Tierschutz-rechtliche Mängel: Wie geht es weiter mit dem Wildpark Weißewarte?

Weißewarte - Tierschutzrechtliche Mängel brachten den Wildpark Weißewarte im Norden Sachsen-Anhalts in die Negativ-Schlagzeilen. Wie geht es weiter in der Einrichtung, die zeitweise geschlossen werden musste?

Der Wildpark Weißewarte im Norden Sachsen-Anhalts stand in den letzten Monaten unter heftiger Kritik.
Der Wildpark Weißewarte im Norden Sachsen-Anhalts stand in den letzten Monaten unter heftiger Kritik.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Im vergangenen Jahr sorgten Streit und Probleme im Wildpark für Kritik. Ein Betreiberverein konnte die gesetzeskonforme Bewirtschaftung nicht gewährleisten. Wegen erheblicher tierschutzrechtlicher Mängel schritt die Aufsichtsbehörde des Landkreises Stendal ein.

Nach zeitweiser Schließung drohte sogar das endgültige Aus. Mit der Übernahme durch eine eigens gegründete gemeinnützige Betriebsgesellschaft wurde das Schlimmste zunächst abgewendet.

Nach der Abstellung der gravierendsten Mängel erteilte der Landkreis der Gesellschaft eine vorläufige Zoogenehmigung für den befristeten Weiterbetrieb bis Ende September und stellte die dauerhafte in Aussicht, sobald alle Mängel beseitigt sind.

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Nun tickt die Uhr, denn die endgültige Entscheidung steht noch aus. Aus der Kreisverwaltung kommen versöhnliche Signale. "Ich sehe die Entwicklung des Wildparks positiv", sagt Landrat Patrick Puhlmann (39, SPD).

Betriebsleitung: "Wir haben alles getan, was uns in der Zeit möglich war."

Der Park musste vorübergehend schließen, nun sollen große Veränderungen stattfinden.
Der Park musste vorübergehend schließen, nun sollen große Veränderungen stattfinden.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Viele der notwendigen Forderungen seien bereits umgesetzt worden. Das betreffe zum Beispiel das Personal, also die Sachkunde, die Unterbringung der Tiere oder die Fütterung.

"Wir sind regelmäßig im Gespräch mit den Betreibern, geben Hinweise und machen deutlich, dass sie noch einige Dinge abschließend klären müssen", so der Landrat. Der Antrag vom Mai dieses Jahres befinde sich weiter in Bearbeitung. Dem Ergebnis könne nicht vorgegriffen werden.

"Wir haben alles getan, was uns in der Zeit möglich war. Ich bin positiv gestimmt, dass wir grünes Licht bekommen", zeigt sich die Betriebsleiterin optimistisch. Jedoch wachse von Tag zu Tag die Ungeduld. Ohne das amtliche Okay kann sie nicht für die Zukunft planen. "Die aktuelle Saison ist für größere Projekte bereits verloren", bedauert sie.

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Die studierte Tierärztin, die Erfahrungen im Ausland und in deutschen Zoos sammelte, hat einiges mit der Anlage vor und bereits ein Konzept in der Schublade. Sie möchte aus dem Wildpark eine anerkannte zoologische Einrichtung machen, die sowohl Besuchern als auch fachlich interessiertem Publikum etwas bietet.

Dazu soll der Wildpark nach Kontinenten gestaltet werden und neben europäischen Tieren auch welche aus Nordamerika, Nordasien sowie einige Exoten aus Südamerika und Australien aufnehmen. Alles Arten, die mit dem hiesigen Klima klarkommen. So könnten wie Hirsch und Damwild künftig auch Muntjak, Takin oder Wisent durch die Weißewarter "Wildnis" streifen.

"Ein Dickhäuter-Haus wollen wir nicht bauen", betont die Betriebsleiterin. Gern würde sie sich an Zucht- und Auswilderungsprogrammen für seltene, vom Aussterben bedrohte Arten beteiligen.

Über 400 Tiere wohnen im Wildpark

Geschäftsführerin Victoria Alex blickt optimistisch auf die Zukunft des Wildparks.
Geschäftsführerin Victoria Alex blickt optimistisch auf die Zukunft des Wildparks.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Auch dem Bildungsauftrag misst Alex große Bedeutung zu. Heimische Nutztiere sollen auf einer als Bauernhof gestalteten Anlage hautnah erlebbar sein. "Manche Kinder wissen wirklich nicht, wo die Milch herkommt oder glauben, Kakao komme von braunen Kühen", gibt sie Reaktionen von Besuchern wieder. Erstes Vorhaben soll eine begehbare Vogel-Voliere sein.

"Für solche Projekte haben wir den Platz", sagt Alex. "Was uns fehlt, sind die Erlaubnis und das Geld." Damit nennt die Betriebsleiterin das zweite große Thema, das ihr Kopfzerbrechen bereitet. Denn die Inflation macht auch um die Tiere keinen Bogen. Preissteigerungen in allen Bereichen machen kostendeckendes Wirtschaften schier unmöglich.

Die Einheitsgemeinde Tangerhütte, die alleiniger Träger der Gesellschaft ist, hat für dieses Jahr einen Zuschuss von 100.000 Euro gewährt. Alex hofft, dass der Stadtrat auch weiterhin zum bedeutendsten Naherholungszentrum der Region stehen wird.

Der Wildpark Weißewarte ist der größte seiner Art in Sachsen-Anhalt. Er beherbergt rund 400 Tiere aus 50 Arten auf einem Gelände von rund 15 Hektar. Ein großer Spielplatz macht die 1973 eröffnete Anlage zu einem beliebten Ausflugsziel besonders für Familien. Zahlreiche Veranstaltungen, wie Wildparkfest, Lichterfest und Flohmärkte locken zudem alljährlich zahlreiche Besucher.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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