Zu große Verluste eingefahren? Katholische Kirche will heikle Investments herunterfahren
Rom - Der Vatikan will sein Geld zukünftig nicht mehr in spekulative Investments anlegen.

Dies gelte ab dem 1. September für den Heiligen Stuhl und den Vatikanstaat, teilte der Vatikan am Dienstag mit.
Der neue Anlagekurs solle zu einer gerechteren und nachhaltigeren Welt beitragen und mit den Prinzipien der Lehre der Kirche vereinbar sein. Finanz-Aktivitäten sollten deshalb "produktiver Natur" sein und solche "spekulativer Natur" ausschließen, hieß es weiter.
Die Institutionen des katholischen Kirchenstaates sollen ihre Mittel für die Geldanlage der vatikanischen Güterverwaltung Apsa überstellen, teilte der Heilige Stuhl weiter mit.
Bei der Behörde flössen die Gelder dann zusammen und würden von ihr angelegt. Ein durch eine Kurienreform geschaffenes Gremium solle zukünftig über die Anlagestrategie entscheiden.
Mit der neuen Investmentrichtlinie regiert der Vatikan auf Finanzskandale der Vergangenheit. Zum Beispiel sorgte der verlustreiche Kauf einer Luxusimmobilie in London für Aufsehen, bei dem der Heilige Stuhl mehr als 100 Millionen Euro verlor.
Papst Franziskus (85) ordnete daraufhin die Zuständigkeiten innerhalb der Kurie neu.
Ominöse Luxusimmobilie in London

Am 1. Juli hatte der Kirchenstaat mitgeteilt, dass der Verkauf des Gebäudes im Stadtteil Chelsea für umgerechnet rund 215 Millionen Euro abgeschlossen sei. Käufer der Immobilie ist der US-Finanzinvestor Bain Capital.
Berichten zufolge hatte der Vatikan die Immobilie zwischen 2014 und 2018 für rund 350 Millionen Euro erworben - in der Hoffnung, durch eine Wertsteigerung Geld zu verdienen. Wegen des Deals wurde unter anderem erstmals ein Kardinal wegen Amtsmissbrauch und Veruntreuung angeklagt.
Die deutlich mehr als 100 Millionen Euro Verlust wurden durch finanzielle Reserven des Staatssekretariats ausgeglichen, wie der Vatikan weiter berichtete.
Zugleich wurde unterstrichen, dass dafür keine Gelder des Peterspfennigs verwendet wurden - also jene Spenden der Gläubigen weltweit, die für den Vatikan bestimmt sind.
Ein Vorwurf in dem aktuell laufenden Verfahren gegen Kardinal Giovanni Angelo Becciu (74) ist, dass für den Kauf des Gebäudes Gelder des Peterspfennigs verwendet wurden. Becciu streitet die Vorwürfe ab.
Titelfoto: Andrew Medichini/AP/dpa