Geplante Entführung von Karl Lauterbach: Spuren führen nach Sachsen
Flöha/Olbernhau/Koblenz - Bundesweite Razzia gegen eine rechte Telegram-Chatgruppe. Die Polizei durchsuchte insgesamt 20 Objekte in mindestens sechs Bundesländern. Darunter auch Wohnungen in Flöha und Olbernhau.

Der Koblenzer Generalstaatsanwalt Jürgen Brauer (65), federführend für die Maßnahmen, bestätigte die Durchsuchungen in Mittelsachsen und Erzgebirge.
"Auch hier wurden Beweismittel sichergestellt, die jetzt ausgewertet werden. In einem Fall wurden in Sachsen auch Waffen gefunden", so Brauer. Sichergestellt wurden dabei Datenträger, Computer und Handys.
Flöhas Oberbürgermeister Volker Holuscha (60, Linke) sagte auf Anfrage von TAG24: "Bisher kenne ich noch keine Details, aber sollten die Vorwürfe zutreffen, wäre das erschütternd für unsere Stadt."
Rund 70 Mitglieder aus der rechten Reichsbürgerbewegung und Anti-Corona-Gruppen sollen in der Telegram-Chatgruppe einen Staatsstreich geplant haben, wie die Polizei ermittelte.
Ziel der "Patrioten": eine Entführung und Chaos in Deutschland

So sollen die Mitglieder die Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (59, SPD) geplant haben. Die Entführung sollte unter dem Code-Namen "Klabautermann" laufen. Zudem habe die Gruppe, die sich "Vereinte Patrioten" genannt haben soll, Chaos in Deutschland anrichten wollen mit Sprengstoffanschlägen auf Stromnetze in Deutschland.
Nach Auskunft der Ermittler hätten die "Patrioten" bürgerkriegsähnliche Zustände in Deutschland herbeiführen wollen, um die demokratischen Regierungen zu stürzen. Insgesamt nahm die Polizei bei der Razzia offenbar vier Personen fest - in Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Bayern. Sie gelten als Hauptbeschuldigte.
Nach Angaben von Ermittlern seien die Umsturzpläne in der Chatgruppe in den vergangenen Tagen immer konkreter geworden. Nach Informationen des ARD-Magazins "Report" habe die Gruppe Waffen, Minen und Schutzausrüstung im Wert von mehreren Zehntausend Euro kaufen wollen.
Den Anfang sollten zwei Kalaschnikows und fünf Pistolen machen, die die Beschuldigten in Neustadt/Weinstraße kaufen wollten. Doch das Angebot war eine Falle der Ermittler, sagt "Report". Der Waffenkäufer wurde festgenommen. Die Festgenommenen kommen vor einen Ermittlungsrichter.
Titelfoto: Axel Heimken/dpa/123rf/lukassek