Hunderte Menschen demonstrieren gegen Laufzeitverlängerung von AKW

Lingen – Etwa 200 Menschen haben am Samstag in Lingen gegen eine Laufzeitverlängerung der drei letzten verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland und russische Uranimporte in die EU protestiert.

Umweltschützer demonstrierten zuletzt anlässlich einer Uranlieferung aus Russland vor der Brennelementefabrik in Lingen.
Umweltschützer demonstrierten zuletzt anlässlich einer Uranlieferung aus Russland vor der Brennelementefabrik in Lingen.  © Lars Klemmer/dpa

Bei der Protestkundgebung hielten Vertreter von Fridays for Future und der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW Reden, berichtete ein Sprecher des Aktionsbündnisses Münsterland gegen Atomanlagen. Der prominenteste Redner, der russische Umweltschützer Wladimir Sliwjak, musste wegen Krankheit absagen.

Kernanliegen der Demonstration war die Forderung nach einem klaren Bekenntnis der Bundes- und Landesregierungen, die letzten drei Atomkraftwerke bis zum 31. Dezember endgültig vom Netz zu nehmen.

Die Bundesregierung will spätestens Anfang Dezember entscheiden, ob die Meiler Isar 2 (Bayern) und Neckarwestheim in Baden-Württemberg im ersten Quartal 2023 als Notreserve in einem Streckbetrieb weiter Strom produzieren sollen.

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (53, Grüne) hatte kürzlich mitgeteilt, derzeit spreche vieles für diesen Streckbetrieb, da die europäische Stromproduktion in Frankreich wegen dort ausgefallener Atomkraftwerke nicht ausreichend gesichert sei.

Das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) hatte aktuelle Uran-Transporte von Russland in die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen zuletzt bestätigt. Grundlage seien Genehmigungen aus dem Jahr 2021, sagte ein BASE-Sprecher. Einzelheiten wurden allerdings nicht genannt.

In Lingen werden Brennelemente für die nukleare Stromerzeugung hergestellt

In Lingen werden Brennelemente für die nukleare Stromerzeugung in Europa hergestellt. Die Fabrik gehört dem französischen Unternehmen Framatome.

Sie beliefert unter anderem Atomkraftwerke in Belgien, Frankreich, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Spanien, Schweden und Finnland.

Im benachbarten westfälischen Gronau steht eine Urananreicherungsanlage des britischen Unternehmens Urenco.

Erstmeldung: 1. Oktober, 7.38 Uhr. Aktualisiert: 15.02 Uhr

Titelfoto: Lars Klemmer/dpa

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