Impfung gegen Omikron? Virologe Hendrik Streeck dämpft die Hoffnung

Bonn - Angesichts der neuen angepassten Omikron-Impfstoffe dämpft der Virologe Hendrik Streeck (45) die Erwartungen.

Hendrik Streeck (45) ist studierter Virologe und forschte zu Beginn der Pandemie in Deutschland als einer der ersten Mediziner über das Coronavirus.
Hendrik Streeck (45) ist studierter Virologe und forschte zu Beginn der Pandemie in Deutschland als einer der ersten Mediziner über das Coronavirus.  © Rolf Vennenbernd/dpa

"Der Booster sorgt noch einmal für etwas gesteigerte Antikörperspiegel im Blut von Geimpften. Wie gut er vor einer Infektion schützt, wurde nicht getestet", sagte der Wissenschaftler, der Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung ist, der Deutschen Presse-Agentur.

Man müsse davon ausgehen, dass der Effekt ausfalle wie beim bisherigen Booster, also mit einem Schutz vor Ansteckung für einen ungefähren Zeitraum von drei Monaten.

"Ein Schutz vor Ansteckung für einen längeren Zeitraum ist nicht bewiesen und auch nicht wahrscheinlich", sagte der Direktor des Instituts für Virologie der Universität Bonn.

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Trotz allem sei auch hier ein guter Schutz vor schwerer Erkrankung wie bei den vorherigen Impfstoffen gegeben.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat am Donnerstag den Weg für zwei an die Omikron-Variante angepasste Impfstoffe für Menschen ab zwölf Jahren freigemacht: Es geht um Booster, die auch der Sublinie BA.1 Rechnung tragen.

Nächste Spritze? Streeck rät von direkter Impfung nach Corona-Infektion ab

Streeck ist Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung und berät damit auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD).
Streeck ist Mitglied des Corona-Expertenrats der Bundesregierung und berät damit auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD).  © Fabian Sommer/dpa

"Man muss ganz deutlich sagen: Die Verwendung des angepassten Impfstoffs ist nicht bei allen Menschen nötig", sagte Streeck.

Eine zweite Auffrischimpfung mit dem neuen Präparat mache Sinn für die Gruppen, denen die Ständige Impfkommission (Stiko) dies auch jetzt schon empfiehlt, also bestimmten Gruppen mit einem Risiko für schwere Verläufe - wie Menschen ab 60 Jahren.

"Es ist nicht der Fall, dass sich jeder junge, fitte, geimpfte Mensch nun schnellstmöglich eine Dosis davon geben lassen muss - insbesondere dann nicht, wenn man im Sommer eine Corona-Infektion durchgemacht hat. Meist waren das bereits Ansteckungen mit der Sublinie BA.5, was als Ersatz für den Booster gesehen werden kann."

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Er riet davon ab, sich nach einer Infektion gleich wieder impfen zu lassen. Streeck betonte, er wünsche sich eine klare Kommunikation der Politik, für wen eine vierte Impfung mit dem angepassten Impfstoff überhaupt notwendig ist.

Dass es dazu bisher keine Stellungnahme der Stiko gebe, finde er vertretbar. "Angesichts der vorliegenden Daten sehe ich keinen ganz akuten Handlungsbedarf. Denn man darf sich von dem angepassten Impfstoff nun nicht zu viel versprechen und denken, dass das jetzt der Gamechanger in der Pandemie wäre."

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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