Bin ich schon betroffen? So wichtig ist es, Demenz frühzeitig zu erkennen
Deutschland - Um der Demenz auf die Schliche zu kommen, braucht es eine genaue Diagnostik. Doch was passiert da? Was kann man tun, wenn der Ernstfall eintritt? Und kann man eigentlich vorsorgen?
Bin ich schon betroffen? Macht hier den Selbsttest!

Beantwortet die folgenden Fragen mit "Ja" oder "Nein":
1. Vergisst Du häufig wichtige Termine oder kannst Du den Alltag nur noch mit Erinnerungsnotizen organisieren?
2. Fällt es Dir schwer, den Alltag vorausschauend zu planen?
3. Hast Du zunehmend Probleme damit, alltägliche Aufgaben auszuführen und Dich an den Ablauf von Routineaufgaben zu erinnern?
4. Hast Du wiederholt Orientierungsprobleme in Deiner vertrauten Umgebung?
5. Hast Du Mühe, vertraute Gesichter wiederzuerkennen?
6. Fällt es Dir schwer, aktiv an einem Gespräch teilzunehmen oder einer Unterhaltung zu folgen?
7. Verlegst Du Gegenstände an ungewöhnliche Orte, weil Du nicht mehr genau weißt, wozu diese gut sind?
8. Hast Du Schwierigkeiten bei alltäglichen Entscheidungen, wie zum Beispiel der angemessenen Kleiderwahl (z. B. Winterstiefel im Sommer)?
9. Ziehst Du Dich zunehmend aus Deinem früheren sozialen Leben zurück?
10. Leidest Du an starken Stimmungsschwankungen und hast sogar den Eindruck, dass Dich Deine Persönlichkeit verändert?
Auswertung: Beantwortest Du eine oder mehrere Fragen mit "Ja" und existieren die Symptome über einen längeren Zeitraum, könnte das ein Anzeichen für eine beginnende Demenz sein. Zur Abklärung solltest Du Deinen Hausarzt aufsuchen.
Wichtig: Ein Selbsttest kann keinen Arztbesuch ersetzen!
Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e. V.
Eine frühe Diagnose kann die Symptome mindern

"Wichtig ist eine medizinische Diagnose, die so genau wie möglich durchgeführt wird", sagt Stephan Förster von der Landesinitiative Demenz (LID) Sachsen.
Denn auch andere Ursachen könnten ähnliche Symptome auslösen, so zum Beispiel Depressionen (Pseudodemenz). Anders als bei der echten Demenz lässt sich diese jedoch gut behandeln.
Bei der Diagnose helfen neuropsychologische Leistungstests in Form von Fragebögen, aber auch laborchemische Untersuchungen, zum Beispiel des Blutes.
Am meisten Aufschluss bringen bildgebende Verfahren wie MRT, CT oder PET (Positronen-Emissionstomografie). Auch das Nervenwasser kann untersucht werden.
Steht die Diagnose Demenz fest ...

Steht die Diagnose Demenz fest, sind Maßnahmen zur Stressreduzierung, Gestaltung eines positiven Umfelds und eines strukturierten Alltags förderlich.
Außerdem: "Bei einer frühzeitigen Diagnose lassen sich mithilfe sogenannter Antidementiva die Symptome mindern und der Verlauf hinauszögern", erklärt der Experte.
Dies funktioniere aber nur für einen begrenzten Zeitraum.
Gute Ergebnisse würden auch Ergo- und Physiotherapie, Logopädie, Musik-, Kunst- oder tiergestützte Therapien sowie die Aromatherapie liefern.
Doch kann man vorsorgen?

"Einen hundertprozentigen Schutz gibt es nicht", bedauert Stephan Förster.
Aber: "Je mehr Gehirnzellen jemand hat, desto länger dauert es, bis man den Verfall der Nervenzellen bemerkt."
So gibt es zwölf Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen: geringer Bildungsstand bzw. geistige Aktivität, Bluthochdruck, Schwerhörigkeit, Fettleibigkeit, Rauchen, Depression, körperliche Inaktivität (z. B. Sitzen), Diabetes, wenige soziale Kontakte, exzessiver Alkoholkonsum, Schädel-Hirn-Trauma und Luftverschmutzung.
Ungeklärt ist noch, ob eine Corona-Erkrankung das Risiko beeinflusst.
"Es gibt eine Studie, die auf einen möglichen Zusammenhang hinweist. Es muss jedoch weiter geforscht werden", sagt Förster.
Fördern, was noch geht ...

Damit demenzkranke Menschen so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, können sich Angehörige bei der Pflege unterstützen lassen.
Eine Möglichkeit bietet der Dresdner Luis Lay (53) mit seinem Unternehmen "LebensFREU(N).DE" an. Er ist zertifizierter Seniorenbetreuer.
"Es geht um die aktive Gestaltung von schönen Erlebnissen und gerade bei Dementen um die Teilhabe am normalen Leben", sagt der ehemalige Opernsänger, der bis 2015 an mehr als 45 Bühnen engagiert war.
22 Jahre lang hatte er in Musicals, Operetten und Opern gesungen. Dann sah er die Zeit für jüngere Leute gekommen.
"Ich wollte nach Dresden zurück und mir etwas Neues aufbauen", erzählt er. "Ich habe damals auf der Bühne den Menschen Freude bereitet und das mache ich jetzt eben in einem anderen Bereich. Ich habe den Schritt nie bereut."
"Ich musste lernen, das nicht zu nah an mich heranzulassen."

Während der vereinbarten Betreuungszeit geht er mit seinen Schützlingen spazieren, in die Sporthalle, ins Theater oder Dynamo-Stadion.
"Ich reise mit ihnen auch an ihre Lieblingsorte, an Plätze, die sie nochmal gerne sehen wollen oder Orte ihrer Jugend", beschreibt Luis Lay und betont: "Ich möchte den Menschen Qualitätszeit schenken. Es geht nicht darum, immer das Kranke herauszustellen, sondern welche Fähigkeiten gehen noch und wie fördert man die."
Auch in Pflegeeinrichtungen wird er häufig bestellt.
Doch bei aller Liebe zu seiner Arbeit: "Ich musste lernen, das nicht zu nah an mich heranzulassen. Denn Betreute sterben auch."
Mehr Informationen findet Ihr unter www.lebensfreun.de.
Hier findet man Hilfe
Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige in Sachsen:
- Landesinitiative Demenz Sachsen e. V. Alzheimer Gesellschaft
Telefon: 0351-81085122
www.landesinitiative-demenz.de - Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. - Selbsthilfe Demenz
Alzheimer-Telefon: 030 259 37 95 14
www.deutsche-alzheimer.de - Infos auch unter: www.demenz-in-sachsen.de
Informationen zur Pflege:
- PflegeNetz Sachsen
www.pflegenetz.sachsen.de - Pflegedatenbank
www.pflegenetz.sachsen.de/pflegedatenbank/
Demenz-Kurse:
- Initiative Demenz Partner
www.demenz-partner.de
Titelfoto: Robert Kneschke