12-Jähriger entführte Hund Oskar: Nun sucht ganz Berlin nach dem Vierbeiner

Berlin - Oskar: eine Stadt sucht einen Hund! Seit gut zwei Monaten sucht Familie Brandts aus Berlin-Pankow ihren Hund Oskar.

Jack Russell Terrier Oskar ist seit dem 9. September verschwunden. Er wurde von einem 12-jährigen Jungen in Pankow gestohlen und in Kreuzberg wieder freigelassen.
Jack Russell Terrier Oskar ist seit dem 9. September verschwunden. Er wurde von einem 12-jährigen Jungen in Pankow gestohlen und in Kreuzberg wieder freigelassen.  © Screenshot/Instagram/findetoskar (Bildmontage)

Der Jack Russell Terrier wurde von einem 12-jährigen Jungen vor einer Drogerie in Pankow gestohlen und in Kreuzberg wieder freigelassen.

Die vierköpfige Familie aus Pankow hat einen Finderlohn von 5000 Euro ausgelobt. Zahlreiche Berliner sind auf der Suche nach Oskar. Laut dem Verein Saving Soul Pfotensicherung Berlin stehen die Chancen, dass er nach Hause findet, gut.

Und tatsächlich: Die Familie habe endlich ein Lebenszeichen von dem kleinen Kämpfer bekommen, berichtete Felix Brandts vor wenigen Tagen auf Facebook und Instagram. Eine junge Frau habe den Hund im Stadtteil Prenzlauer Berg gesichtet.

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"Ein sehr erfahrener Spürhund hat es bei einem Einsatz zwei Tage später bestätigt, die Fährte von Oskar aufgenommen und zwei Standorte lokalisiert, an denen er sich länger aufgehalten haben muss. Bis jetzt haben wir ihn dort noch nicht wieder gesehen, beobachten aber diese Stellen", berichtet Brandts.

"Es ist ein Wahnsinn, wie viel Aufmerksamkeit wir von Anfang an bekommen haben. Hunderte Helfer sind auf der Suche nach Oskar und machen sogar Nachtschichten, wenn es eine Sichtung gab", sagt Friederike Brandts.

Der Jack Russell Terrier Oskar wird seit gut zwei Monaten vermisst

Verlust von Oskar besonders für vierjährige Tochter schmerzlich

Auf einem Zettel an einem Laternenpfahl in Prenzlauer Berg wird mit einem Finderlohn nach dem vermissten Hund Oskar gesucht. Zahlreiche Berliner helfen bereits bei der Suche nach der süßen Fellnase.
Auf einem Zettel an einem Laternenpfahl in Prenzlauer Berg wird mit einem Finderlohn nach dem vermissten Hund Oskar gesucht. Zahlreiche Berliner helfen bereits bei der Suche nach der süßen Fellnase.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

"Immer wieder gibt es neue Hinweise, dass Oskar gesehen wurde. Fotos oder Videos haben wir aber noch nicht bekommen", so Brandts.

Der Diebstahl ereignete sich am 9. September: Ihre Mutter habe den Hund mit zum Einkaufen genommen und vor einer Drogerie angeleint, erzählt Brandts. "Es waren nur vier Minuten. Als sie wieder aus dem Laden kam, war Oskar weg."

Direkt nach dem Verschwinden habe die Familie Aufrufe in den sozialen Medien gestartet. "Und wir haben 8000 Flyer gedruckt", erzählt die 31-jährige Projektmanagerin.

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Der Verlust sei schmerzlich für die ganze Familie. "Besonders aber für unsere vierjährige Tochter Leni. Sie fragt jeden Tag nach Oskar", so die Mutter zweier Mädchen.

"Man hört hin und wieder von Hunden, die verschwinden, während sie vor Supermärkten angebunden sind. Manche werden tatsächlich auch aus Wohnungen oder Gärten entwendet", berichtet Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund, der das Register Findefix für vermisste Tiere betreibt.

Der Junge, der den Hund gestohlen habe, sei inzwischen identifiziert worden. "Er ist immer wieder in Berlin unterwegs und nimmt fremde Hunde mit", erzählt Friederike Brandts.

Die Besitzer haben sogar einen Finderlohn ausgesetzt und von anfänglich 2500 auf 5000 Euro angehoben

Mit T-Shirt und Brathähnchen: Besitzerin geht ungewöhnliche Wege, um Oskar den Heimweg zu weisen

Hundehalterin Friederike Brandts sucht mit allen Mitteln nach ihrem geliebten Vierbeiner. Sie hat sogar ein T-Shirt von sich auf bestimmten Wegen an einem Band auf dem Boden entlanggezogen, damit der Hund den Geruch von seinem Frauchen aufnehmen und verfolgen kann.
Hundehalterin Friederike Brandts sucht mit allen Mitteln nach ihrem geliebten Vierbeiner. Sie hat sogar ein T-Shirt von sich auf bestimmten Wegen an einem Band auf dem Boden entlanggezogen, damit der Hund den Geruch von seinem Frauchen aufnehmen und verfolgen kann.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Inzwischen seien Menschen auf den Jungen aufmerksam geworden, der auch nach Oskar weitere Hunde entführte. Die Hunde seien wieder zu ihren Besitzern gebracht worden. Insofern habe die öffentliche Suche nach Oskar auch schon positive Ergebnisse gebracht.

"Ich hoffe sehr, dass wir Oskar wiederfinden. Dann ist die Familie wieder im Lot", sagt Brandts. Der Hund gehöre seit sieben Jahren dazu.

Es sei gut möglich, dass Oskar auch über eine kilometerlange Distanz nach Hause finde, machen Vorstandsmitglieder des Vereins Saving Soul Pfotensicherung Berlin Hoffnung. "Das erleben wir immer wieder."

Um Oskar die Suche nach seinem Zuhause zu erleichtern, hat Friederike Brandts Duftspuren gelegt. Sie hat unter anderem ein T-Shirt von sich auf bestimmten Wegen an einem Band auf dem Boden entlanggezogen, damit der Hund den Geruch von seinem Frauchen aufnehmen und verfolgen kann.

Außerdem hat sie sein Lieblingsfutter mit Wasser vermischt und die Flüssigkeit auf die Wege gesprüht. "Und ich habe tatsächlich auch ein Brathähnchen vom Händler unseres Vertrauens an einem Band auf dem Weg langgezogen. Alle Hunde lieben Brathähnchen", erzählt Brandts.

Familie Brandts berichtet bei Instagram von einem Lebenszeichen ihrer geliebten Fellnase

Vereine wie Saving Soul Pfotensicherung oder Tasso unterstützen bei der Suche nach vermissten Hunden

Friederike Brandts tut alles, um das fehlende Familienmitglied wiederzufinden.
Friederike Brandts tut alles, um das fehlende Familienmitglied wiederzufinden.  © Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Der Verein Saving Soul Pfotensicherung unterstützt Halter bei der Suche nach ihren Hunden. "Es gibt schrecklich viel zu tun. Es ist eine Katastrophe", heißt es dort. Täglich meldeten sich Besitzer, deren Hunde entlaufen seien.

Seit der Coronapandemie, in der viele Menschen sich Haustiere zulegten, habe sich das Problem laut Angaben des Vorstandes verstärkt. "Oft sind es Tiere aus dem Ausland, die auch noch extreme Angsthunde sind." Die Besitzer seien oft unerfahren. "Sie passen nicht hinreichend auf oder leinen ihre Hunde nicht an."

Der Verein Tasso registrierte 2020 bundesweit beispielsweise rund 33.000 vermisste Hunde. Bei dem Verein können Halter ihre Tiere registrieren und markieren lassen, sodass Finder die Halter schnell ermitteln können.

Rund 31.830 Hunde habe Tasso in demselben Zeitraum wieder mit ihren Menschen zusammengebracht. Doch nicht alle seien auch im Jahr 2020 entlaufen, berichtet Referentin Sonja Slezacek.

Rauhaardackeldame Schnipsel seit Ende 2018 in Berlin verschwunden

In Berlin wird bereits seit Ende 2018 die Rauhaardackeldame Schnipsel vermisst. Es bleibt zu hoffen, dass Oskar dieses Schicksal nicht teilen muss und schnell den Weg nach Hause findet.
In Berlin wird bereits seit Ende 2018 die Rauhaardackeldame Schnipsel vermisst. Es bleibt zu hoffen, dass Oskar dieses Schicksal nicht teilen muss und schnell den Weg nach Hause findet.  © Screenshot/Instagram/findetoskar (Bildmontage)

Für das plötzliche Verschwinden eines Tieres gebe es verschiedene Gründe. "Das kann eine verlockende Fährte sein, ein furchteinflößendes Geräusch oder die aus Versehen offen gelassene Tür", so Slezacek.

"Neugier, Freiheitsdrang, Jagdtrieb, Erschrecken und Angst, oder auch eine Verunsicherung durch eine neue beziehungsweise ungewohnte Umgebung bei Umzug, Urlaub oder auf Reisen", ergänzt sie.

In Berlin machte ab Ende 2018 bereits die Suche nach Rauhaardackeldame Schnipsel Schlagzeilen. Sie wurde vermutlich am Havelufer gestohlen. Vor allem Trittbrettfahrer, die nach vermeintlichen Funden des Hundes Geld erpressen wollten, machten der Familie zu schaffen.

"Leider haben wir Schnipsel nicht wiedergefunden. Die Ungewissheit, die bleibt, ist scheußlich", berichtet Maxi Schwebig heute. Damals hatte sie die Suchaktion für den Hund ihrer Mutter gestartet. Der Aufruf ist noch immer auf Facebook zu finden.

"Auch wir haben schon sehr dämliche Anrufe bekommen", sagt Friederike Brandts. Ernsthafte Erpressungsversuche seien aber noch nicht darunter gewesen.

Titelfoto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa, Screenshot/Instagram/findetoskar (Bildmontage)

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