Ukraine-Krieg im Liveticker, Tag 112: Selenskyj nimmt Einladungen zu Gipfeln von Nato und G7 an
Kiew (Ukraine) - Seit inzwischen 112 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Bahnt sich ein Drama wie in Mariupol an? In Bunkern unter einem Chemiewerk in der Ostukraine sitzen Hunderte Zivilisten fest. Russland will ihnen offenbar die Flucht ermöglichen. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es Ihr hier im TAG24-Liveticker.

Die Ukraine hat von ihren ausländischen Partnern erneut moderne Raketenabwehrwaffen angefordert, um russische Angriffe aus der Distanz zurückschlagen zu können. Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) kündigte noch für diese Woche wichtige Gespräche über die Beschaffung solcher Systeme an.
Er sagte nicht, mit wem er sprechen werde - es seien aber nicht nur europäische Politiker. "Wir wiederholen gegenüber unseren Partnern, dass die Ukraine moderne Raketenabwehrwaffen benötigt", sagte er.
In der Ostukraine dauerten die erbitterten Kämpfe um die Großstadt Sjewjerodonezk an. Russland kündigte für Mittwoch die Schaffung eines humanitären Korridors an. Durch diesen sollen sich Zivilisten in Sicherheit bringen können, die im örtlichen Chemiewerk Azot Zuflucht gesucht haben.
In den Kellern unter dem Werk werden dem Verteidigungsministerium in Moskau zufolge 540 bis 560 Zivilisten vermutet.
Die wichtigsten Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Dienstag nachlesen. Alle Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Mittwoch, 15. Juni, gibt es hier im Liveticker.

21.40 Uhr: Selenskyj nimmt Einladungen zu Gipfeln von G7 und Nato an
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat die Einladungen zu den Gipfeln von G7 und Nato angenommen.
Das schrieb Selenskyj am Mittwoch auf Twitter. Die Gruppe sieben führender Industrienationen (G7) wird Ende Juni in Bayern tagen, die Nato direkt danach in Madrid.
19.58 Uhr: Deutschland gibt Ukraine weniger Raketenwerfer als zunächst geplant
Deutschland wird der Ukraine zunächst lediglich drei statt vier Mehrfachraketenwerfer vom Typ Mars II liefern.
"Ich bin damit, mit dieser Abgabe, an die Grenze gegangen, was ich leisten kann, um nicht zu gefährden, dass wir die Landes- und Bündnisverteidigung als Bundeswehr nicht mehr gewährleisten können", erklärte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) am Mittwoch nach Beratungen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe in Brüssel.
Lambrecht betonte, dass neben Deutschland auch die USA und Großbritannien der Ukraine Mehrfachraketenwerfer zur Verfügung stellten. Vier lieferten die USA und drei Großbritannien.

19.31 Uhr: USA sagen Ukraine weitere Waffenlieferungen zu
Die US-Regierung hat eine weitere Waffenlieferung an die Ukraine im Umfang von einer Milliarde US-Dollar angekündigt.
US-Präsident Joe Biden (79) verkündete die neue Rüstungshilfe am Mittwoch in Washington nach einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Außerdem stellten die USA weitere 225 Millionen US-Dollar (rund 217 Millionen Euro) an humanitärer Unterstützung für das Land bereit, erklärte Biden weiter. Die USA stünden fest an der Seite der Ukraine in ihrem Kampf für die Freiheit.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar haben die USA Kiew nach eigenen Angaben bereits Waffen und Ausrüstung im Wert von 4,6 Milliarden Dollar (4,42 Milliarden Euro) zugesagt oder geliefert.
Mit der neuen Zusage steigt die Summe auf 5,6 Milliarden US-Dollar (5,39 Milliarden Euro). Zu den Rüstungsgütern gehören zahlreiche schwere Waffen, zum Beispiel Haubitzen und Mehrfach-Raketenwerfer (letztere sind gebunden an die Zusage der Ukraine, damit keine Ziele in Russland anzugreifen).
17.35 Uhr: Gasliefermengen durch Ostseepipeline Nord Stream 1 werden reduziert
Der russische Energiekonzern Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland erneut.
Von Donnerstagfrüh an werden täglich nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter durch die Leitung gepumpt, kündigte Gazprom am Mittwoch an. Erneut begründete das russische Staatsunternehmen diesen Schritt mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die "Firma Siemens" - gemeint ist hier allerdings der Energietechnikkonzern Siemens Energy. Deshalb müsse eine weitere Gasverdichtungsanlage abgestellt werden, hieß es in Moskau.
Bereits am Dienstag hatte Gazprom die Reduktion der maximalen Liefermenge auf zunächst bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas pro Tag verkündet. Das entspricht rund 60 Prozent des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen Kubikmeter Gas. Die Bundesnetzagentur wies die Angaben von Gazprom, wonach Verzögerungen bei Reparaturen an einem Gasverdichteraggregat der Grund für die reduzierten Gasliefermengen seien, wenig später zurück.

15.58 Uhr: Neues Nato-Paket soll Ukraine beim Abschied von Sowjet-Waffen helfen
Die Nato will der Ukraine noch stärker beim Umstieg auf westliche Waffensysteme helfen.
Generalsekretär Jens Stoltenberg (63) sagte am Mittwoch am Rande eines Verteidigungsministertreffens, er erwarte, dass sich die Alliierten beim Gipfeltreffen Ende Juni in Madrid auf ein umfassendes Unterstützungspaket einigen.
Dieses solle auch den Übergang von Ausrüstung aus der Sowjetzeit zu moderner Nato-Ausrüstung und die Interoperabilität mit dem westlichen Militärbündnis erleichtern.

15.23 Uhr: Selenskyj wirbt dafür, dass Ukraine EU-Betrittskandidat wird
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eindringlich dafür geworben, seinem Land den Status eines EU-Beitrittskandidaten zuzuerkennen.
Der 44-Jährige sprach am Mittwoch per Video zu beiden Parlamentskammern in Tschechien, das in der zweiten Jahreshälfte die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt. Der Kandidatenstatus würde unter Beweis stellen, dass Europa eine wirkliche Gemeinschaft sei und die europäischen Werte mehr bedeuteten als nur leere Phrasen, sagte Selenskyj.
Die Ukraine hatte kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs einen Antrag auf Aufnahme in die EU gestellt. Die EU-Staaten beauftragten die EU-Kommission daraufhin, eine Empfehlung abzugeben, ob das Land den Status eines Beitrittskandidaten bekommen sollte. Wie es weitergeht, soll dann auf einem Gipfel am 23. und 24. Juni entschieden werden.

13.42 Uhr: Litauen "tief besorgt" über Verbleib von Kremlgegner Nawalny
Nach der Verlegung des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny in ein unbekanntes Straflager hat sich das EU-Land Litauen "tief besorgt" gezeigt.
"Wir fordern die Offenlegung von Informationen über den genauen Aufenthaltsort von Alexej Nawalny, seinen Gesundheitszustand und seine schnellstmögliche Freilassung", sagte der Außenminister des baltischen Landes, Gabrielius Landsbergis, am Mittwoch in Vilnius.
Nawalny - einer der bekanntesten Kremlkritiker - war seit Anfang 2021 in einem Straflager rund 100 Kilometer östlich von Moskau inhaftiert. Am Dienstag wurde er Angaben seines Anwalts und seiner Mitarbeiter zufolge verlegt - doch die russischen Behörden gaben keine Informationen darüber, in welches Lager. Nawalnys Team zeigte sich äußerst besorgt um die Sicherheit und die Gesundheit des 46-Jährigen, der vor zwei Jahren nur knapp einen Giftanschlag überlebte.
Auch der Kreml äußerte sich am Mittwoch nicht zum Verbleib des Oppositionsführers. Auf die Frage, ob man die Sorgen von Nawalnys Team teile, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow laut Agentur Interfax lediglich: "Das teilt man nicht."

13.05 Uhr: Kriegsverbrechen werden untersucht
Auf ihrer Reise hat die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats seit dem 7. Juni Informationen erhalten, die auf Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der Ukraine hindeuten könnten, sagte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse.
Er verwies unter anderem auf Besuche in Butscha und Irpin, wo Menschen der Kommission über willkürliche Tötungen von Zivilisten, Plünderungen und Angriffe auf zivile Infrastruktur, darunter Schulen, berichteten.
Der UN-Menschenrechtsrat in Genf hatte die Kommission im März eingesetzt. Kommissionsmitglied Pablo de Greiff betonte, dass alle Taten untersucht würden, unabhängig davon, von wem sie begangen wurden. Die Kommission will dem Rat im September erstmals berichten.
13.04 Uhr: Experten: Ukrainische Heimkinder angeblich nach Russland gebracht
In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sollen Kinder aus Heimen verschwunden sein.
Hinweise dazu hat die dreiköpfige Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats bei ihrem Besuch in der Ukraine erhalten, wie sie am Mittwoch in Kiew berichtete. Man müsse Berichten nachgehen, "wonach Kinder, die in Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten untergebracht waren, nach Russland gebracht wurden", sagte Kommissionsmitglied Jasminka Džumhurin.
Sie hätten gehört, dass diese Kinder die russische Staatsbürgerschaft bekämen und Adoptionsprozesse in Gang gesetzt würden. Nach Džumhurins Worten konnte die Kommission die Berichte zunächst nicht selbst prüfen, da sie nicht in die besetzten Gebiete reisen konnte, sie dem aber nachgehen. Um wie viele Kinder es sich handelt, konnte Džumhurin nicht sagen. Sie sprach von einer "bedeutenden Anzahl".
12.58 Uhr: Andauernde Gefechte in Sjewjerodonezk
Der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, sprach in seinem Blog des Nachrichtenkanals Telegram von andauernden Gefechten in Sjewjerodonezk und weiteren Orten der Region.
"Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sjewjerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk", sagte er. Lyssytschansk, wo es laut Hajdaj viele Verletzte gibt, liegt an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk, das bereits zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Brücken zwischen beiden Städten sind zerstört.
Russland hatte die ukrainischen Kämpfer aufgefordert, sich zu ergeben. Das Verteidigungsministerium in Moskau kündigte an, dass das Leben der Kriegsgefangenen in diesem Fall verschont werde. Nach der Eroberung von Mariupol waren Tausende ukrainische Soldaten in Gefangenschaft gekommen. Russland hat nach eigenen Angaben bisher rund 6500 Kämpfer in seiner Gewalt.
12.55 Uhr: Separatist: Evakuierung von Chemiewerk in Sjewjerodonezk gescheitert
In der umkämpften ostukrainischen Großstadt Sjewjerodonezk ist die von Moskau geplante Evakuierung des Chemiewerks Azot nach Angaben prorussischer Separatisten vorerst gescheitert.
Weil die ukrainische Seite vom Werksgelände mit Granatwerfern und Panzern schieße, könnten sich dort keine Menschen in Sicherheit bringen, teilte der Separatistenvertreter Rodion Miroschnik mit. Das russische Verteidigungsministerium hatte den humanitären Korridor für Mittwoch angekündigt, damit Zivilisten aus den Bunkern der Industrieanlage fliehen können.
Vermutet werden dort mehr als 500 Zivilisten; die Separatisten gehen davon aus, dass es bis zu 1200 Menschen sein könnten. Sie hätten über den Korridor in jenes Gebiet fliehen sollen, das von prorussischen Kräften kontrolliert wird. Miroschnik teilte auch mit, dass sich in der Azot-Anlage rund 2000 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt haben könnten. Bestätigt ist das von ukrainischer Seite nicht. Eine Aufforderung Moskaus zur Kapitulation hatte die ukrainische Seite abgelehnt.

12.32 Uhr: Nato lädt ukrainischen Präsidenten zu Gipfel in Madrid ein
Die Nato hat Wolodymyr Selenskyj als Gast zu ihrem Gipfeltreffen in Madrid eingeladen.
Wie Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch mitteilte, ist allerdings noch nicht klar, ob Selenskyj wirklich anreist oder aus seinem Amtssitz in Kiew zugeschaltet wird. "Er ist willkommen, persönlich zu kommen. Wenn das für ihn nicht möglich ist, wird er per Videokonferenz zu uns sprechen", sagte Stoltenberg.
Bei dem am 28. Juni in der spanischen Hauptstadt beginnenden Gipfeltreffen der westlichen Militärallianz wollen die Staats- und Regierungschefs der 30 Nato-Staaten entscheiden, wie das Bündnis mittel- und langfristig auf die Bedrohungen durch Russlands Kriegspolitik reagiert.

11.38 Uhr: Knapp 135.000 ukrainische Schüler an deutschen Schulen
Die Schulen in Deutschland haben inzwischen etwa 135.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgenommen.
Die Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichte am Mittwoch die aktuellen Zahlen. Demnach waren an den Schulen und Berufsschulen bis zur vergangenen Woche 134.704 ukrainische Schülerinnen und Schüler registriert, das waren 1243 mehr als in der Woche davor.
Die meisten Kinder und Jugendlichen sind demnach bisher in Bayern (24.791), Nordrhein-Westfalen (23.639) und Baden-Württemberg (18.052) untergekommen. Die Zahlen sind seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor knapp vier Monaten stetig angestiegen. In einzelnen Bundesländern gehen sie nun aber auch zurück. Insgesamt werden in Deutschland etwa elf Millionen Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
11.06 Uhr: Die Sorgen der Europäer
In Bezug auf den Krieg machen sich die Europäerinnen und Europäer hauptsächlich Sorgen über steigende Lebensmittelpreise und eine mögliche nukleare Eskalation durch Russland.
Dabei machen sich auch nationale Unterschiede bemerkbar. Während in Deutschland die Angst vor steigenden Energiepreisen besonders hoch ist (60 Prozent), sind die Finnen besonders besorgt über das Risiko einer gegen ihr Land gerichteten Militäraktion durch Russland.
In ihrer Analyse kommen die ECFR-Experten zu dem Schluss, dass sich die öffentliche Meinung in Europa wandelt und der Europäischen Union die "härtesten Tage" noch bevorstehen könnten. Die Belastbarkeit der europäischen Demokratien hängt aus ihrer Sicht auch davon ab, ob die Regierungen es schaffen, die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger von potenziell nachteiligen politischen Maßnahmen sicherzustellen - etwa einem Embargo gegen russisches Öl.
11.03 Uhr: Umfrage: Mehrheit sieht Schuld am Angriffskrieg bei Russland
Eine weite Mehrheit der Menschen in Deutschland und neun anderen europäischen Ländern macht Russland für den Angriffskrieg in der Ukraine verantwortlich.
Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte repräsentative Umfrage im Auftrag der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR). Demnach sehen 66 Prozent der Menschen in Deutschland die Verantwortung hauptsächlich bei Russland; deutlich höher ist der Anteil in Finnland (90 Prozent), Großbritannien, Polen und Schweden (jeweils 83 Prozent).
Als Reaktion auf den Krieg gibt es in allen Ländern eine starke Unterstützung für einen Bruch mit Russland. In Deutschland sprechen sich 57 Prozent der Befragten dafür aus, alle wirtschaftlichen Beziehungen zu dem Land abzubrechen. Etwas geringer ist die Zustimmung zu einem Ende aller kulturellen (45 Prozent) und diplomatischen (39 Prozent) Verflechtungen.
In Polen tendieren deutlich mehr Menschen zu einem Ende der ökonomischen Beziehungen (77 Prozent), auch in Großbritannien, Finnland und Schweden ist die Bereitschaft höher.
Die meisten Menschen in Europa wollen, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet werde, selbst wenn dies territoriale Verluste für die Ukraine bedeute, hieß es weiter. Menschen zeigten sich solidarisch mit der Ukraine, allerdings sei Polen das einzige Land, in dem die meisten Befragten der Auffassung seien, dass eine Bestrafung Russlands für seine Aggression eine vordringliche Aufgabe sein sollte.

9.25 Uhr: Lage im umkämpften Sjewjerodonezk wird schwieriger
Im Osten der Ukraine dauern die Gefechte um die Großstadt Sjewjerodonezk und weitere Orte im Gebiet Luhansk an.
"Es wird schwieriger, aber unsere Soldaten halten den Feind gleich an drei Seiten auf. Sie schützen Sjewjerodonezk und erlauben keinen Vormarsch nach Lyssytschansk", teilte der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, am Mittwoch in seinem Blog des Nachrichtenkanals Telegram mit.
Lyssytschansk, wo es laut Hajdaj viele Verletzte gibt, liegt an einem Fluss gegenüber von Sjewjerodonezk, das bereits zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Die Brücken zwischen beiden Städten sind zerstört.
Die Russen beschössen weiter Häuser und hätten in Sjewjerodonezk erneut das Chemiewerk Azot angegriffen, sagte Hajdaj. "Der Gegner ist schwächer in den Straßenkämpfen, deshalb eröffnet er das Feuer aus Artillerie, wodurch unsere Häuser zerstört werden", sagte er. Auch in den umliegenden Ortschaften gebe es schwere Schäden. Vielerorts habe es zudem russische Luftschläge gegeben.
8.50 Uhr: London: Moskau kontrolliert mittlerweile Großteil von Sjewjerodonezk
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste haben die Russen nach mehr als einem Monat erbitterter Gefechte den Großteil der ukrainischen Stadt Sjewjerodonezk unter ihre Kontrolle gebracht.
Dabei seien durch heftigen Beschuss enorme Kollateralschäden verursacht worden, hieß es am Mittwoch in der täglichen Lageeinschätzung des britischen Verteidigungsministeriums.
Díe Geheimdienste gehen davon aus, dass eine Vielzahl russischer Kräfte weiterhin rund um das örtliche Chemiewerk Azot gebunden sein wird, "solange die ukrainischen Kämpfer im Untergrund überleben können". In dem Werk sollen ukrainische Soldaten, aber auch Hunderte Bürgerinnen und Bürger, Zuflucht suchen. Für Mittwoch war die Schaffung eines humanitären Korridors angekündigt.
6.40 Uhr: Ausländische Unterstützer wollen nicht in Krieg mit Russland gezogen werden
Die russische Armee feuert seit Beginn des Krieges immer wieder aus sicherer Distanz von Land, aus der Luft oder vom Meer aus Raketen und Marschflugkörper auf Ziele in der Ukraine ab.
Getroffen werden nicht nur militärische Ziele, sondern auch viele teils zivile Gebäude in den großen Städten. Luftalarm zwingt die Bewohnerinnen und Bewohner immer wieder in Schutzräume.
Die Forderung der Ukraine nach einem gewaltsam durchgesetzten Flugverbot an Himmel über dem Land haben ihre ausländischen Unterstützer abgelehnt. Sie wollten nicht in eine direkte militärische Konfrontation mit Russland hineingezogen werden.
5.11 Uhr: Vizeministerin: Ukraine hat nur ein Zehntel an Waffen bekommen
Um Waffenlieferungen dürfte es auch gehen, wenn Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der italienische Regierungschef Mario Draghi Kiew besuchen. Die Reise wird erwartet, allerdings ist offiziell noch kein Termin mitgeteilt.
Die Ukraine hat nach Angaben ihrer Militärführung aus dem Ausland bislang nur ein Zehntel der notwendigen Waffenhilfe bekommen. "Egal wie die Ukraine sich anstrengt, egal wie professionell unsere Armee ist, ohne Hilfe von Partnern werden wir diesen Krieg nicht gewinnen können", sagte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar im ukrainischen Fernsehen.
4.30 Uhr: Fluchtkorridor aus einem umkämpften Chemiewerk
Der Fluchtweg für Zivilisten aus dem Chemiewerk Azot in Sjewjerodonezk soll nach Moskauer Angaben am Mittwoch von 7 bis bis 19 Uhr MESZ (Ortszeit: 8 bis 20 Uhr) offen sein. Er führe in nördlicher Richtung in die Stadt Swatowe (Swatowo), sagte der General Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium.
Swatowe liegt in der von prorussischen Separatisten kontrollierten und von Russland als Staat anerkannten Volksrepublik Luhansk. Moskau lehnte den ukrainischen Vorschlag ab, die Menschen auf von Kiew kontrolliertes Gebiet fliehen zu lassen. Die Ukraine wolle nur ihre Bewaffneten aus Sjewjerodonezk herausschleusen wie zuletzt beim Stahlwerk Azovstal in Mariupol, sagte Misinzew. Er forderte die ukrainischen Soldaten auf, sich zu ergeben.
Selenskyj rief dagegen angesichts der verlustreichen Abwehrschlacht im Osten seine Truppen zum Durchhalten auf.

4 Uhr: Nato-Verteidigungsminister tagen zur Sicherheitslage in Europa
Vor dem möglichen Besuch in Kiew besucht der französische Präsident Macron an diesem Mittwoch die Republik Moldau und trifft deren Staatschefin, Maia Sandu. Die kleine Ex-Sowjetrepublik grenzt an die Ukraine und will ebenso wie diese der EU beitreten.
Mit der veränderten Sicherheitslage in Europa durch den russischen Angriffskrieg beschäftigen sich am Mittwoch die Verteidigungsminister der Nato-Staaten in Brüssel. Dabei geht es um die Verstärkung der Ostflanke und um die geplante Bündniserweiterung um Schweden und Finnland. Ende Juli wird die Nato ein Gipfeltreffen in Madrid abhalten.
0.05 Uhr: Selenskyj ruft seine Truppen im Osten zum Durchhalten auf
Angesichts der verlustreichen Abwehrschlacht gegen Russland im Donbass hat Selenskyj seine Truppen zum Durchhalten aufgerufen.
"Das ist unser Staat. Dort im Donbass durchzuhalten ist lebenswichtig", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Dienstag. "Es gibt Verluste, und sie sind schmerzhaft." Doch an der Front im Osten des Landes entscheide sich, welche Seite in den kommenden Wochen dominieren werde. Je höher die Verluste des Feindes dort seien, desto weniger Kraft habe er, die Aggression fortzusetzen, sagte Selenskyj.
Im Kohle- und Stahlrevier Donbass wehren sich ukrainische Truppen seit Tagen verzweifelt gegen die Eroberung der Stadt Sjewjerodonezk durch Russland. Die ukrainische Armee erleide auch bei Charkiw Verluste, sagte Selenskyj. Aber es sei wichtig, die russischen Truppen von der zweitgrößten Stadt des Landes abzudrängen.

0.01 Uhr: Selenskyj will moderne Raketenabwehr für die Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ausländische Partner um die Lieferung moderner Raketenabwehrwaffen gebeten. Es werde in dieser Woche eine Reihe wichtiger Verhandlungen dazu geben und zwar nicht nur mit europäischen Politikern, kündigte er in Kiew an, ohne Details zu nennen.
"Wir wiederholen gegenüber unseren Partnern, dass die Ukraine moderne Raketenabwehrwaffen benötigt", sagte er am Dienstagabend in seiner Videoansprache. Sein Land habe schon vor der russischen Invasion um solche Waffensysteme gebeten, ein Aufschub sei nicht zu rechtfertigen. Die Ukraine habe derzeit "den größten Bedarf an solchen Waffen in Europa".
Selenskyj verwies darauf, dass die Ukraine bei russischen Angriffen am Dienstag einige Raketen habe abschießen können. Die Ziele der Angriffe lagen in den westukrainischen Gebieten Lwiw und Ternopil. Nach Angaben örtlicher Behörden wurden sechs Menschen verletzt. Trümmer einer abgeschossenen Rakete trafen demnach eine Ziegelei in Solotschiw im Gebiet Lwiw.
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