Lufthansa in der Klima-Kritik: "Grüne Flugzeuge sind nur die, die am Boden bleiben"

Frankfurt am Main - Die Lufthansa hat für ihren Kurs aus der Corona-Flaute breite Zustimmung der Aktionäre erhalten. Auf der virtuellen Hauptversammlung am Dienstag wurde aber auch einige Kritik an der Klima-Strategie des Airline-Konzerns laut.

Es geht wieder aufwärts mit der Lufthansa. Kritiker werfen dem Konzern aber "Greenwashing" vor.
Es geht wieder aufwärts mit der Lufthansa. Kritiker werfen dem Konzern aber "Greenwashing" vor.  © dpa/Sebastian Gollnow

Fondsgesellschaften wie Deka und Union Investment verlangten eine glaubwürdige Strategie des Unternehmens zum klimagerechten Umbau des Luftverkehrs.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr (55) zeigte sich optimistisch, möglicherweise schon vor 2025 wieder zu einem Angebot auf Vorkrisen-Niveau zu kommen. Zum Thema Nachhaltigkeit verwies er auf die laufende Flottenerneuerung mit effizienteren Flugzeugen, verbesserte Kompensationsangebote für die Passagiere und den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe.

Lufthansa werde die Emissionen bis 2030 halbieren und bis 2050 komplett CO2-neutral arbeiten. Ein Vertreter der Umweltorganisation Robin Wood warf Spohr hingegen "Greenwashing" und knallharte Lobbyarbeit vor. "Grüne Flugzeuge sind nur die, die am Boden bleiben."

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Andere Aktionärsvertreter wiesen auf den hohen Schuldenstand hin, nachdem Lufthansa die Staatshilfen mit neuen Krediten abgelöst hat.

"Die Herausforderung in den kommenden Jahren besteht nun darin, die Schulden zurückzubezahlen und gleichzeitig in eine effizientere und umweltfreundliche Flotte zu investieren", sagte der Nachhaltigkeits-Experte der Fondsgesellschaft Union Investment, Henrik Pontzen.

Lufthansa-Management soll Klimawandel "aktiv entgegentreten"

Die Lufthansa will ihre Flotte mit neuen Langstreckenjets wie der Passagiermaschine Boeing 787 erneuern.
Die Lufthansa will ihre Flotte mit neuen Langstreckenjets wie der Passagiermaschine Boeing 787 erneuern.  © Mic Smith/AP/dpa

Ähnlich sieht es Deka-Vertreter Ingo Speich: "Erst Corona, dann der Krieg in der Ukraine: Lufthansa ist seit zwei Jahren im Dauerkrisenmodus. Dennoch sollte das Management auch der dritten Krise unserer Zeit, dem Klimawandel, aktiv entgegentreten."

"Nach zwei Jahren Pandemie lassen wir die Krise heute mental hinter uns und blicken gestärkt in die Zukunft", sagte Spohr. Man sei besser durch die Krise gekommen als die meisten Wettbewerber und habe die Pandemie genutzt, um neue Stärken zu entwickeln.

2021 hatte das Unternehmen den Verlust auf rund 2,2 Milliarden Euro begrenzt. Hier wirkte vor allem der Rekordgewinn der Logistiktochter Lufthansa Cargo dämpfend. Der Umsatz erholte sich um ein Viertel auf 16,8 Milliarden Euro, erreichte damit aber nicht einmal die Hälfte des Vorkrisenjahres 2019.

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Beim Neustart hat Lufthansa einen gewaltigen Schuldenballast an Bord, will aber die Flotte auch wegen des geringeren Spritverbrauchs und CO2-Ausstoßes schnell erneuern. So kündigte der Konzern am Montagabend an, weitere 17 Langstreckenjets bei Boeing zu kaufen, darunter sieben Passagiermaschinen vom Typ 787 und zehn Exemplare der Frachtversion der 777.

Allerdings verzögert sich die Erneuerung der Flotte durch Produktions- und Zulassungsprobleme bei dem US-Hersteller.

Zwar hat Lufthansa 2021 die deutschen Staatshilfen getilgt, doch auf der anderen Seite auch viele neue Mittel am Kapitalmarkt aufgenommen.

Die Konzernkreditverschuldung wuchs in der Bilanz 2021 auf 16,7 Milliarden Euro. Die Nettofinanzverschuldung betrug 14,4 Milliarden Euro.

Titelfoto: dpa/Sebastian Gollnow

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