Immer weniger Russen wollen an die Front: Jetzt lockt Putin mit viel Geld!

Nischni Nowgorod (Russland) - Putins Krieg läuft offenbar anders als geplant: Mehr als 75.000 russische Soldaten sollen laut US-Angaben bereits gestorben oder verletzt worden sein. Jetzt sucht die russische Armee verstärkt im Hinterland nach neuen Rekruten.

"Wer hilft der Front? - Du", steht auf dem linken Plakat aus dem Zweiten Weltkrieg. In der Putin-Zeit versucht man stattdessen mit finanziellen Anreizen die Menschen zum Kämpfen zu bewegen. Das Plakat auf der rechten Seite wurde von einem russischen TAG24-Leser fotografiert.
"Wer hilft der Front? - Du", steht auf dem linken Plakat aus dem Zweiten Weltkrieg. In der Putin-Zeit versucht man stattdessen mit finanziellen Anreizen die Menschen zum Kämpfen zu bewegen. Das Plakat auf der rechten Seite wurde von einem russischen TAG24-Leser fotografiert.  © Montage: Serhii Kamshylin/123RF, TAG24/Privat

In der russischen Stadt Nischni Nowgorod (etwa 460 Kilometer östlich von Moskau) suchen sie zurzeit verstärkt Kanonenfutter für die sogenannte "militärische Spezialoperation in der Ukraine" - den Meisten besser bekannt als russische Invasion der Ukraine.

Ein Foto der Rekrutierungs-Propaganda erhielt TAG24 direkt aus Russland.

Was auf den Postern, die offenbar überall in der Stadt mit rund einer Million Einwohnern, plakatiert wurden, versprochen wird, sieht auf dem ersten Blick gut aus. Denn wer sich für mindestens sechs Monate verpflichtet, dem Panzer-Bataillon "Kusma Minin" beizutreten, dem wird ein für russischer Verhältnisse enormer Sold versprochen: 250.000 Rubel (umgerechnet etwa 4000 Euro) soll es pro Monat geben.

Schummel-Wahl? Putin gewinnt laut Prognosen mit 87 Prozent
Russland Schummel-Wahl? Putin gewinnt laut Prognosen mit 87 Prozent

Dazu kommt eine Einmalzahlung von umgerechnet 3250 Euro, nebst "umfassenden Sozialpaket" für die Familie.

Zudem erhalten die Rekruten den Status "Kriegsveteran" - falls sie denn nach Hause zurückkehren.

Für viele könnte das Angebot deshalb trotz des enormen Risikos zu sterben sehr attraktiv sein. Das Durchschnittsgehalt liegt in Russland unter 1000 Euro. In Nischni Nowgorod sollen die meisten Menschen lediglich rund 300 Euro verdienen.

Und natürlich darf auch der patriotische Apell nicht fehlen: Das Plakat trägt die Überschrift: "Steh auf für das Vaterland".

Immer weniger Russen wollen bei Putins Krieg mitmachen

Mit einem finanziellen Anreiz sucht Wladimir Putin (69) nach neuem Kanonenfutter.
Mit einem finanziellen Anreiz sucht Wladimir Putin (69) nach neuem Kanonenfutter.  © Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/dpa
Die russischen Bestände sollen zu Beginn des Krieges etwa 15.000 Panzer umfasst haben.
Die russischen Bestände sollen zu Beginn des Krieges etwa 15.000 Panzer umfasst haben.  © Alexander Zemlianichenko/POOL/AFP

In einem lokalen Internet-Forum reagierten viele User empört und belustigt. "Ich werde mich nur in einem Panzerbataillon melden, das nach Putin benannt ist", schrieb ein anonymer User. Ein anderer spielte auf die offensichtliche Kriegspropaganda an: "Und ich dachte schon, sie hätten endlich beschlossen, Moskau zu befreien..."

"Was, können sie jetzt einen Monat lang keine 500 Männer für die Heilige Sache rekrutieren? Und wie viele solcher Bataillone werden noch benötigt, um ein weiteres ukrainisches Dorf einzunehmen!", macht ein dritter User seinem Ärger Luft.

Laut dem russischen Exil-Medium Idel.Real soll sich das Angebot an alle männlichen Bürger der Oblast Nischni Nowgorod richten. Jeder der zwischen 20 und 50 Jahren alt ist, kann sich im örtlichen Rekrutierungsbüro einschreiben. Die Rekruten sollen teil des neu aufgestellten Panzer-Bataillons werden.

Gericht erlässt Haftbefehle nach blutigem Terroranschlag von Moskau
Russland Gericht erlässt Haftbefehle nach blutigem Terroranschlag von Moskau

Wladimir Putin (69) setzt bei seinem Krieg bisher auf Freiwillige und Berufssoldaten. Mit etwa 150.000 Soldaten soll Russland den Krieg angefangen haben, schätzt CNN.

Wehrpflichtige wurden bislang nicht zum Kriegsdienst in der Ukraine gerufen. Allerdings hätte der russische Präsident die Macht, jederzeit eine Generalmobilmachung zu befehlen.

Titelfoto: Montage: Alexander Zemlianichenko/POOL/AFP, Mikhail Metzel/Pool Sputnik Kremlin/dpa

Mehr zum Thema Russland: