Kommentar zu gesenkten Spritpreisen: Ein Rabatt als Ablenkung

Leipzig - Am Mittwoch werden die Preise an den meisten Tankstellen des Landes erstmals spürbar sinken. In den Augen von TAG24-Kommentator Alexander Bischoff ist der Tankrabatt keine wirkliche Entlastung, sondern ein Taschenspielertrick der Politik, um von den wahren Ursachen der Preistreiberei abzulenken.

Vor der Steuersenkung stiegen die Preise noch einmal kräftig an - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Vor der Steuersenkung stiegen die Preise noch einmal kräftig an - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.  © Carsten Koall/dpa

Mag man mich auch für verrückt halten, aber ich habe am Montag meinen Diesel noch mal vollgetankt. Denn wenn es zu Pfingsten an die Ostsee geht, möchte ich für knapp 17 Cent Ersparnis pro Liter weder stundenlang an einer Zapfsäule anstehen, noch fieberhaft nach einer Tanke suchen, die überhaupt noch Sprit im Angebot hat.

Ja, die temporäre Steuersenkung ist zunächst eine Entlastung der privaten Haushaltskasse. Doch angesichts der galoppierenden Inflation sind die drei Monate billiger tanken nichts anderes als der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein.

Mich erinnert der Tankrabatt an "Brot und Spiele". Ein politisches "Geschenk" als Ablenkung von den wahren Ursachen der Preistreiberei. Aktuell wird der enorme Anstieg der Spritpreise von Politik und Mineralölkonzernen mit dem Ukraine-Krieg begründet.

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Doch ist das wirklich so? Richtig ist, dass nach dem Ausbruch des Krieges der Rohölpreis von 70 auf kurzzeitig 130 US-Dollar je Barrel schoss, sich aber seit Anfang April auf durchschnittlich 102 US-Dollar einpegelte (Quelle: Statista).

Was steckt wirklich hinter der Preistreiberei?

TAG24-Autor Alexander Bischoff sieht im "Tankrabatt" ein Ablenkungsmanöver der Politik von den wahren Ursachen der Preistreiberei.
TAG24-Autor Alexander Bischoff sieht im "Tankrabatt" ein Ablenkungsmanöver der Politik von den wahren Ursachen der Preistreiberei.  © Ralf Seegers

Und das hatten wir schon mal. Im Jahr der EU-Schuldenkrise 2012 schoss der Ölpreis auf über 109 Dollar.

Im bis dato "teuersten Tankjahr Deutschlands" kostete der Liter Superbenzin laut Statista im Schnitt 1,646 Euro, der Liter Diesel 1,489 Euro. Preise also, die wir heute nicht mal mit Tankrabatt erreichen werden.

Auch der internationale Spritvergleich zeigt, dass nicht der Ukraine-Krieg, sondern die Gier-Gemeinschaft von Staat und Mineralölkonzernen die hiesigen Preise bestimmt.

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Denn während der Deutsche am Montag durchschnittlich 2,19 Euro für den Liter Super und 2,02 Euro für Diesel zahlen musste, tankte der Durchschnitts-Europäer für 1,89 bzw. 1,84 Euro, der Ungar gar für 1,26 bzw. 1,42 Euro (Quellen: clever-tanken.de/benzinpreis.de).

Wer die Hauptursache für die Preistreiberei herausfinden will, muss nur auf die Internetseite des Bundesfinanzministeriums gehen.

Dort ist aufgeführt, dass je Liter Benzin 65,45 Cent Energiesteuer, 7,20 Cent CO₂-Abgabe, 0,27 Cent Erdölbevorratungsabgabe und Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent des Netto-Verkaufspreises an den Staat abzuführen sind.

Titelfoto: Bildmontage: Ralf Seegers, Carsten Koall/dpa

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