Auch Tiere geraten unter Beschuss: So schlimm leiden nicht nur Hunde und Katzen im Krieg

Hamburg - Kriege bringen nicht nur unsägliches Leid über die Menschen, auch die Tierwelt bekommt den Terror bewaffneter Konflikte auf dramatische Weise zu spüren.

Heimtiere in Krisengebieten werden oft alleine zurückgelassen.
Heimtiere in Krisengebieten werden oft alleine zurückgelassen.  © International Fund for Animal Welfare

Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des International Fund for Animal Welfare (IFAW). In Deutschland hat die weltweit tätige Tierschutzorganisation ihren Sitz in Hamburg.

Animals, People and War: The Impact of Conflict untersuchte die verheerenden Folgen für die Bevölkerung, die Haus- und Hoftiere sowie die Zoo- und Wildtiere.

Azzedine Downes, CEO des IFAW, wertet die Ergebnisse der Studie als klares Signal an die Politik: "Die Lebensbedingungen und das Schicksal von Tieren und Menschen sind eng miteinander verknüpft. Neben der humanitären Hilfe, die natürlich Priorität hat, brauchen wir dringend ein nachhaltiges und effektives Maßnahmenpaket zum Schutz der Tiere."

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Krieg und Zerstörung hinterlassen ihre Spuren vor allem bei Haus- und Hoftieren, die eng mit den Menschen verbunden sind. Sterben oder fliehen ihre Besitzer, steigt die Streunerpopulation verwaister Haustiere rapide an.

Auf sich gestellte Hunde und Katzen sind besonders anfällig für Krankheiten, bei vielen zeigen sich posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS).

Tier- und Umweltschutz werden in Kriegszeiten nahezu eingestellt

Nicht ohne mein Haustier: Viele aus der Ukraine Geflüchtete bringen ihre Lieblinge mit. An den polnischen Grenzübergängen gibt es Hilfe für Mensch und Tier.
Nicht ohne mein Haustier: Viele aus der Ukraine Geflüchtete bringen ihre Lieblinge mit. An den polnischen Grenzübergängen gibt es Hilfe für Mensch und Tier.  © International Fund for Animal Welfare

Hoftiere wie Kühe oder Schweine verlieren ihr Leben oft auf grausame Weise durch Beschuss ihrer Stallungen oder Landminen. Ihr Verlust hat zudem gravierende Auswirkungen auf die Versorgungslage des Landes.

Dramatisch ist auch die Lage für Wildtiere. Viele verlieren ihre angestammten Lebensräume, gleichzeitig konkurrieren sie mit Menschen um Nahrung, Wasser und Obdach. Da viele Maßnahmen zum Tier- und Umweltschutz in Kriegszeiten eingestellt werden, nehmen Wilderei und Wildtierhandel zu.

Vielen Zootieren droht der Hungertod, nach der Auswilderung durch fliehendes Pflegepersonal können sie sich in freier Wildbahn nicht selbst versorgen.

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Auf Basis dieser dramatischen Zustände für die von Krieg bedrohte Tierwelt hat der IFAW Empfehlungen an die Politik formuliert, darunter beschleunigte Verfahren zum grenzüberschreitenden Transport von Haus- und Hoftieren bei Konflikten. Außerdem die Einbeziehung von Haus- und Hoftieren in alle Planungen zur Unterbringung und Versorgung von Geflüchteten sowie die Anerkennung des Menschenrechts auf eine gesunde Umwelt.

Vor diesem Hintergrund hat sich der IFAW für die Versorgung von Tieren Geflüchteter aus der Ukraine eingesetzt. Das Tierhilfecamp der Organisation am Grenzübergang Medyka in Polen und Veterinäre am Bahnhof Przemysl haben tierärztliche Versorgung, Haustierzubehör und Futter angeboten.

Das Zelt ist mittlerweile abgebaut, weil die Zahl der Geflüchteten nachließ, die Tierärzte am Bahnhof sind weiterhin im Einsatz.

Titelfoto: International Fund for Animal Welfare

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