen Robotern oder Fleischklops-Monstern fliehen müsst, sorgen für Abwechslung. Grundsätzlich geht es "Stray" jedoch eher entspannt an. Das Spiel wird nie zu fordernd, die einzelnen Passagen sind gut gesetzt und sorgen für einen angenehmen Spielfluss.
Wenn Ihr auf der Suche nach einem Spiel seid, bei dem Ihr nach der Arbeit mal wieder für ein bis zwei Stunden einfach runterkommen könnt, seid Ihr hier genau richtig.
Eine liebevoll gestaltete Welt, ein ebenso liebenswerter Held

Besonders gefallen hat mir dabei, wie gut die Idee Eures vierbeinigen Helden dabei in das Spiel integriert wurde. Eure Samtpfote steht hier ganz klar im Mittelpunkt. Dank ihr gelangt Ihr in schwer zugängliche Gebiete, indem Ihr durch noch so kleine Öffnungen schlüpft, Gebäude erklimmt oder Euren Gegner einfach in Super-Katzen-Tempo davonlauft.
Euer Stubentiger ist dabei jedoch nicht nur ein Abenteurer, sondern kann auch ganz Katze sein. Da wird auf dem gemütlichen Sofa schon mal ein Nickerchen gemacht, an Wänden gekratzt, der eine oder andere Gegenstand vom Regal geschubst und neue Bekanntschaften auch mal mit einer Kuscheleinheit begrüßt.
Ohnehin ist die Spielwelt - neben Eurem Kätzchen - das zweite Highlight von "Stray". Die futuristische Stadt wurde mit so viel Liebe zum Detail entworfen und mit so viel Leben gefüllt, dass ich manchmal vergaß, dass das hier kein Multi-Millionen-Dollar-Titel eines Riesen-Publishers ist. Überall gehen die Roboter ihrem Tagwerk nach, das sie sich von ihren menschlichen Schöpfern abgeschaut haben, treffen sich zum Tanzen, sitzen in einer Bar, spielen Billard oder bitten Euch mitunter auch um Hilfe.
Knapp sechs Stunden habe ich für die Story von "Stray" gebraucht, ohne dabei alle Rätsel zu lösen und Collectibles zu sammeln. Wer wirklich alles erreichen möchte, kann sicherlich noch einmal zwei bis drei Stunden draufpacken. Das mag nicht viel sein, der Qualität von "Stray" tut das jedoch keinen Abbruch.
Im Gegenteil: Als ich den Abspann erblickte, war ich nicht traurig, weil die Story zu kurz war, sondern weil ich einfach gern noch mehr Zeit mit diesen tollen Figuren verbracht hätte.

Fazit
"Stray" ist einer dieser seltenen Titel, bei dem man an jeder Ecke merkt, wie viel Liebe in seine Entwicklung geflossen ist. Die Figuren sind allesamt so liebenswert ausgefallen, die Spielwelt so interessant und detailreich, dass es mir schwerfiel, den Controller wegzulegen und nicht noch den nächsten Raum zu erkunden.
Wenn Ihr mal wieder eine richtig gute Spiele-Erfahrung haben wollt, kann ich Euch "Stray" absolut ans Herz legen - auch wenn ihr vorher keine Katzen-Fans seid.
Titelfoto: Annapurna Interactive/BlueTwelve Studio