Katholikentag: Olaf Scholz, Luisa Neubauer und andere Promis kommen heute nach Stuttgart

Stuttgart - In Stuttgart wird am Mittwoch (18 Uhr) der 102. Deutsche Katholikentag eröffnet. Angesichts des Ukraine-Kriegs soll die Eröffnungsveranstaltung den Charakter einer Friedenskundgebung erhalten.

Einer der Gäste in Stuttgart: Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD).
Einer der Gäste in Stuttgart: Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD).  © Christian Charisius/dpa

Einer der Redner ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (66, SPD). Im Anschluss an die Eröffnung gibt es ein Straßenfest in der Innenstadt und einen "Abend der Begegnung", mit dem sich das gastgebende Bistum Rottenburg-Stuttgart vorstellt.

Veranstaltet wird der Katholikentag vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), der Vertretung der in den Gemeinden aktiven Gläubigen. Es ist also keine Veranstaltung der Bischöfe, sondern der Laien - der Nicht-Kleriker.

Das zehn Millionen Euro teure Glaubensfest umfasst beinahe 1500 Veranstaltungen, darunter Gottesdienste, Podien und Workshops.

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Gäste sind unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) und der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (74, Grüne), aber auch Klimaaktivistin Luisa Neubauer (26) und Moderator Eckart von Hirschhausen (54).

In Stuttgart wird weniger als ein Drittel der Teilnehmerzahl früherer Katholikentage erwartet. Zum letzten Katholikentag vor vier Jahren in Münster kamen 90.000 Menschen, jetzt wird mit 20.000 bis 30.000 gerechnet, hauptsächlich aufgrund der Corona-Pandemie.

Aber auch der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche und die allgemeine Entfremdung vieler Gläubiger von der Kirche könnten eine Rolle spielen. Umfragen zufolge genießt die katholische Kirche nur noch geringes Ansehen in der Bevölkerung.

Katholische Amtsträger verteidigen Papst-Haltung zur Ukraine

"Kriegstreiberei hat im Christentum keinen Platz", sagt Gebhard Fürst (73), Bischof von Rottenburg-Stuttgart.
"Kriegstreiberei hat im Christentum keinen Platz", sagt Gebhard Fürst (73), Bischof von Rottenburg-Stuttgart.  © Bernd Weissbrod/dpa

Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland haben Papst Franziskus (85) gegen den Vorwurf in Schutz genommen, sich bisher nicht klar vom Angriffskrieg des russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) auf die Ukraine distanziert zu haben.

Sie nehme wahr, dass sich der Papst bemühe, Gesprächswege offenzuhalten, und deshalb eine gewisse Rücksicht nehme, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp (66), am Mittwoch bei der Auftakt-Pressekonferenz zum Katholikentag in Stuttgart.

Sie nehme aber auch wahr, dass der Papst in einem Gespräch mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche klargestellt habe, dass er nicht der "Ministrant von Putin" sei.

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"Ich finde das schon ein klares Wort von ihm", sagte Stetter-Karp. "Vielleicht wie manches Mal bei Papst Franziskus ist es nicht ganz leicht, eine Linie und ein Entweder-Oder wahrzunehmen."

Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst (73), ging noch deutlich weiter als Stetter-Karp und behauptete, der Papst habe sich "sehr eindeutig" positioniert.

"Ich möchte in diesem Zusammenhang sagen, ich bin tief erschüttert, dass der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill sich in dieser Weise mit Putin gemein macht", sagte Fürst. "Kriegstreiberei hat im Christentum keinen Platz."

Frauen belästigt: Bätzing verteidigt Beförderung von Pfarrer

Georg Bätzing (61), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.
Georg Bätzing (61), der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.  © Sebastian Gollnow/dpa

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing (61), hat die Beförderung eines Pfarrers verteidigt, der Jahre zuvor zwei Frauen belästigt haben soll.

Der Vorfall liege schon viele Jahre zurück, und der Priester habe Reue gezeigt und sich entschuldigt, sagte Bätzing am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur am Rande des Katholikentags in Stuttgart.

Gleichzeitig betonte er: "Jede Art von Belästigung, von Übergriffigkeit, sowohl verbal als auch körperlich, ist ein No-Go. Und das akzeptiere ich in keinster Weise."

Durch die Zeit-Beilage "Christ & Welt" war am Dienstag bekanntgeworden, dass Bätzing in seinem Limburger Bistum einen Pfarrer trotz Vorwürfen sexueller Belästigung zum Bezirksdekan berufen hatte.

Der Priester soll im Jahr 2000 eine evangelische Pfarrerin in Ausbildung sexuell belästigt haben, später auch eine angehende Gemeindereferentin.

Bätzing sagte dazu, als er ins Bistum Limburg gekommen sei, habe sich eine Betroffene bei ihm gemeldet. Dadurch habe er erfahren, dass es vor Jahren einen Übergriff auf die Mitarbeiterin des Pastoralteams gegeben habe, sowohl verbal als auch körperlich. "Allerdings so, dass es weder vor dem staatlichen Recht noch kirchenrechtlich eine Straftat ist", betonte Bätzing. "Es handelt sich hier nicht um einen Missbrauch im Sinne der Leitlinien der katholischen Kirche."

Er habe dem Pfarrer gleichwohl unmissverständlich klargemacht, wie er zu seinem Verhalten stehe. "Er hat mir versichert, dass er seit vielen, vielen Jahren an dieser Situation leidet. Dass er nicht weiß, wie es dazu kommen konnte, sich schriftlich entschuldigt hat bei der Mitarbeiterin, dass das offenbar aber nicht zum Frieden führt."

Bätzing erteilte dem Pfarrer eine förmliche Ermahnung, eine Art Abmahnung. "Damit bin ich mit meinen Möglichkeiten an einem Ende."

Auf die Frage, warum er dann aber ausgerechnet diesen Pfarrer befördert habe, antwortete Bätzing: "Kann ich einen Priester, der vor 15 Jahren einen Fehler begangen hat, den er einsieht, für den er Reue zeigt, für den er um Entschuldigung gebeten hat und eine Strafe gezahlt hat - kann ich die unendlich lange vorhalten?"

Der hochbeliebte Pfarrer sei von der großen Mehrheit der Seelsorgerinnen und Seelsorger für die Funktion des Bezirksdekans vorgeschlagen worden. Als Bischof sei er diesem Votum letztlich gefolgt. "Es ist kein Fauxpas. Sondern ich habe im Abwägen der Gesamtsituation diese Entscheidung getroffen."

Aktualisiert: 22.08 Uhr

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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