Hunderte Leichen in den Straßen vor Kiew: EU will russische Gräueltaten vor Gericht bringen
Butscha - Immer wieder dementiert der Kreml, im Ukraine-Krieg Zivilisten anzugreifen. Doch nach dem Teilabzug der Russen sprechen die Bilder aus den Vororten von Kiew eine andere Sprache: Auf den Straßen liegen Leichen. Unschuldige, wehrlose Menschen. Willkürlich und brutal hingerichtet. Von den Besatzer-Soldaten, sagen überlebende Anwohner.
Nach einem Monat Belagerung haben ukrainische Truppen am Wochenende den Ort Butscha nordwestlich von Kiew zurückerobert - und sie fanden zahlreiche tote Zivilisten. 280 Leichen seien in einem Massengrab beigesetzt worden, teilte Bürgermeister Anatoly Fedoruk mit.
Viele von ihnen wurden von russischen Soldaten erschossen, twitterte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak.
Einige der Leichen sollen Schusswunden im Kopf gehabt haben, ihre Hände hinter dem Rücken zusammengebunden gewesen sein. Sie alle hätten zivile Kleidung getragen.
"Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar", schrieb er. "Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?"
Die Echtheit der Bilder konnte bislang nicht von unabhängiger Seite geprüft werden.
Kriegsverbrechen und russischer Völkermord werden untersucht werden: EU sammelt Beweise
Doch auch westliche Reporter vor Ort, wie Steffen Schwarzkopf von "n-tv", sprachen mit Anwohnern, deren Berichte sich decken. Auch sie erzählen von russischen Massakern und Vergewaltigungen durch Besatzer-Truppen.
EU-Ratspräsident Charles Michel (46) macht Wladimir Putins (69) Armee für die "Gräueltaten" rund um Kiew verantwortlich.
Der belgische Politiker warf den russischen Truppen via Twitter vor, in Butscha ein "Massaker" angerichtet zu haben.
Er sei "erschüttert" über die Bilder. Die EU werde beim Sammeln von notwendigen Beweisen helfen, um die Verantwortlichen vor internationale Gerichte zu stellen.
Zugleich kündigte er weitere EU-Sanktionen gegen Russland und Unterstützung für die Ukraine an.
Diese Kriegsverbrechen und der Völkermord der Invasoren müsse untersucht werden - das fordert auch die britischen Außenministerin Liz Truss (46).
Titelfoto: dpa/Mykhaylo Palinchak