Esperance (Australien) - Als eine Familie eine Flasche mit Briefen an einem Strand in Westaustralien entdeckte, ahnte sie noch nicht, dass sie eine mehr als 100 Jahre alte Nachricht in den Händen hielt.
Deb Brown war mit ihrem Mann Peter und ihrer Tochter Felicity gerade dabei, den Wharton Beach nahe Esperance von Müll zu befreien, als sie zufällig auf einen uralten Schweppes-Glasbehälter stießen. "Diese kleine Flasche lag also einfach da und wartete darauf, aufgehoben zu werden", erinnert sich Brown laut AP News.
In der durchsichtigen Flasche fanden sie handgeschriebene Briefe von den zwei Soldaten Malcolm Neville (27) und William Harley (37). Datiert waren die Schriftstücke auf den 15. August 1916.
Die beiden Gefreiten waren damals vom südaustralischen Adelaide an die Westfront in Europa aufgebrochen. Dort sollten sie das 48. Australische Infanteriebataillon verstärken. "Möge es dem Finder genauso gut gehen wie uns im Moment", schreibt Soldat Harley fröhlich.
Neville richtet sein Wort an seine Mutter und erklärt, dass sie "überglücklich" wären, auch wenn das Schiff "schaukelt und schwankt". "Ich habe eine richtig gute Zeit, das Essen ist bisher wirklich gut."
Soldaten schreiben Flaschenpost: Über 100 Jahre später wird sie entdeckt
Die Flaschenpost selbst wurde wahrscheinlich abgeschickt, als sich die beiden Männer noch in einer Bucht vor Australien befanden. Finderin Deb vermutet, dass sie anschließend an Land geschwemmt und von Sanddünen begraben wurde. Die heftigen Wellen am Wharton Beach in den vorigen Monaten hätten das uralte Fläschchen dann wieder freigelegt.
Obwohl das Papier mittlerweile nass geworden war, konnten die Australier die mit Bleistift verfassten Briefe noch gut entziffern. "Ich glaube, wenn [die Flasche] im Meer gewesen oder so lange der Sonne ausgesetzt gewesen wäre, wäre das Papier durch die Sonneneinstrahlung zerfallen."
Brown informierte nach dem Fund die Angehörigen der Soldaten. Harleys Enkelin Ann Turner sei von der Entdeckung "völlig überwältigt" gewesen. "Wir können es einfach nicht fassen. Es fühlt sich wirklich wie ein Wunder an und wir haben das Gefühl, dass unser Großvater aus dem Jenseits nach uns ruft."
Ein Großneffe von Soldat Neville erklärt, dass die Familie durch die Flaschenpost wieder zusammengeführt worden ist. "Es klingt, als ob er sich sehr gefreut hätte, in den Krieg zu ziehen. Es ist einfach so traurig, was passiert ist."
Der damals 27-jährige Malcolm fiel nur ein Jahr später im Kampf. Sein Freund wurde zweimal verwundet, überlebte aber den Krieg. 1934 verstarb der Australier an Krebs, der offenbar durch einen Gasangriff der Deutschen in den Schützengräben verursacht worden war.