Europa schmeißt 55 Millionen Impfdosen weg, während woanders Impfstoffmangel herrscht
Europa - Die einen haben zu viel Impfstoff, die anderen aber zu wenig: Die EU wird voraussichtlich im Februar mehr Impfdosen entsorgen, als sie insgesamt 2022 an Afrika gespendet hat.

In einem Pressestatement am Mittwochmorgen teilte das Bündnis The People's Vaccine (deutsch: Die Impfung der Menschheit) mit, dass in Europa bis Ende Februar vermutlich 55 Millionen Impfdosen entsorgt werden müssen.
Dies steht im Vergleich zu den 30 Millionen Impfdosen, die bisher nach Afrika gespendet wurden.
Dort sind bisher nur 11 Prozent der Bevölkerung geimpft. Dies hat vor Ort verheerende Folgen: Seit Jahresbeginn sind knapp 250.000 Menschen an Covid-19 gestorben, fast 7000 pro Tag.
Außerdem verlängert der akute Impfstoffmangel die Pandemie auf unabsehbare Zeit und erhöht das Risiko neuer Virusvarianten, erklärte The People's Vaccine.
Das Ziel von diesem Bündnis ist deswegen die Freigabe der Patente für die Corona-Impfstoffe, wogegen sich die Europäische Union und besonders Deutschland, lange gewehrt haben.
Viele Organisationen, die das Bündnis unterstützen, werfen ihnen deswegen vor, Profite vor die allgemeine Gesundheit und großflächige Pandemiebekämpfung zu stellen.
Antrag für die Aufhebung der Patente liegt der WHO schon länger vor

Auch Anna Marriot, Managerin für Gesundheitspolitik bei der Hilfsorganisation Oxfam sagte: "Wenn wirklich eine Partnerschaft auf Augenhöhe zwischen den Unionen angestrebt werden würde, würde die EU aufhören die Interessen von großen Pharma-Konzernen, die in der Pandemie Milliarden verdient haben, vor afrikanische Leben zu stellen."
The People's Vaccine erläuterte auch, dass diese Patente auf der Basis von Steuergeldern entwickelt wurden und somit auch der Menschheit gehören.
Ein entsprechender Antrag für die Aussetzung der Impf-Patente liegt der Welthandelsorganisation schon seit anderthalb Jahren vor.
Diese wird von der Afrikanischen Union und 100 weiteren Ländern, unter anderem der USA, unterstützt. Der größte Widerstand kommt unter anderem aus Deutschland und der EU.
Titelfoto: Gregor Fischer/dpa