Skandal-Kardinal Woelki erneut im Fokus: Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen ein

Köln - Die Staatsanwaltschaft Köln hat am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren gegen Kardinal Rainer Maria Woelki (66) eingeleitet.

Vergeht Rainer Maria Woelki (66) demnächst das jecke Lachen?
Vergeht Rainer Maria Woelki (66) demnächst das jecke Lachen?  © picture alliance / Federico Gambarini/dpa

Man sei von Amts wegen aktuell mit der Prüfung befasst, ob man nunmehr in förmliche Ermittlungen eintrete, teilte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am heutigen Mittwoch mit. Am Mittag dann das Update: Man wolle den Vorwurf der falschen eidesstattlichen Versicherung untersuchen, sagte Oberstaatsanwalt Willuhn. Der Kölner Stadt-Anzeiger hatte zuvor berichtet.

Die ehemalige Assistentin des Personalchefs im Erzbistum Köln, Hildegard Dahm, hat in einem Interview mit dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Mittwoch) gesagt, dass sie Woelki frühzeitig über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz (†78) informiert habe.

Sie habe es "nicht mehr ausgehalten [...], Dinge aus erster Hand zu wissen, die den öffentlichen Aussagen von Kardinal Woelki widersprechen, speziell zum Fall des früheren Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz", sagte Dahm.

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Dem 2019 gestorbenen Pilz werden Missbrauchsvorwürfe gemacht. Woelki hat in einem presserechtlichen Verfahren versichert, erst ab der vierten Juniwoche dieses Jahres mit dem Fall befasst worden zu sein.

Dahm sagte nun in dem Interview, sie habe im Januar 2015 persönlich eine Excel-Liste für Woelki erstellt mit allen damals aktuellen Missbrauchsfällen. Auf dieser Liste hätten 14 Namen gestanden, darunter der von Pilz.

Woelki weist Anschuldigungen von sich

Das Erzbistum Köln meldete sich nach dem Interview zu Wort.
Das Erzbistum Köln meldete sich nach dem Interview zu Wort.  © Oliver Berg/dpa

Nach Bekanntwerden des eingeleiteten Ermittlungsverfahrens meldete sich auch Woelki zu Wort und wies die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück.

"Auch dieser erneute Versuch, Kardinal Rainer Maria Woelki eine falsche Eidesstattliche Versicherung zu unterstellen, ist unbegründet", teilte das Erzbistum am Mittwoch mit. Dahm sage in dem Interview selbst, sie sei sich nicht sicher, ob sich Woelki eine von ihr erstellte Liste mit dem Namen von Pilz und anderen Missbrauchsverdächtigen angeschaut habe. "Sie weiß also gar nicht, ob der Kardinal diese, eine andere oder gar keine Liste gesehen hat, behauptet dieses aber einfach ins Blaue hinein", kritisierte das Erzbistum.

Woelki habe niemals versichert, dass der Name von Pilz nicht auf einer von wem auch immer erstellten Liste gestanden habe. Vielmehr habe er versichert, dass er dessen Akte nicht gekannt habe.

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Woelkis Sprecher sagte, er persönlich habe den Verdacht, dass der Kardinal vor seinem in der nächsten Woche anstehenden Besuch beim Papst in Rom "von interessierten Kreisen noch einmal mit uralten Geschichten, die längst geklärt sind, an den Pranger gestellt werden" solle.

Das Erzbistum werde jetzt arbeitsrechtliche Schritte gegen Dahm prüfen. "Denn diese hat aus dem sensiblen Bereich der Personalführung berichtet und dafür ihre Vertrauensstellung benutzt. Das ist streng untersagt und das kann kein Arbeitgeber dulden."

Originalmeldung vom 9. November 2022, 12.07 Uhr; zuletzt aktualisiert: 9. November 2022, 17.33 Uhr

Titelfoto: picture alliance / Federico Gambarini/dpa

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