Corona zurück im Ursprungsland: Chinas Wirtschaft leidet enorm

China - Millionenstädte im Lockdown, Lieferketten unterbrochen, Betriebe stehen still. Die strengen Null-Covid-Maßnahmen in China lassen Industrieproduktion und Konsum einbrechen. Wie lange wird das gehen?

Ein Gesundheitsmitarbeiter nimmt in einem Coronavirus-Testzentrum in Peking den Rachenabstrich eines Lieferfahrers für einen Coronavirus-Test.
Ein Gesundheitsmitarbeiter nimmt in einem Coronavirus-Testzentrum in Peking den Rachenabstrich eines Lieferfahrers für einen Coronavirus-Test.  © Mark Schiefelbein/AP/dpa

Die strikten Beschränkungen durch Chinas Null-Covid-Strategie bremsen die zweitgrößte Volkswirtschaft stärker als erwartet. Die Industrieproduktion fiel im April überraschend um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt am Montag in Peking berichtete. Auch die Einzelhandelsumsätze brachen deutlicher als von Analysten vorhergesagt sogar um 11,1 Prozent ein.

Die Zahlen deuten nach Ansicht von Experten darauf hin, dass der Abschwung in diesem Jahr stärker als erwartet ausfällt. "Die Daten für die Aktivitäten im April haben den Schaden durch die Lockdowns in Shanghai und anderen Teilen des Landes offengelegt", schrieben Chang Shu und Eric Zhu in einer Analyse der Finanzagentur Bloomberg. "Die Auswirkungen sind viel breiter und tiefer als erwartet."

Die Ankunft der sich schnell verbreitenden Omikron-Variante stellt die strikte chinesische Null-Covid-Strategie auf eine harte Probe.

Coronavirus-Impfschäden: So viele offiziell anerkannte Fälle gibt es in Bayern
Coronavirus Coronavirus-Impfschäden: So viele offiziell anerkannte Fälle gibt es in Bayern

Zig Millionen Menschen in Metropolen wie Shanghai, Changchun oder der Provinz Jilin stecken seit Wochen in Lockdowns und dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen. In Peking sind zahlreiche Nachbarschaften abgeriegelt. Die meisten Geschäfte und viele U-Bahnhöfe sind geschlossen. Millionen müssen im Homeoffice arbeiten.

Chinas Null-Covid-Strategie hat auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft

Ein Arbeiter in einem Schutzanzug schiebt einen Müllwagen an Restaurants in einem Pekinger Einkaufszentrum vorbei, in dem an Wochenenden normalerweise viele Menschen unterwegs sind.
Ein Arbeiter in einem Schutzanzug schiebt einen Müllwagen an Restaurants in einem Pekinger Einkaufszentrum vorbei, in dem an Wochenenden normalerweise viele Menschen unterwegs sind.  © Mark Schiefelbein/AP/dpa

Durch die Beschränkungen ist der Frachtverkehr landesweit deutlich zurückgegangen. Lieferketten sind unterbrochen. Viele Betriebe mussten die Produktion einstellen oder herunterfahren. Der Containertransport über den größten Hafen der Welt in Shanghai ist stark eingebrochen.

Die Lieferengpässe werden auch in Deutschland über höhere Preise zu spüren sein, wie Experten vorhersagen. Auch in China tätige deutsche und andere europäische oder ausländische Unternehmen sind schwer betroffen.

Trotz der schlechten Zahlen versuchte der Sprecher des Statistikamtes, Fu Linghui, vor der Presse in Peking, eher Optimismus zu verbreiten. "Der Covid-Ausbruch im April hatte große Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber die Folgen werden kurzfristig sein."

Corona-Soforthilfen: Rückzahlungs-Frist bis zum 30. November verlängert
Coronavirus Corona-Soforthilfen: Rückzahlungs-Frist bis zum 30. November verlängert

Die guten langfristigen Grundlagen der chinesischen Wirtschaft seien unverändert. Wenn die Covid-Maßnahmen Fortschritte machten und die Politik zur Stabilisierung der Wirtschaft ihre Wirkung zeige, sei zu erwarten, dass sich die Konjunktur wieder schrittweise erhole.

Die Anlageinvestitionen fielen im April leicht um 0,82 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, stiegen aber seit Jahresanfang um 6,8 Prozent und liegt damit im Rahmen des Plans. Der Anstieg spiegelt die Anstrengungen der Regierung wider, die Ausgaben für Infrastruktur zu erhöhen, um die Konjunktur anzukurbeln.

Die chinesische Immobilienbranche mit einem Volumen von 10 Billionen Yuan und einer Vielzahl von Teilsektoren in der gesamten Lieferkette ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft.
Die chinesische Immobilienbranche mit einem Volumen von 10 Billionen Yuan und einer Vielzahl von Teilsektoren in der gesamten Lieferkette ist eine wichtige Stütze der Wirtschaft.  © Sheldon Cooper/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Die chinesische Führung hatte für dieses Jahr ein Wachstumsziel von 5,5 Prozent vorgegeben. Ob die ursprünglich schon optimistische Vorgabe erreicht werden kann, wird sowohl wegen der Covid-Ausbrüche und der strikten Maßnahmen in China als auch wegen des Rückschlags für die Weltwirtschaft durch den russischen Krieg in der Ukraine immer fraglicher.

Titelfoto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

Mehr zum Thema Coronavirus: