Klimawandel: Virologe erwartet Denguefieber in Deutschland
Mainz - Die Zunahme von Viren-Erkrankungen ist nach Auffassung des Mainzer Virologen Bodo Plachter eine Folge von menschlichem Fehlverhalten gegenüber der natürlichen Umwelt.

Mit der menschengemachten Klimaerwärmung seien in Mitteleuropa auch Krankheiten zu erwarten, die bisher auf die Tropen beschränkt gewesen seien.
"Wir werden daher sehr wahrscheinlich erleben, dass sich zum Beispiel das Denguefieber auch bei uns verbreiten wird", sagte der Wissenschaftler im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Mainz.
Das Denguefieber ist eine in tropischen und subtropischen Gebieten vorkommende Viren-Erkrankung. Die Symptome ähneln mitunter einer schweren Grippe, auch innere Blutungen können vorkommen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf kann die Krankheit auch zum Tod des Patienten führen.
"Die Corona-Pandemie ist eine menschengemachte Katastrophe", sagte Plachter weiter. "Sars-CoV-2 konnte sich nur deshalb so stark verbreiten, weil wir immer tiefer in Bereiche vordringen, in denen Tiere leben, mit denen der Mensch zuvor kaum in Berührung kam."
Viele Wissenschaftler halten es für wahrscheinlich, dass es sich bei Covid-19 um eine Zoonose handelt, also um eine Infektionskrankheit, die zwischen Tier und Mensch in beide Richtungen übertragen werden kann.
Vermutlich wäre es nicht zur Pandemie gekommen, "wenn wir nicht einen so engen Kontakt mit Tieren gehabt hätten", sagte der kommissarische Direktor des Instituts für Virologie der Universitätsmedizin Mainz.
Virologe Bodo Plachter: "Viren wollen uns nicht krank machen"
"Wenn man den Lebensraum für Tiere immer weiter einengt, kommt der Mensch zunehmend in Kontakt mit den bei ihnen vorkommenden Krankheitserregern", fuhr Bodo Plachter fort. Bestes Beispiel seien die bei Schimpansen und Gorillas vorkommenden Vorläufer von HIV. "Viren, die auf den Menschen übertragen werden, können sich durch Mutationen an diesen neuen Wirt anpassen."
"Wir dringen immer weiter in natürliche Bereiche vor", sagte Plachter. "Die dort lebenden Tiere werden verdrängt und kommen dann wie Wildschwein und Fuchs in unsere Städte." Mit der Klimaerwärmung sei zu erwarten, "dass bestimmte Mückenarten bei uns im Winter überleben, die das bisher nicht konnten." Damit einher gehe die Verbreitung entsprechender Krankheiten, wie etwa das Denguefieber.
Die von Viren ausgehende Gefahr ist ganz unterschiedlich. "Viren wollen uns nicht krank machen", sagte Plachter. "Ihr einziges Ziel ist die Vermehrung und – wie überall in der Natur damit verbunden – die Erhaltung der eigenen Art."
Titelfoto: Andreas Arnold/dpa