Immer mehr jugendliche Flüchtlinge: Sachsens Gemeinden funken SOS
Dresden/Leipzig - Die Zahl minderjähriger Flüchtlinge, die in Sachsen Schutz suchen, ist sprunghaft angestiegen. Aufnahmeeinrichtungen sind überfüllt, Kommunen überfordert.
Im Januar nahm der Freistaat 29 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Obhut – im August waren es schon 258, im September 402. Das zeigte eine Landtags-Anfrage der Links-Fraktion.
Der Ansturm ist mancherorts kaum noch zu bewältigen, etwa in der Leipziger Aufnahme-Einrichtung. "Für die Einrichtung liegt eine Betriebserlaubnis für 48 Plätze vor. Zwischenzeitlich befanden sich bis zu 80 Minderjährige in der Einrichtung", teilt die Stadt auf TAG24-Anfrage mit.
Die meisten kämen zurzeit aus Syrien. "Durch den Aufenthalt der vielen ausländischen Minderjährigen auf engstem Raum steigt die Gefahr von Auseinandersetzungen, Rückzugsmöglichkeiten und Raum für Privatsphäre sind kaum gegeben."
Die ungleiche Verteilung kommt daher, dass die jungen Flüchtlinge von der Kommune aufgenommen werden müssen, in der sie ankommen. Am stärksten belastet sind die Großstädte Leipzig, Dresden und Chemnitz sowie die Grenzregion Landkreis Görlitz.
Nach der Aufnahme wird erst geprüft, ob eine bundesweite Verteilung möglich ist.
Kaum noch freie Plätze in manchen sächsischen Kommunen
Linken-Abgeordnete Juliane Nagel (44) fordert eine Verteilung in die Landkreise, "die ihrer Aufnahmeverpflichtung noch nicht nachgekommen sind". Das Sozialministerium hält dagegen, dass überlastete Kommunen minderjährige Flüchtlinge zur Verteilung innerhalb Sachsens anmelden können.
Der Landkreis Görlitz bittet nach eigenen Angaben bereits andere Jugendämter um Amtshilfe. Doch auch dort seien kaum noch freie Plätze vorhanden.
Titelfoto: Danilo Dittrich