Zukunftsforscher: "Corona hat auch Positives in Gang gesetzt"

Frankfurt am Main - Der Zukunftsforscher Matthias Horx (67) wirbt zwei Jahre nach Beginn der Coronavirus-Pandemie dafür, die Krise anders zu bewerten als immer nur im Modus der Katastrophe.

Eine Intensiv-Pflegekraft und im Hintergrund ein Covid 19-Patient in einer Klinik – die Coronavirus-Pandemie sorgte weltweit für erschreckende Bilder.
Eine Intensiv-Pflegekraft und im Hintergrund ein Covid 19-Patient in einer Klinik – die Coronavirus-Pandemie sorgte weltweit für erschreckende Bilder.  © Boris Roessler/dpa

"Corona hat auch Positives in Gang gesetzt, das wir unterschätzen, weil wir so aufs Negative fixiert sind, auf Skandal und Streit", sagte Horx der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

"Das Virus hat uns mit unserer menschlichen Bedrohtheit und Verletzlichkeit konfrontiert. Dadurch hat in vielen Bereichen ein Umdenken eingesetzt."

Vor zwei Jahren hatte der Gründer des Zukunftsinstituts eine "Corona-Rückwärts-Prognose" mit dem Untertitel "Wie wir uns wundern werden, wenn die Krise vorbei ist" veröffentlicht.

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In der ersten Phase der Pandemie, die von großer Unsicherheit geprägt war, habe er damit "eine Stimme der Hoffnung" sein wollen, sagt Horx heute.

"Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert", schrieb Horx damals in einem Szenario, das er "Regnose" nannte. "Die Welt as we know it löst sich gerade auf." Die Welt nach – oder mit – Corona werde eine bessere sein: "In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten."

Das Zwischenmenschliche gewinnt an Wert, wir gehen höflicher miteinander um, Zynismus ist out. "Wir staunen rückwärts, wie viel Humor und Mitmenschlichkeit in den Tagen des Virus tatsächlich entstanden ist."

Zukunftsforscher Matthias Horx: "Das alte Normal kommt nicht zurück"

Zukunftsforscher Matthias Horx (67, Archiv) wirbt dafür, die Krise durch die Coronavirus-Pandemie nicht nur negativ zu sehen.
Zukunftsforscher Matthias Horx (67, Archiv) wirbt dafür, die Krise durch die Coronavirus-Pandemie nicht nur negativ zu sehen.  © Gregor Fischer/dpa

Wie sieht Horx das heute? "Natürlich war das damals ein Hoffnungsbild, eine Ermutigung, es anders zu machen als im Panik-Modus", sagte er der dpa. Tatsächlich habe es auch viele Erfahrungen von Solidarität, Bewältigung, Zusammenhalten und Mut gegeben.

Die "Angstwut" bei manchen Menschen sei ein Phänomen der "Ränder", das medial verstärkt werde.

Im Privaten würden viele Menschen eine andere Bilanz ziehen. Zwischen 30 und 40 Prozent hätten sogar so etwas wie eine persönliche Wachstums-Erfahrung gemacht.

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Auch gesellschaftlich sieht Horx positive Effekte, etwa Veränderungen in der Arbeitswelt. "Das Homeoffice wurde für viele zu einer Selbstverständlichkeit." Unternehmen und Politik nähmen die Fragen von Nachhaltigkeit viel ernster.

"Die Krise hat paradoxerweise einen Durchbruch für das große Thema des Klimawandels bewirkt. Das wird auch bleiben. Das alte Normal kommt nicht zurück."

Titelfoto: Montage: Boris Roessler/dpa, Gregor Fischer/dpa

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