Obszöne Interpretation: Theater will Nazi-Version von "Romeo und Julia" aufführen

London - Ein kleines Theater in London hat mit makabren Casting-Aufrufen für negative Schlagzeilen gesorgt: Sie suchen Schauspieler für ihre Interpretation von "Romeo und Julia" - die im Dritten Reich spielt!

Viele Twitter-Nutzer fanden das Konzept des Theaterstücks geschmacklos. (Symbolbild)
Viele Twitter-Nutzer fanden das Konzept des Theaterstücks geschmacklos. (Symbolbild)  © 123rf/yhelfman

Am vergangenen Freitag begann das "Icarus Theatre Collective" nach der Besetzung für ein neues Theaterstück zu suchen.

Dafür veröffentlichten sie einen Aufruf per Mail und in den sozialen Medien.

Die Besonderheit des Theaterstücks besteht darin, dass es im Dritten Reich spielt. Romeo und die Montagues sind der NSDAP treu, er ist sogar Teil der Hitlerjugend.

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Dem gegenüber sind Julia und die Capulets Juden. Trotz des antisemitischen Klimas verlieben sich beide ineinander.

Mit dieser kuriosen Idee hatten sich die Produzenten von dem Film "Jojo Rabbit" inspirieren lassen, wie Jewish Chronicle berichtete.

In dem Film aus dem Jahr 2020 wird das Dritte Reich aus Sicht eines Kindes dargestellt, welches versucht, den Faschismus zu verstehen.

In dem Casting-Aufruf wird explizit nach nicht-binären Schauspielern und People of Color Ausschau gehalten. Jedoch suchten sie nicht gezielt nach Menschen mit einer jüdischen Abstammung, obwohl viele der Rollen jüdisch sind.

Das generelle Konzept des Theaterstücks sowie die Stellenausschreibung sorgten im Internet für einen Shitstorm.

Der Gründer von "Icarus Theatre Cronicles", Max Lewendel, ist selbst Jude und war sich über den Casting-Aufruf nicht im Klaren. "Oh Shit", war seine Reaktion, als Jewish Chronicle ihn darauf ansprach.

"Es hätte heißen sollen: Bei den Capulet-Figuren [werden] vorzugsweise Menschen aus der jüdischen Gemeinde [gesucht]. Wenn das nicht da ist, ist das ein Fehler", sagte Lewendel gegenüber der Zeitung.

Das Theater musste die Produktion einstampfen

Nach sechs Tagen Internet-Kontroverse verkündete das Theater auf Twitter, dass es das Theaterstück nicht mehr aufführen werde.

Das Unternehmen entschuldigte sich für sein unsensibles Verhalten und gab die Schuld dem Verantwortlichen für die Besetzungen. Er soll ohne Rücksprache den expliziten Aufruf nach jüdischen Schauspielern entfernt haben. Der Fehler sei erst nach dem Druck und Onlinestellen aufgefallen.

Als Konsequenz haben sie die entsprechende Person entlassen und die Produktion eingestellt.

Titelfoto: 123rf/yhelfman

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