In diesem Land fordert die Regierung die Bürger auf, mehr zu saufen
Tokio - Es sind Probleme, die in Deutschland kaum vorstellbar sind: Weil junge Menschen in Japan so wenig Alkohol trinken, ruft die Regierung des ostasiatischen Landes nun eine drastische Kampagne ins Leben. "Sake Viva!" soll dafür sorgen, dass die Japaner wieder häufiger zum Sake-Glas greifen.

Doch warum die Aufregung - schließlich ist es doch aus gesundheitspolitischer Perspektive sicher nicht das Schlechteste, wenn die Menschen weniger Alkohol trinken?
Es geht mal wieder, wie so häufig, ums Geld! Wie die BBC berichtete, gehen Japan durch die aktuelle Entwicklung jede Menge Einnahmen flöten, weil weniger Alkohol-Steuer eingenommen werden kann.
Also kam der nationalen Steuerbehörde die Idee, einen Wettbewerb zu veranstalten, der die Japaner wieder dazu bringen soll, nun ja, mehr zu saufen.
Die "Sake Viva!"-Kampagne richtete sich laut BBC in erster Linie an 20- bis 39-Jährige. Egal, ob Sake, Bier, Wein, Shōchū oder Whisky - Hauptsache, die (jungen) Menschen kaufen mehr Alkohol.
Japanischen Medienberichten zufolge kommt das Ganze nicht bei allen gut an. Immerhin soll eine ungesunde Angewohnheit gefördert werden.
Steuereinnahmen brechen ein

Demnach gibt es allerdings auch schon viele, die sich an die Arbeit gemacht haben und versuchen, eine geniale Marketingstrategie zu entwickeln. Noch bis Ende September haben sie dafür Zeit.
Laut der Website der Kampagne haben die Japaner im Jahr 2020 weniger getrunken als im Jahr 1995. Der durchschnittliche Jahreskonsum pro Person sank von 100 auf 75 Liter.
1980 machten die Steuereinnahmen durch die Alkohol-Branche außerdem noch ganze fünf Prozent der gesamten Steuereinnahmen des Landes aus. 2020 waren es "nur" noch 1,7 Prozent.
Übrigens: das im Zentrum der Kampagne stehende Getränk Sake ist weder ein Schnaps noch ein Wein, auch wenn es im Deutschen gerne als "Reiswein" bezeichnet wird.
Herstellungstechnisch erinnert Sake viel eher einem Bier - nur mit wesentlich mehr Alkoholgehalt.
Titelfoto: AFP/Philip Fong