Neuer Prozess gegen Berlusconi: "Er hielt sich Sexsklavinnen und hat Angst vorm Sterben"
Rom (Italien) - Wieder steht Italiens Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi (85) vor Gericht. Und wieder geht es um "Bunga-Bunga-Partys". Doch diesmal ist sich die Staatsanwaltschaft sicher, dass es zu einer Verurteilung kommt.

Es ist bereits der dritte Prozess im Zusammenhang mit den berüchtigten "Bunga-Bunga-Partys", zu denen Silvio Berlusconi (85) Prominente aus Wirtschaft und Politik immer wieder eingeladen haben soll.
Berlusconi selbst bezeichnete diese zügellosen Sexpartys, an denen offenbar auch minderjährige Prostituierte teilnahmen, als: "elegante und unschuldige Angelegenheiten"
Das sahen die Strafverfolgungsbehörden naturgemäß anders. Aber der greise Ex-Regierungschef wurde immer wieder freigesprochen, mal aus Mangel an Beweisen, mal weil die Zeuginnen sich nicht mehr recht an Details erinnern wollten.
Zweimal wurde Berlusconi im Kontext der "Bunga-Bunga-Partys" wegen Beihilfe zur Prostitution Minderjähriger und Amtsmissbrauch freigesprochen.
Berlusconi betritt das Gericht sichtlich gutgelaunt
"Sexsklavinnen waren Teil seiner Abendunterhaltung"

Doch diesmal ist sich Staatsanwältin Tiziana Siciliano sicher, dass es zu einer Verurteilung kommt, das berichtete die italienische Agentur ANSA in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Bei der Verlesung der Anklage machte Siciliano deutlich wie sie die Sache einordnet:
"Die Fakten sind inzwischen in die Geschichte eingegangen: Der amtierende Premierminister pflegte seine Abendunterhaltung systematisch aufzupeppen, indem er in seinem Haus Gruppen von Haremsdamen, bezahlten Sexsklavinnen, empfing."
Staatsanwältin Siciliano beschreibt den Charakter des ehemaligen Regierungschefs mit drastischen Worten, wie die Kronen-Zeitung aus Österreich ergänzt:
"Berlusconi war ein Mann, dem die Welt zu Füßen lag, der sich auf Freundschaften wie jene mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin einließ, der jetzt die Welt in die Knie zwingt."
Mittlerweile sei Berlusconi aber ein "alter und kranker Mann" der seiner verlorenen Jugend nachjage und Angst vorm Tod habe.
Es ist bereits der dritte "Bunga-Bunga-Prozess"

Bei diesem Prozess geht es hauptsächlich um Bestechung. Es soll die Frage geklärt werden, ob Berlusconi zahlreiche Zeuginnen bestochen haben soll.
Gemeinsam mit Berlusconi sind auch mehrere seiner ehemaligen Gespielinnen und Freunde angeklagt.
Seit acht Jahren sind Verfahren wegen der "Bunga-Bunga-Affäre" gegen Berlusconi abhängig. Für die Staatsanwältin ein Zeichen, dass "das System versagt hat".
Titelfoto: Montage: ALEXEI DRUZHININ / RIA NOVOSTI / AFP, SAMUEL KUBANI / AFP