Sex und die Epidemie: So gehen Bordelle mit dem Coronavirus um

Stuttgart - Klopapier-Hamsterkäufe, Desinfektionsmittel-Mangel und Fußball-Geisterspiele: Die Corona-Welle wirkt sich derzeit auf viele Facetten des Lebens in Deutschland aus. Auch auf das horizontale Gewerbe.

Eine Prostituierte wartet auf einen Freier. (Symbolbild)
Eine Prostituierte wartet auf einen Freier. (Symbolbild)  © Boris Roessler/dpa

Wir haben uns im Stuttgarter Nachtleben umgehört. Und festgestellt: Die Auswirkungen der Epidemie sind auch dort unübersehbar!

John Heer führt zwei Laufhäuser in der baden-württembergischen Landeshauptstatdt, etwa das "City-Eroscenter". 

Im Gespräch mit TAG24 berichtet er von einem deutlichen Rückgang bei den Kunden: "Wir haben einen Einbruch von rund 50 bis 60 Prozent in den letzten zweieinhalb Wochen."

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Wie schützen sich die Damen dort im Moment? "Hygiene ist das A und O", erklärt Heer am Telefon. Neben geschütztem Geschlechtsverkehr zähle dazu auch das Waschen und Desinfizieren der Hände. Er gibt jedoch zu bedenken: "Es gelten die gleichen Umstände wie während der regulären Grippezeit auch."

Auch bei einem anderen Laufhaus in der Innenstadt bleibt die Kundschaft spürbar aus, wie man der Redaktion berichtet. Seinen Namen oder den des Hauses will er nicht im Netz lesen, doch der Mann bestätigt: "Es sind spürbar weniger Leute hier. Da geht es uns wie Hotels und Gaststätten auch." 

Spezielle Hygiene-Vorkehrungen treffe man angesichts des Coronavirus nicht. "Desinfektionsmittel ist bei uns ja eh da." Der Mann räumt ein, dass die Epidemie natürlich Gesprächsthema sei, von Panik halte er aber nichts.

Bis zu 85 Prozent weniger Kundschaft

Das Coronavirus (Foto) bringt den Alltag immer mehr durcheinander. Und wirkt sich auch auf die Rotlichtbetriebe aus.
Das Coronavirus (Foto) bringt den Alltag immer mehr durcheinander. Und wirkt sich auch auf die Rotlichtbetriebe aus.  © CDC/Zuma Press/dpa

In einem weiteren Etablissement in der Stuttgarter Innenstadt weiß man ebenfalls von Kundenschwund zu berichten. "Wir haben viel weniger Laufkundschaft", berichtet die Inhaberin von "Herzdamen Stuttgart", die ungenannt bleiben möchte. "Die Stammkunden schauen jedoch nach wie vor vorbei."

Im Haus gebe es überall Desinfektionsmittel, Kunden müssten sich die Hände waschen. Und man achte derzeit penibel darauf, ob Kunden einen gesunden oder kränklichen Eindruck machen. "Wir schauen nach den klassischen Erkältungszeichen, etwa nach einer laufenden Nase." 

Rein kämen demnach nur gesunde Kunden. In dem Betrieb, den die Frau als "klein und familiär" bezeichnet, zeigten die Stammkunden Verständnis für diese Vorsicht.

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Doch die Inhaberin warnt auch vor Panikmache im Zusammenhang mit dem Coronavirus: "Das Leben muss trotz allem weitergehen. Es reicht ja schon, dass die Supermarktregale leergekauft werden."

Einen Betrieb in Leinfelden-Echterdingen unweit des Stuttgarter Flughafens schließlich hat die Furcht vor dem neuen Virus offenbar besonders hart getroffen. "In den letzten eineinhalb Wochen hatten wir einen Einbruch von gut 85 Prozent", berichtet uns die Geschäftsführerin. Auch sie möchte ihren Namen nicht veröffentlicht sehen. Ebensowenig wie den des Hauses.

Und mit dem krassen Einbruch steht sie nach eigener Aussage nicht alleine da: "Ein befreundeter Gastronom hier auf der Filderebene hat ebenfalls einen Einbruch von gut 85 Prozent zu verzeichnen." Die Leute nehmen das Coronavirus sehr ernst, so ihr Eindruck - und gehen darum abends kaum noch weg.

Das Thema Hygiene werde in ihrem Haus groß geschrieben. "Wir haben standardmäßig Desinfektionsmittel im Putzmittel drinnen. Auch im Waschmittel." Mit Blick auf den nahen Flughafen gibt sie jedoch zu bedenken: "Die Welt ist eben kleiner geworden."

Übrigens: Die Kunden der Häuser - so war unisono zu vernehmen - treffen derzeit offenbar keinerlei besondere Schutzmaßnahmen. Mit Atemschutzmaske ausgestattet etwa sei noch keiner aufgetaucht.

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