So ist es um die deutschen Feuerwehren bestellt - das brauchen unsere Kameraden jetzt!
Dresden/Berlin - Wie müssen die Löschzüge der Zukunft aussehen und die immer häufigeren Einsätze koordiniert werden? Wir fragten Karl-Heinz Banse (60), Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.

TAG24: Herr Banse, warum gibt es immer häufiger Waldbrände in Deutschland?
Karl-Heinz Banse: "Durch den Klimawandel ist es ein Stück weit trockener und wärmerer geworden, Hitzeperioden dauern länger als in der Vergangenheit. Zudem sind die Medien sensibilisiert, berichten über jeden noch so kleinen Feuerausbruch."
TAG24: Wie beurteilen Sie die Ausrüstung der Feuerwehren?
Banse: "Sie wurden grundsätzlich im Laufe von Jahrzehnten gut ausgestattet. Doch der Fahrzeugpark besteht vielerorts aus schweren Fahrzeugen ohne Allradantrieb. Sie sind leider nur bedingt einsetzbar in schwer zugänglichem Gelände bei Brandherden in Vegetationsgebieten mit Kiefernwäldern oder würden in Sandböden einsinken. Es fehlt oft an kleineren, geländegängigen Fahrzeugen. Dabei hat unsere Fachempfehlung schon vor drei Jahren genau definiert, wie ein optimales Fahrzeug beschaffen sein sollte."
TAG24: Wie schnell kann man solche geländegängigen Feuerwehrautos beschaffen?
Banse: "Derzeit nur schwer. Wegen der Krisen und Problemen bei der Beschaffung von Chips und Kabelbäumen hat sich die Auslieferungszeit nach einer Bestellung von durchschnittlich einem Jahr auf bis zu vier Jahre erhöht."
TAG24: Oft bleibt in unwegsamem Gelände also nur das Löschen aus der Luft als Mittel der Wahl?
Banse: "Löschhubschrauber sind tatsächlich ein probates Mittel. Die Bürokratie der Anforderungsgenehmigungen muss jedoch erheblich verringert werden, insbesondere beim Einsatz des ersten Hubschraubers im Brandfall. Das läuft derzeit noch über mehrere Instanzen."
Diese Hubschrauber brauchen die Feuerwehr-Kameraden

TAG24: Brauchen wir mehr Hubschrauber?
Banse: "Auf jeden Fall. Manche unserer Hubschrauber sind derzeit in Auslandseinsätzen aktiv."
TAG24: Welche Helikopter sind im Brandfall sinnvoll?
Banse: "Der Kauf von reinen Löschhubschraubern ist sicher nicht vertretbar. Besser wäre die Anschaffung von universell einsetzbaren Helikoptern mit größerer Tragkraft, die zur Brandabwehr mit Lasthaken und Winden nachgerüstet werden können. Damit könnten dann auch Rettungseinsätze wie beim Hochwasser im Ahrtal geflogen werden. Oder man bindet private Ressourcen mit ein. Ich habe zum Beispiel einmal bei einem Löscheinsatz in Schweden geholfen, den fünf Hubschrauber einer privaten Staffel aus Bayern unterstützten."
TAG24: Wie beurteilen Sie die aktuellen Einsätze in der Sächsischen Schweiz und in Brandenburg?
Banse: "Die Kollegen tun ihr Allerbestes, arbeiten an der Leistungsgrenze. Doch gerade deshalb sollte verstärkt das "Gemeinsame Kompetenzzentrum" des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) mit Sitz in Bonn eingebunden werden. Von dort kann einheitlich koordiniert werden, welche Einheiten wo im Einsatz sind oder welche Kontingente bei den Kreisfeuerwehrbereitschaften aus anderen Bundesländern nachbeordert werden müssen."

TAG24: Das BBK hat gerade einen neuen Chef bekommen. Klappt die Koordination jetzt besser als bei der Ahrtal-Katastrophe?
Banse: "Derzeit stehen viele Versprechen im Raum. Doch ob sie nachhaltig sind, wenn sich in drei Monaten die Brandlage entspannt hat, muss sich zeigen. In jedem Fall darf eine Einsatzleitung mit der Nachbeorderung von Kräften nicht abwarten, bis es brenzlig wird. Sonst nimmt man letztendlich auch den Feuerwehrleuten die Motivation."
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