45-Jähriger von Krankenhaus eingeäschert: Entsetzen bei muslimischer Glaubensgemeinde
Frankfurt am Main - Ein Frankfurter Krankenhaus hat einen muslimischen Patienten ohne Verständigung seiner Angehörigen eingeäschert und damit in höchstem Maße gegen die Bestattungsvorschriften des Islam verstoßen. Das Vorgehen bedauert das Krankenhaus mittlerweile.

"In unserem Haus ist der Umgang mit Verstorbenen unterschiedlicher Religionen klar geregelt", ließ das Sankt-Katharinen-Krankenhaus in einer Stellungnahme verlauten.
Normalerweise würde ein islamischer Seelsorger im Falle eines muslimischen Verstorbenen kontaktiert werden, falls die Angehörigen des Patienten nicht ermittelt werden können.
Die Voraussetzung hierfür ist laut dem Krankenhaus aber, dass der Patient entsprechende Angaben zu seiner Religionszugehörigkeit macht.
In diesem konkreten Fall hätten laut Angaben des St.-Katharinen-Krankenhauses allerdings keine Informationen bezüglich der Glaubensrichtung sowie der Nationalität des Verstorbenen vorgelegen.
Außerdem war es der Klinik aus bislang ungeklärten Gründen wohl nicht möglich, etwaige Angehörige zu ermitteln.
Der marokkanische Staatsangehörige machte wohl keine Angaben

Der 45-jährige Mann sei laut Bericht der Klinik am 20. Dezember 2021 ohne Papiere in das St.-Katharinen-Krankenhaus eingeliefert worden und habe keine Angaben zu Nationalität, Konfession oder Angehörigen gemacht.
Eine dringend notwendige Notfall-Operation habe der todkranke Patient abgelehnt und stattdessen das Krankenhaus am selben Tag verlassen.
Daraufhin sei er vor der Klinik zusammengebrochen und musste wieder stationär aufgenommen werden. Der laut einem Bericht des SWR marokkanische Staatsangehörige ist am Tag darauf verstorben.
Laut Sankt-Katharinen-Krankenhaus muss in solchen Fällen eine Bestattung innerhalb von 96 Stunden erfolgen.
"In der Regel wird für Verstorbene, zu denen keinerlei Informationen über Nationalität, religiöses Bekenntnis oder Angehörige vorliegen, die Feuerbestattung gewählt, da diese Kosten später auch von staatlichen Stellen übernommen werden. Ausdrücklich in Auftrag gegeben haben wir diese aber nicht", hieß es in der Erklärung des Krankenhauses.
Integrationssprecher der SPD kritisiert den Vorfall scharf
Turgut Yüksel, integrationspolitischer Sprecher der SPD im hessischen Landtag, fand klare Wort zu dem Vorfall: "Es ist nicht akzeptabel, ohne Nachfrage, Nachforschung und Erlaubnis der Familienangehörigen die Einäscherung eines Toten anzuordnen", betonte er am Freitag.
Er plädiert dringend für eine lückenlose Aufklärung des Falls. "Es ist ein wichtiges Zeichen für das gemeinsame Zusammenleben, den zahlreichen Angehörigen muslimischer Minderheiten in Frankfurt zu zeigen, dass ihre Rechte bei der Totenfürsorge in Zukunft umfassend und überall geachtet werden", so Yüksel weiter.
Auch das marokkanische Generalkonsulat sehe darin einen "eklatanten Regelverstoß" gegen die Bestattungsvorschrift des Islam und bittet die Sachlage aufzuklären, um die "Würde aller marokkanischen Bürger zu gewährleisten".
Die Ausländervertretung (KAV) der Stadt Frankfurt am Main hat des Weiteren den Frankfurter Magistrat dazu aufgefordert, zu ermitteln, wieso die Angehörigen nicht aufgesucht wurden oder Moscheegemeinden angefragt wurden.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa