Schon ein halbes Jahr Krieg in der Ukraine: Europa begeht düsteres Jubiläum
Kiew - Am Mittwoch begeht Europa einen düsteres Jubiläum: Ein halbes Jahr dauert dann schon Russlands Krieg gegen die Ukraine. Die Ukrainer verteidigen sich tapfer, die Russen verbuchen aber auch Erfolge. Eine Lösung ist noch immer nicht in Sicht. Ein Rückblick.
Nur wenige Stunden des 24. Februars veränderten ganz Europa: Als Wladimir Putin (69) seine Panzer über die Grenze schickte, löste die NATO ihre Verteidigungspläne für Osteuropa aus; die EU beschloss erste Sanktionen, Deutschland zeichnete die "Zeitenwende" und steckte 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr.
Nicht nur die bekommt Milliarden. Die westliche Geld- und Waffenunterstützung führte dazu, dass die Ukraine den Vormarsch der Russen stoppen konnte - und nicht, wie oftmals vermutet, binnen weniger Wochen gefallen ist.
Trotzdem stehen inzwischen rund 20 Prozent des Staatsgebiets nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle, die Krim eingeschlossen.
Laut Kreml läuft die "militärische Spezialoperation" nach Plan. Doch die Sanktionen setzen ihrer Wirtschaft schwer zu.
Die NATO, die Russland zurückdrängen wollte, haben in Finnland und Schweden zwei neue starke Militärpartner gefunden.
Krieg in der Ukraine: Liegt Russland deutlich hinter dem Zeitplan?
Die ganze "Operation" liegt nach einer Analyse des russischen Experten Andrej Perzew deutlich hinter Zeitplan. Putin hingegen sagte zuletzt, Russland habe noch gar nicht richtig losgelegt.
Der Kremlchef muss sich demnächst überlegen, ob er die Generalmobilmachung ausruft. Denn Soldaten-Nachschub fehle, wie auch russische Zeitungen berichten.
Dann müsste er seine "Militäroperation" aber auch offen Krieg nennen - was die NATO beunruhigen dürfte. Generalleutnant Jürgen-Joachim von Sandrart (60), General der NATO-Bodentruppen in Nordosteuropa, betonte zuletzt dass das Bündnis "kaltstartfähig und verteidigungsbereit" sei.
Laut den letzten Zählungen der UN sind seit dem 24. Februar allein 5158 Zivilisten gestorben, darunter 356 Kinder.
Titelfoto: Montage: Evgeniy Maloletka/AP/dpa, Aleksey Nikolskyi/Sputnik/dpa