Kommentar: Weshalb Waffen-Lieferungen an die Ukraine vielleicht die falsche Idee sind

TAG24-Redakteur Florian Gürtler befasst sich in seinem Kommentar mit der Frage, ob es sinnvoll ist, Waffen an die Ukraine zu liefern, um den Angriffskrieg der russischen Armee gegen das Land zu beenden.

Krieg ist immer ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Für den Angriffskrieg der russischen Armee gegen die Ukraine gilt das selbstverständlich auch, aber ist es deshalb wirklich richtig, nun noch mehr Waffen in die Region zu liefern? Eine Antwort auf diese Frage zu finden ist nicht einfach. Sie freiheraus und mit kriegerischem Pathos mit "Ja" zu beantworten ist in jedem Fall falsch.

Ein brennender, gepanzerter Mannschaftswagen in der ukrainischen Stadt Charkiw – die Kämpfe in dem Land dauern schon mehrere Tage an.
Ein brennender, gepanzerter Mannschaftswagen in der ukrainischen Stadt Charkiw – die Kämpfe in dem Land dauern schon mehrere Tage an.  © Marienko Andrew/AP/dpa

Natürlich sind die Ukraine und ihre Bevölkerung in diesem Konflikt die "Opfer", natürlich sind der russische Staat und seine Truppen die "Täter" und der erste emotionale Impuls sagt wohl den meisten von uns, dass es richtig ist, den "Opfern" gegen eine ungerechte Aggression zu helfen.

Aber helfen mehr Waffen den Menschen in der Ukraine wirklich?

Klar ist: Der Krieg in dem osteuropäischen Land wird mehr und mehr zu einem sogenannten Stellvertreterkrieg. Offiziell kämpfen Russland und die Ukraine gegeneinander, doch zugleich sind auch die USA und die Nato ganz klar Parteien in diesem Konflikt – und es ist fraglich, ob deren Ziele wirklich das Beste für die Menschen in der Ukraine sind.

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Denn mehr Waffen in die Region zu bringen wird die Kämpfe in keinem Fall sofort beenden, sondern in die Länge ziehen.

Vielleicht rechnen Militärstrategen damit, dass ein immer höher werdender Blutzoll der russischen Truppen zum Rückzug derselben führt, oder dass dadurch der Widerstand in Russland gegen den Angriffskrieg so groß wird, dass schließlich Präsident Putin (69) und seine Entourage keine Wahl mehr haben, als die Kämpfe zu beenden.

Doch dabei wird eine Sache übersehen: Bis dies eventuell irgendwann passiert, sterben auch Ukrainer, werden ukrainische Städte zerschossen und bombardiert.

"Waffen schaffen letztendlich nur Krieg, Zerstörung und Tod – Frieden wird mit Verhandlungen erreicht"

TAG24-Redakteur Florian Gürtler lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.
TAG24-Redakteur Florian Gürtler lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.  © Florian Gürtler

Alle, die nun mit neu entfachtem Krieger-Mut in Deutschland oder anderen westlichen Staaten zum entschlossenen Kampf gegen Russland aufrufen, sollten daher stets bedenken, dass es nicht ihr Land ist, das als Schlachtfeld fungiert.

Es kann wohl mit einigem Recht vermutet werden, dass sich die allermeisten Menschen in der Ukraine vor allem eines wünschen: ein möglichst rasches Ende der Kämpfe.

Die westlichen Staaten haben mit ihren Sanktionen gegen Russland bereits zu sehr mächtigen Waffen gegriffen. Es brächte der ukrainischen Bevölkerung vermutlich mehr, wenn die Staaten diese Maßnahmen in ganzer Härte einsetzten und zugleich Diplomaten schickten.

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Waffen schaffen letztendlich nur Krieg, Zerstörung und Tod – Frieden wird mit Verhandlungen erreicht.

Titelfoto: Montage: Marienko Andrew/AP/dpa, Florian Gürtler

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