Hauseinsturz nach Explosion in Hemer: Feuerwehr birgt leblose Frau aus den Trümmern
Hemer/Sauerland – Durch eine Explosion stürzte im Sauerland am gestrigen Freitagabend ein komplettes Wohnhaus ein. Mehrere Menschen konnten bereits gerettet werden. Am Samstagmorgen zog die Feuerwehr eine leblose Frau aus den Trümmern. Weitere Menschen seien sich nicht mehr eingeklemmt. Am Vormittag verschaffte sich NRW-Innenminister Herbert Reul (69, CDU) vor Ort einen Überblick.
Luftaufnahmen zeigen ein Trümmerfeld, wo zuvor noch ein Mehrfamilienhaus stand. Eine Explosion hat im sauerländischen Hemer am Freitagabend für Bilder völliger Verwüstung gesorgt. Polizei und Feuerwehr gehen von einer Gasexplosion aus. Die genaue Ursache war aber zunächst noch unklar.
Bis zum frühen Samstagmorgen konnten vier Menschen verletzt, teils lebensgefährlich, aus den Trümmern geborgen werden. Eine fünfte Person wurde weiterhin vermisst. Einsatzkräfte hätten zwischenzeitlich Kontakt zu ihr aufnehmen können. Dieser sei aber wieder abgebrochen. Am Samstagmorgen um 8.50 Uhr dann die traurige Gewissheit: Die verschüttete Frau (57) wurde leblos aus den Trümmern geborgen.
"Nach dem jetzigen Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass keine Personen mehr unter den Trümmern liegen", sagte Feuerwehrsprecher Andreas Schulte am Samstagvormittag.
Bereits am Freitagabend waren zwei Verletzte geborgen worden. Eines der Opfer befand sich mit schweren Verletzungen im Krankenhaus, sei aber nicht in Lebensgefahr. Der Mann habe weit oben auf dem Trümmerberg gelegen, berichtete Feuerwehrsprecher Schulte. Die andere Person war den Angaben zufolge nur leicht verletzt worden.
Ausmaß der Explosion schockiert Feuerwehr
In der Nacht zum Samstag hatten Rettungskräfte gegen 3 Uhr dann einen Mann (36) und wenig später eine Frau (32) aus den Überresten des Hauses geborgen. Nach Angaben Schultes schwebten beide "in akuter Lebensgefahr".
Sie wurden zunächst vor Ort medizinisch behandelt und sollten in eine Klinik gebracht werden. Die Rettungskräfte setzen ihre Suchmaßnahmen auch am Morgen weiterhin fort.
Für die Feuerwehr galt es vorsichtig, aber auch schnell zu den Verschütteten vorzustoßen. "Wir haben uns ganz behutsam vorgearbeitet, sodass wir sie ansprechen konnten und berühren konnten", sagte Schulte. "Teilweise kopfüber", fügte er hinzu. "Das war mühsame Arbeit."
Bei dem Haus soll es sich um ein Sechs-Parteien-Haus mit acht Bewohnern gehandelt haben. Drei der insgesamt acht Hausbewohner seien zum Zeitpunkt des Einsturzes wohl nicht zu Hause gewesen, hieß es von der Polizei. Das Gebäude sei komplett eingestürzt. "Es steht kein Stein mehr auf dem anderen", sagte Feuerwehrsprecher Schulte.
"Ich habe schon einige Gebäude nach einer Gasexplosion erlebt, aber eine komplette Zerstörung in einem solchen Ausmaß habe ich selbst noch nicht vorgefunden", fügte er später hinzu.
Hemers Bürgermeister informiert Einwohner bei Twitter
Statiker prüft Nachbarhäuser, Reul besucht Unglücksort
Am späten Vormittag wurden NRW-Innenminister Herbert Reul (69, CDU) sowie der Landrat des Märkischen Kreises, Marco Voge (43, CDU), und Hemers Bürgermeister Christian Schweitzer (34, CDU) an der Unglücksstelle in Hemer erwartet, um sich vor Ort einen Eindruck zu verschaffen und den mehr als 300 Rettungskräften von Feuerwehr, Polizei, THW und Rotem Kreuz zu danken.
Reul zeigte sich ebenfalls tief bestürzt: "Wir sind alle in Gedanken bei den Angehörigen der toten Frau. Es ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Gestern Abend haben wir noch gehofft, dass es doch gut geht. Aber wenn man diesen Riesenhaufen sieht, weiß man, das war nicht so ganz wahrscheinlich."
Ein Statiker musste derweil klären, ob und wie viel die Nachbarhäuser abbekommen hatten. Für den Fall einer Evakuierung stand ein Bus bereit. Der Bereich um den Unglücksort wurde weiträumig abgesperrt. Wie viele Menschen zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Haus waren, war noch unklar.
Hemer ist eine 34.000-Einwohner-Stadt im Märkischen Kreis im Sauerland. Es ist die östliche Nachbarstadt von Iserlohn.
Aktualisiert: 9. Juli 2022, 14.47 Uhr
Titelfoto: Christoph Reichwein/dpa-TNN/dpa