Verheerender Waldbrand in Brandenburg: Lage außer Kontrolle!
Cottbus - Die Feuerwehr in Brandenburg kämpft weiter gegen einen großen Waldbrand im Landkreis Elbe-Elster. Die Situation ist weiterhin äußerst kritisch - auch am Dienstagnachmittag waren die Feuer noch außer Kontrolle!

Bei Rehfeld unweit der sächsischen Grenze stemmten sich am Dienstag 450 Einsatzkräfte gegen ein 850 Hektar, also fast 1200 Fußballfelder, großes Feuer.
Besonders betroffen sei die Region Kölsa-Siedlung in der Stadt Falkenberg (Elster), sagte ein Feuerwehrsprecher. Dort mussten phasenweise Hunderte Menschen dreier Ortschaften evakuiert werden.
Die Bewohner von Rehfeld und Kölsa können inzwischen zurück in ihre Wohnungen, sagte eine Sprecherin des Landkreises Elbe-Elster am Dienstagmittag. Für die Ortschaft Kölsa-Siedlung bleibe die Evakuierung jedoch bestehen.
Weitere Evakuierungen seien nicht erforderlich, sagte der Leiter des Verwaltungsstabes im Kreis Elbe-Elster, Dirk Gebhard.
Das Feuer hatte sich am Montag binnen kürzester Zeit ausgebreitet. Im Laufe des Einsatzes seien mindestens sieben Einsatzkräfte verletzt worden, vier von ihnen wurden wegen Rauchgasvergiftungen im Krankenhaus behandelt, teilte Kreisbrandmeister Steffen Ludewig mit. Zudem sei eine Ferkelzuchtanlage in Kölsa-Siedlung abgebrannt. Dabei seien viele Tiere verendet.
Bundeswehr-Einsatz wegen bislang größtem Waldbrand des Jahres in Brandenburg

Sorge bereiteten den Einsatzkräften angekündigte Windböen bis 60 Kilometer pro Stunde. "Alles steht und fällt mit der Wetterlage", sagte Kreissprecher Torsten Hoffgaard am Vormittag.
Zwei Löschhubschrauber der Bundeswehr unterstützen die Feuerwehren aus der Luft, drei weitere wurden erwartet. Ein Hubschrauber der Polizei half bei der Lageerkundung.
Die Löschhubschrauber entnahmen das Wasser aus einem nahegelegenen Badesee im Naherholungsgebiet Kiebitz, das Gewässer sei deshalb gesperrt worden, sagte der Kreissprecher. Die Hubschrauber können seinen Angaben zufolge pro Ladung jeweils 5000 Liter Wasser aufnehmen.
"Die Lage ist immer noch ernst. Wir haben immer noch Brandherde", erklärte Ludewig. Der Landesfeuerwehrverband hat das aktuell wütende Feuer als größten Waldbrand in diesem Jahr in Brandenburg eingeordnet.
Der Schwerpunkt der Löscharbeiten liegt in der Nähe des Gewerbegebietes Lönnewitz. Ein Panzer der Bundeswehr (Pionierpanzer "Dachs") soll Schneisen in den Wald brechen, um die Brandausbreitung zu verhindern.

Böschungsbrand schränkt Bahnverkehr den kompletten Dienstag ein

Die Brandfläche ist teilweise munitionsbelastet - auch deshalb ist ein Löschen aus der Luft notwendig. Durch Detonationen im Boden seien neue Munitions-Verdachtsflächen entdeckt wurden, die noch gar nicht in Karten verzeichnet gewesen seien, berichtete Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (62, CDU) vor Ort.
Einsatzkräfte können solche Flächen nicht betreten und nur von außen und aus der Luft löschen. Stübgen ging davon aus, dass die komplette Löschung des Großbrandes in Elbe-Elster noch Wochen dauern werde.
Die Deutsche Bahn hat wegen des großen Waldbrands derweil den Bahnverkehr zwischen Leipzig und Cottbus unterbrochen. Betroffen sei der Abschnitt zwischen Torgau und Falkenberg (Elster) der Linie RE10, sagte ein Bahn-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur am Dienstagmorgen.
Die Haltestellen entfallen, weil die Feuerwehr dort wegen eines Böschungsbrands im Einsatz sei. Ersatzweise sollten Busse zwischen Falkenberg (Elster) und Torgau fahren. Nach Twitter-Angaben der Bahn soll der Verkehr den gesamten Tag unterbrochen bleiben.

Zusammenhang zwischen Klimawandel und einzelnen Waldbränden schwer nachzuweisen

Laut dem Waldbrandexperten Philipp Haase unterscheidet sich der Großbrand in Brandenburg von anderen Bränden im Land. "Wir reden hierbei von einem Baumkronenbrand, das Feuer läuft von Krone zu Krone und findet sehr viel brennbares Material wie Nadeln", sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
Das Feuer brenne über den Spitzen der Bäume in einer Höhe von bis zu 25 Metern. Dort seien die Windgeschwindigkeiten auch höher als am Waldboden, die Flammen könnten sich schneller ausbreiten, so Haase.
Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und einzelnen Waldbränden nachzuweisen, ist laut Experten schwierig. Fest steht: Durch den Klimawandel gibt es mehr heiße Tage. Hitze allein löst zwar noch keine Waldbrände aus. Aber hohe Temperaturen, Trockenheit, geringe Luftfeuchtigkeit und Wind können das Risiko für Waldbrände steigern.
In Südeuropa, dem Norden Eurasiens, in den USA und Australien haben die Wahrscheinlichkeit von Bränden und die verbrannten Flächen wegen des Klimawandels zugenommen. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Tage mit hoher Waldbrandwarnstufe in Deutschland deutlich gestiegen.
Erstmeldung 26. Juli, 6.15 Uhr; Text aktualisiert: 17.57 Uhr
Titelfoto: Jan Woitas/dpa