Zehn Jahre nach tödlicher Gruppenvergewaltigung: Eltern gedenken ihrer Tochter

Neu-Delhi (Indien) - Zehn Jahre nach einer tödlichen Gruppenvergewaltigung in einem Bus in Neu-Delhi ist in der indischen Hauptstadt eine Mahnwache abgehalten worden.

Asha Devi, Mutter des Opfers der Gruppenvergewaltigung von 2012, hält zusammen mit anderen Menschen Kerzen und Plakate hoch.
Asha Devi, Mutter des Opfers der Gruppenvergewaltigung von 2012, hält zusammen mit anderen Menschen Kerzen und Plakate hoch.  © Money SHARMA / AFP

Angeführt von den Eltern des Opfers versammelten sich die Teilnehmer am Freitag zu einem Protest bei Kerzenschein und forderten Gerechtigkeit für die Familien anderer Vergewaltigungsopfer.

Die Studentin Jyoti Singh war 2012 von sechs Männern vergewaltigt und so schwer verletzt worden, dass sie zwei Wochen später starb.

"In den vergangenen zehn Jahren hat sich nichts geändert. Ich habe ständig meine Stimme gegen Verbrechen an Frauen erhoben, aber die Situation hat sich nicht verbessert", sagte die Mutter von Singh vor Journalisten. "Kleine Mädchen werden vergewaltigt", fügte sie hinzu. Die Dinge hätten sich nur auf dem Papier geändert.

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Singh war am Abend des 16. Dezember 2012 nach einem Kinobesuch mit einem Freund auf dem Weg nach Hause gewesen. Als die beiden in einen Bus stiegen, schlugen sechs Angreifer den Freund nieder und zerrten die 23-Jährige in den hinteren Teil des Fahrzeugs.

Die Männer misshandelten Singh mit einer Metallstange und vergewaltigten sie, während der Bus durch die dunklen Straßen Delhis fuhr. Nach etwa einer Stunde warfen sie ihr Opfer auf die Straße.

Singh konnte ihre Angreifer noch identifizieren, starb jedoch zwei Wochen später an ihren inneren Verletzungen in einem Krankenhaus in Singapur.

Vergewaltigungen in Indien nehmen weiter zu

Vor zehn Jahren erschütterte die extrem brutale Gruppenvergewaltigung in Neu-Delhi die Welt. Die Situation indischer Frauen hat sich seitdem nicht gebessert.
Vor zehn Jahren erschütterte die extrem brutale Gruppenvergewaltigung in Neu-Delhi die Welt. Die Situation indischer Frauen hat sich seitdem nicht gebessert.  © Money SHARMA / AFP

Die indischen Medien nannten Singh "Nirbhaya" ("furchtlos"). Die junge Frau wurde zu einem Symbol für das Versagen des gesellschaftlich konservativen Landes im Kampf gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen.

Fünf Erwachsene und ein Jugendlicher wurden wegen des Verbrechens angeklagt, vier Männer im Jahr 2020 gehängt. Der Hauptangeklagte wurde einen Monat nach der Anklageerhebung tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Die Behörden vermuteten, dass es sich um Suizid handelte, seine Familie und sein Anwalt sagten, er sei ermordet worden.

In Indien wurden laut offizieller Kriminalstatistik im vergangenen Jahr 31.677 Vergewaltigungen registriert – im Schnitt 86 pro Tag. Das ist ein Anstieg von fast 13 Prozent im Vergleich zu 2020.

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Die tatsächliche Zahl der Vergewaltigungen liegt vermutlich deutlich höher. Doch viele Opfer schrecken nach wie vor davor zurück, die Täter anzuzeigen, da oftmals der Frau die Schuld für die Gewalt gegeben wird.

Unter dem Druck der Proteste führte die Regierung härtere Strafen für Vergewaltiger sowie neue Sexualdelikte ein. Beispielsweise ist nun auch Stalking strafbar, und Beamten, die Vergewaltigungsanzeigen nicht aufnehmen, droht Gefängnis. Um Straßen für Frauen sicherer zu machen, wurden zusätzliche Überwachungskameras und Laternen installiert.

Doch die indische Justiz ist überlastet, zehntausende Vergewaltigungsfälle bleiben ungeahndet. Immer wieder wird von grausamen Verbrechen gegen Frauen berichtet.

Titelfoto: Money SHARMA / AFP

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