"Scorn" im Test: Hat sich das jahrelange Warten gelohnt?

Leipzig - Eine lange Entwicklungszeit ist nicht immer ein Qualitätsmerkmal im Videospiel-Bereich. "Duke Nukem Forever" hat dies überaus deutlich bewiesen, ebenso wie "Aliens: Colonial Marines". Fast acht Jahre nach seiner Ankündigung ist nun endlich das mysteriöse "Scorn" erschienen. Da stellt sich natürlich die Frage: Hat sich das Warten in diesem Fall gelohnt?

Nach fast acht Jahren Entwicklung ist "Scorn" nun endlich da und lässt uns seine bizarre Welt erkunden.
Nach fast acht Jahren Entwicklung ist "Scorn" nun endlich da und lässt uns seine bizarre Welt erkunden.  © Ebb Software

Eines muss man Entwickler Ebb Software lassen: Bis zuletzt - oder in diesem Fall kurz vor Release seines lang erwarteten Horror-Titels "Scorn" - schien noch immer unklar, was dieses Spiel nun eigentlich sein soll.

Wird "Scorn" am Ende sogar ein vollwertiger Horror-Schocker, der es mit Platzhirschen wie "Resident Evil" oder dem bald erscheinenden "The Callisto Protocol" aufnehmen kann? Immerhin erschien der Titel exklusiv für PC und XBox. Da muss doch was Großes dahinterstecken. Oder ist das hier doch eher ein mauer Indie-Titel, der abseits von seiner beeindruckenden Atmosphäre nicht allzu viel zu bieten hat?

Mittlerweile konnte ich einen Blick ins Spiel werfen und komme zu dem Urteil: Es ist ein bisschen was von beidem. Ob das gefällt, hängt dabei allerdings stark von Euren Spiele-Vorlieben ab.

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"Scorn" ist ein Horror-Adventure, das in einer äußerst bizarren Welt spielt, in der organisches, lebendiges Material mit seiner mechanischen Umgebung zu einem riesigen Gebilde verschmolzen zu sein scheint. Wer schon einmal die albtraumhaften Kunstwerke von "Alien"-Schöpfer H. R. Giger (1940-2014) gesehen hat, wird hier einiges an Versatzstücken wiederfinden. Alles in "Scorn" ist stark beeinflusst vom Stile Gigers sowie des polnischen Malers Zdzisław Beksiński (1929-2005), auch er bekannt für seine düstere, außerweltliche Kunst.

Der Spieler findet sich zu Beginn in einer Fabrik wieder, aus der es zu fliehen gilt. Dabei bekommen wir es mit allerhand grotesken Rätseln zu tun, müssen es hier und da aber auch mit den ekligen Kreaturen aufnehmen, die ebenfalls die Fabrik behausen.

Beeindruckende Atmosphäre, zähes Gameplay

Neben allerhand Rätseln bekommen wir es dabei auch mit einigen äußerst grotesken Monstern zu tun.
Neben allerhand Rätseln bekommen wir es dabei auch mit einigen äußerst grotesken Monstern zu tun.  © Ebb Software

Bei seiner Geschichte setzt "Scorn" indes fast ausschließlich auf sogenanntes "Environmental Storytelling". Videosequenzen sind rar gesät, Dialoge gibt es keine. Stattdessen muss man sich selbst zusammenreimen, was vor sich geht. Auch in Sachen Gameplay ist man meist sich selbst überlassen.

Dem Spiel merkt man an dieser Stelle deutlich seine Ursprünge an. Als "Scorn" angekündigt wurde und die Entwicklung begann, erlebten wir gerade die Hochphase der sogenannten "Walking Simulators". Titel wie "Gone Home", "Amnesia" und "The Vanishing of Ethan Carter", in denen es fast ausschließlich um das Erkunden der Spielwelt und kaum um Action ging (ergo "Walking"), waren gerade der absolute Hit im Indie-Bereich und überfluteten regelrecht den Markt.

Mittlerweile hat man sich davon sattgesehen und im Grunde ging es mir dann auch mit "Scorn" relativ schnell so.

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Keine Frage, die Spielwelt und ihre Atmosphäre sind wahnsinnig beeindruckend. Wenn man allerdings nicht die Zeit mitbringt, stundenlang in labyrinthartigen Räumen und Korridoren Schalter auszuprobieren, bis das alles mal Sinn ergibt, der wird hier ebenso wie ich schnell die Geduld verlieren.

So verstörend die Welt von "Scorn" mitunter auch sein mag: Beeindruckende Bilder liefern die Entwickler allemal - und das fast am laufenden Band!
So verstörend die Welt von "Scorn" mitunter auch sein mag: Beeindruckende Bilder liefern die Entwickler allemal - und das fast am laufenden Band!  © Ebb Software

Fazit

"Scorn" ist am Ende doch ein Indie-Spiel und dafür respektiere ich es sehr. Die Entwickler haben hier das geschaffen, auf was sie Lust hatten: einen düsteren Walking Simulator in einer grotesken, außerirdischen Welt, wie man sie noch in keinem anderen Spiel gesehen hat.

Ob das gefällt, muss schließlich jeder für sich selbst entscheiden. Für mich persönlich waren die Rätsel dann doch etwas zu langwierig und zäh. Die Spielwelt ist allerdings definitiv einen Blick wert.

Titelfoto: Ebb Software

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