Mann schießt in New Yorker U-Bahn um sich: Mindestens 23 Verletzte, Fahndung nach 62-Jährigen

New York - Dramatische Szenen in der New Yorker U-Bahn: Bei einem Vorfall mit Schüssen und Rauchschwaden sind am Dienstag mitten in der morgendlichen Rush Hour im New Yorker Stadtteil Brooklyn mindestens 23 Menschen verletzt worden. Nun wird nach einem 62 Jahre alten Mann gefahndet.

Unzählige Polizisten sind im Stadtteil Brooklyn im Einsatz. Auch ein Bombenkommando der New Yorker Polizei ist vor Ort
Unzählige Polizisten sind im Stadtteil Brooklyn im Einsatz. Auch ein Bombenkommando der New Yorker Polizei ist vor Ort  © John Minchillo/AP/dpa

"10 Menschen wurden durch Schüsse verletzt und weitere 13 wurden entweder verletzt, als sie aus dem Bahnhof eilten, oder sie erlitten eine Rauchvergiftung", sagte Polizeichefin Keechant Sewell bei der Pressekonferenz. Keiner von ihnen befinde sich aber in Lebensgefahr.

Zuvor hatte die Polizei von mindestens 16 Verletzten gesprochen. "Wir haben wirklich Glück, dass das nicht noch deutlich schlimmer war als es ist."

Bei dem Vorfall während der Hauptverkehrszeit am Dienstagmorgen hatte ein Mann ersten Erkenntnissen zufolge in einer U-Bahn im New Yorker Stadtteil Brooklyn das Feuer eröffnet.

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Er soll im zweiten Wagen eines Zugs der Linie N auf dem Weg nach Manhattan zwischen der Station 59 St und 36 St in einer hinteren Ecke gesessen haben.

Nach einiger Zeit habe er sich eine Art Gasmaske übergezogen, zwei Kanister geöffnet, aus denen Rauch oder Nebel strömte, und dann angefangen zu schießen – insgesamt 33 Mal.

Anschließend machte er sich aus dem Staub. Wie ihm das gelang und auch sein Motiv waren nach Polizeiangaben zunächst noch völlig unklar. Als terroristischer Akt werde der Vorfall derzeit nicht untersucht.

Der Schütze sei "gefährlich", sagte New Yorks Gouverneurin Kathy Hochul. Die Behörden forderten alle Bürger auf, "sehr vorsichtig und wachsam" zu sein, sagte sie. Wer Hinweise habe, solle die Polizei verständigen.

Polizei fahndet nach einem Mann

Der Schütze ist derzeit noch immer auf der Flucht.
Der Schütze ist derzeit noch immer auf der Flucht.  © John Minchillo/AP/dpa

Nun fahndet die Polizei nach einem 62 Jahre alten Mann, bei dem es sich um eine "Person von Interesse" in Zusammenhang mit dem Vorfall handele, teilten die Behörden am Dienstagabend bei einer Pressekonferenz mit.

Der Mann habe in Philadelphia einen Kleinlaster gemietet. Der Schlüssel des Fahrzeugs sei in einer Tasche am Tatort gefunden worden, die möglicherweise dem Täter zuzuordnen sei.

Der Kleinlaster war nach dem Vorfall abgestellt in einem anderen Teil von Brooklyn gefunden worden.

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Ob es sich bei dem 62 Jahre alten Mann, der Wohnsitze in Philadelphia und Wisconsin habe, auch um den Täter handeln könne, sei aber noch völlig unklar.

Verletzte an der New Yorker Station 36th Street: Verspätungen und Ausfälle bei der U-Bahn

Menschen helfen verletzten Personen an der Station 36th Street.
Menschen helfen verletzten Personen an der Station 36th Street.  © Will B. Wylde/Will B. Wylde/AP/dpa

Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in der Station 36th Street im Viertel Sunset Park aus einem U-Bahn-Wagen strömten, umgeben von Nebel- oder Rauchschwaden, einige blieben am Boden liegen, Blut war zu sehen, andere kümmerten sich um die Verletzten.

Es kam zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen im U-Bahn-System. Die Schulen in der Umgebung der Station schlossen vorübergehend, wie US-Medien einen Sprecher des New Yorker Schulsystems zitierten.

Es dürften nur noch Schulkinder hinein, aber niemand anderes und auch niemand mehr hinaus. Das Viertel Sunset Park war früher vor allem industriell geprägt, heute leben und arbeiten dort aber auch viele junge Menschen und Familien. Um die Ecke liegt auch eine Trainingshalle des Basketball-Teams Brooklyn Nets.

US-Präsident Joe Biden (69) wurde umgehend über den Vorfall informiert.

Führende Mitarbeiter des Weißen Hauses stünden in Kontakt mit dem New Yorker Bürgermeister Eric Adams und der Polizeiführung, erklärte Bidens Sprecherin Jen Psaki über Twitter. Die Bundesregierung stehe bereit, den New Yorker Behörden im Bedarfsfall jegliche benötigte Hilfe zukommen zu lassen.

Auch Bürgermeister Adams und Gouverneurin Kathy Hochul teilten mit, sie würden laufend über das aktuelle Geschehen informiert.

Laut Gouverneurin wurde "Gefühl von Ruhe und Normalität" brutal zerstört

Gouverneurin Kathy Hochul (63) informierte über das aktuelle Geschehen.
Gouverneurin Kathy Hochul (63) informierte über das aktuelle Geschehen.  © Hogp/Office of the Governor of New York/AP/dpa

Chuck Schumer, der Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat, schrieb auf Twitter, er verfolge die Situation "in unserem geliebten Brooklyn" sehr genau. "Ich bete für alle Opfer, deren Familien, alle Betroffenen", schrieb er. Schumer dankte den Hilfskräften für ihren schnellen Einsatz. Der Senator forderte die Bürger auf, gut auf sich aufzupassen. "An alle in New York: Stay safe", schrieb er.

In New York hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Schießereien und andere Kriminalitätsfälle für Schlagzeilen gesorgt. Bürgermeister Adams, ein früherer Polizist, der erst Anfang des Jahres seinen Job angetreten hatte, hatte versprochen, scharf dagegen vorzugehen.

Wegen einer Infektion mit dem Coronavirus musste Adams aus seiner Isolation heraus die Informationen zu dem Vorfall beobachten.

"Normale New Yorker sind heute morgen aufgewacht und haben einen relativ normalen Tag erwartet", sagte Gouverneurin Hochul.

Dieses "Gefühl von Ruhe und Normalität" sei dann von einem "kaltherzigen" Menschen brutal zerstört worden. "Heute ist der Tag, an dem wir New Yorker zusammenkommen mit dem gemeinsamen Ziel zu sagen: Es reicht!"

Originalmeldung vom 12. April gegen 19 Uhr, aktualisiert am 13. April um 8.15 Uhr

Titelfoto: Will B. Wylde/Will B. Wylde/AP/dpa

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