Fake-Anzeigen? Suchen etliche Pflegekräfte wegen Impfpflicht eine neue Stelle?

Bautzen - Im gemeinsamen Kleinanzeigenteil vom "Oberlausitzer Kurier" und dem "Niederschlesischer Kurier", Ausgabe vom heutigen Samstag, sowie auf einer zugehörigen Verlags-Seite sind 126 vermeintliche Stellengesuche aus dem Gesundheitswesen veröffentlicht worden. Allesamt angeblich von ungeimpftem Pflegekräften. Was hat es damit auf sich?

Insgesamt 126 Stellengesuche von vermeintlich ungeimpften Pflegekräften wurden in einem Anzeigenblatt in Bautzen veröffentlicht.
Insgesamt 126 Stellengesuche von vermeintlich ungeimpften Pflegekräften wurden in einem Anzeigenblatt in Bautzen veröffentlicht.  © Screenshot Twitter/Andreas Rausch

Für eine Stellungnahme war am Samstag bei den beiden werbefinanzierten, kostenlosen Anzeigenblätter aus Bautzen beziehungsweise für den Niederschlesischen Teil im Kreis Görlitz niemand erreichbar.

Aufgefallen ist die ungewöhnliche Anzeigenflut zuerst dem rbb-Journalisten Andreas Rausch. Am Vormittag veröffentlichte er ein Foto von besagter Seite, schrieb dazu:

"Die erste Reaktion war 'krass!', als mir das Anzeigenblatt aus #Bautzen in die Hände fiel, 126 Stellengesuche, #Ungeimpfte aus dem Gesundheitswesen suchen dringend Alternativen - wird eine #Impfflucht das System lahmlegen? Ich hab mal begonnen zu telefonieren..."

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Sind da tatsächlich Ungeimpfte in einem Lokalblatt massenhaft auf Jobsuche?

Schaut man genauer hin, fällt auf, dass viele der vermeintlichen Inserenten eine neue Stelle oder einen neuen "Wirkungskreis" wegen der ab März in Kraft tretenden berufsbezogenen Corona-Impfpflicht suchen.

Unübersehbar ist auch: In so ziemlich allen Inseraten wird mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Suchenden ungeimpft sind.

Anzeigen vermeintlich ungeimpfter Pflegekräfte auch in Bayern aufgetaucht

Weil nicht alle Anzeigen unter Chiffre laufen, sondern in einigen auch eine E-Mail-Adresse oder sogar eine Telefonnummer angegeben ist, begann Rausch, zu recherchieren: Er rief bei den angeblich Jobsuchenden an. Das wenig überraschende Ergebnis: Nicht einer war laut Rausch erreichbar. Unter der Nummer einer examinierten Krankenschwester ging immerhin jemand ran - allerdings ein unbekannter Mann, der mit dem Ganzen offenbar nichts zu tun hatte.

Offenbar handelt es sich hier um eine größer angelegte Fake-Aktion. Von wem, ist bislang unklar. Denn inzwischen hat auch der Spiegel-Autor Oliver Das Gupta einen ähnlichen Tweet veröffentlicht: Auch sein Foto zeigt Anzeigen, die mit denen aus Bautzen inhaltlich übereinstimmen, allerdings in oberbayrischen Traunstein inseriert wurden.

"Es gab im Landkreis Traunstein neulich schon mal solche dubiosen Anzeigen angeblicher Impfgegner", schreibt er dazu.

Nicht nur die beiden Journalisten haben starke Zweifel an der Echtheit dieser Anzeigen. Zum einen sei es unwahrscheinlich, dass Jobsuchende nicht ans Telefon gehen oder aus Versehe eine falsche Nummer angeben. Zum anderen sei die Suche nach einer geeigneten Stelle per Zeitungsanzeige überholt. Wer dringend suche, der mache das im Internet, ist sich Rausch sicher.

Titelfoto: Screenshot Twitter/Andreas Rausch

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