Groteske Google-Panne: Hanau-Attentäter als Fußballspieler eingeordnet!

Hanau - Wie kann das denn passieren? Der Attentäter von Hanau, der neun junge Menschen aus rassistischen Motiven brutal ermordete, wurde von Googles Suchmaschine groteskerweise zuvorderst als Fußballerspieler beschrieben.

Googles Suchmaschine bezeichnete bis vor Kurzem den Hanauer Attentäter als Fußballspieler. Dies fiel einem Redakteur des Hessischen Rundfunks auf.
Googles Suchmaschine bezeichnete bis vor Kurzem den Hanauer Attentäter als Fußballspieler. Dies fiel einem Redakteur des Hessischen Rundfunks auf.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Drei Jahre ist das schreckliche Attentat von Hanau mittlerweile her, bei dem der paranoid-schizophrene Rechtsextremist Tobias R. in der Innenstadt plötzlich das Feuer eröffnete und gezielt auf Menschen mit Migrationshintergrund schoss. Später tötete er seine Mutter und richtete sich anschließend selbst.

Googelte man beispielsweise aus Recherchegründen nach besagter Person, so spuckte die Suchmaschine bis vor Kurzem noch die Beschreibung von R. als Fußballspieler aus, wie ein Redakteur des Hessischen Rundfunks jetzt bei eben solch einer Recherche herausfand.

Der vom hr geführte Radiosender "You FM" veröffentlichte hierzu einen entsprechenden Screenshot.

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Im kurzen Info-Feld namens Googles Knowledge Graph, das zuoberst angezeigt wird, werden Personen, über die weitere Informationen vorliegen, beispielsweise hinsichtlich ihrer Berufe oder Tätigkeiten kategorisiert werden.

Die Beschreibung als Fußballspieler erhalten demnach logischerweise nur ausgewiesene Fußballprofis wie Lionel Messi oder Thomas Müller. Da R. allerdings einstmals in der Jugend bei Eintracht Frankfurt und Kickers Offenbach spielte, schlussfolgerte der komplizierte Google-Algorithmus aus vorliegenden Zeitungsartikeln, dass die wahrscheinlichste Tätigkeit für die R. bekannt ist, wohl die des Fußballspielers sein muss. Wie jeder weiß, ist dem mitnichten so, weshalb der hr-Redakteur bei Google nachfragte, wie dieser groteske Umstand zu erklären sei.

Redakteur des Hessischen Rundfunks fragt bei Google nach, wie dieser Fauxpas zu erklären ist

Den genauen Ablauf ließ Google Deutschland gegenüber dem Hessischen Rundfunk offen, erklärte sich aber wie folgt: "Normalerweise funktionieren unsere Systeme gut, aber es gibt Fälle, in denen sie nicht die hilfreichsten Informationen anzeigen", so Pressesprecherin Enita Ramaj.

Suspekte Informationen im Knowledge Graph überprüfe man stetig und ergreife daraufhin "entsprechende Maßnahmen", führte Ramaj weiter aus.

Tatsächlich reagierte man beim US-amerikanischen Technologie-Riesen letztlich umgehend manuell und beschrieb R. nicht mehr als Fußballspieler, sondern als Kriminellen.

Titelfoto: Montage: Screenshot/Facebook/YOU FM, Rolf Vennenbernd/dpa

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