Ukraine-Krieg, Tag 26: EU-Minister-Gespräch wegen Bombenalarm abgebrochen

Kiew (Ukraine) - Auch am 26. Tag nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine geht der Krieg weiter. Ein bedeutendes Ultimatum der russischen Regierung lehnte Kiew nun ab. Die aktuelle Lage im TAG24-Liveticker!

Soldaten und Polizisten untersuchen die Folgen einer Rakete, die in der Nähe eines Wohngebäudes in Kiew eingeschlagen ist, nachdem sie aus dem Himmel abgeschossen wurde.
Soldaten und Polizisten untersuchen die Folgen einer Rakete, die in der Nähe eines Wohngebäudes in Kiew eingeschlagen ist, nachdem sie aus dem Himmel abgeschossen wurde.  © Matthew Hatcher/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

In der Nacht von Sonntag zu Montag soll es erneut mehrere Explosionen im Westen von Kiew gegeben haben. Der örtliche Zivilschutz sprach von mindestens vier Toten.

Zudem soll Russlands Luftwaffe ihre Strategie bei Angriffen geändert haben. Nach anfänglichen Verlusten würden sie nun mit Aufklärungsdrohnen die Ergebnisse von Raketenangriffen kontrollierten.

Die Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk (42) verkündete derweil, dass ein vom russischen Militär gestelltes Ultimatum an die Verteidiger von Mariupol kategorisch abgelehnt wurde: "Es wird keine Kapitulation, kein Niederlegen der Waffen geben."

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Bisher sind bereits mehr als 200.000 Geflüchtete in Deutschland angekommen.

Die Geschehnisse des gestrigen Tages gibt es zum Nachlesen im TAG24-Ticker vom Sonntag. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Montag findet Ihr in unserem Liveticker.

22.44 Uhr: Selenskyj will über Absprachen mit Moskau abstimmen lassen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) will über alle in Verhandlungen mit Russland erzielten Vereinbarungen landesweit per Volksabstimmung entscheiden lassen. Das kündigte der Staatschef am Montagabend im Fernsehen an.

Die abschließende Form von Kompromissen mit Russland über Sicherheitsgarantien sowie über die besetzten Gebiete der Ukraine müsse in einem Referendum abgesegnet werden. Beide Kriegsparteien verhandeln derzeit miteinander. Konkrete Vereinbarungen gibt es aber bislang noch nicht.

"Ich habe allen Verhandlungsgruppen gesagt: Wenn ihr über all die Veränderungen sprecht, selbst wenn sie historisch sind, gehen wir nirgendwo hin. Wir werden zu einem Referendum schreiten", sagte Selenskyj. Das Volk müsse über "diese oder jene Formen" der Kompromisse zu Wort kommen. Selenskyj erteilte zugleich Ultimaten aus Russland eine grundsätzliche Absage. "Die Ukraine kann keine Ultimaten der Russischen Föderation erfüllen", sagte er. "Man muss uns alle vernichten. Dann wird ihr Ultimatum automatisch erfüllt."

Wolodymyr Selenskyj (44) will sein Volk über Absprachen mit Moskau mitentscheiden lassen.
Wolodymyr Selenskyj (44) will sein Volk über Absprachen mit Moskau mitentscheiden lassen.  © Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

22.20 Uhr: US-Regierung geht von vorsätzlichen Angriffen auf Zivilisten aus

Das US-Verteidigungsministerium geht davon aus, dass die russischen Truppen in der Ukraine vorsätzlich zivile Ziele ins Visier nehmen.

Ministeriumssprecher John Kirby (59) sagte am Montag: "Wir sehen weiterhin wahllose Angriffe auf Zivilisten, von denen wir glauben, dass sie in vielen Fällen vorsätzlich sind." Deutlich sei, dass die Angriffe zu einer wachsenden Zahl ziviler Opfer führten. "Dafür gibt es keine Rechtfertigung."

22.10 Uhr: Russische Zeitung nennt hohe Opferzahl in Ukraine - und löscht sie

Die kremlnahe russische Zeitung "Komsomolskaja Prawda" hat hohe Zahlen angeblich in der Ukrainegetöteter Russen veröffentlicht - und später wieder gelöscht.

In einem Online-Artikel vom Sonntag war unter Berufung auf das Verteidigungsministerium die Rede von 9861 russischen Soldaten, die seit Beginn des Kriegs gestorben sein sollen, wie aus einer archivierten Version des Textes hervorgeht. Das wären deutlich mehr als die 498 Toten, die Moskau bislang offiziell bestätigt hat.

Einige Stunden später war die entsprechende Passage aus dem Artikel der "Komsomolskaja Prawda" allerdings wieder verschwunden. Eine Stellungnahme der Zeitung gab es zunächst nicht. Andere Medien rätselten am Montag über den Artikel - und wiesen darauf hin, dass im Briefing des Verteidigungsministeriums am Sonntag keine Angaben zu getöteten Russen gemacht wurden. Der Journalist Yaroslav Trofimov vom "Wall Street Journal" schrieb auf Twitter: "Entweder (die Seite) KP.ru wurde gehackt oder jemand hat geleakte Zahlen bekommen und sie veröffentlicht."

21.40 Uhr: Russland blockiert europäischen Sender Euronews

Russlands Medienaufsicht hat die Seiten des europäischen Fernsehsenders Euronews blockiert.

Betroffen von der Entscheidung der Generalstaatsanwaltschaft ist auch das russischsprachige Angebot des Senders, wie aus Angaben der Behörde Roskomnadsor vom Montag hervorgeht. Als Grund nannte die Nachrichtenagentur Tass "Falschinformationen" von Euronews über die "Spezial-Operation" in der Ukraine, wie der Krieg gegen das Nachbarland in Russland offiziell genannt wird.

21.15 Uhr: EU-Gespräch mit ukrainischem Agrarminister wegen Bombenalarm abgebrochen

Ein Videogespräch der EU-Agrarminister mit ihrem ukrainischen Amtskollegen Roman Leschenko (33) ist wegen eines Bombenalarms in der Ukraine abgebrochen worden.

Wie Frankreichs Agrarminister Julien Denormandie (41) weiter mitteilte, war Leschenko zu einem Treffen der EU-Minister in Brüssel zugeschaltet, als an dessen Standort die Sirenen ertönten. Wo sich der Minister genau befand, während es zu dem Bombenalarm kam, wurde nicht mitgeteilt.

Während des Austauschs habe Leschenko um Lebensmittelhilfen und Unterstützung der ukrainischen Landwirtschaft gebeten. Es gehe etwa darum, das osteuropäische Land mit Saatgut zu unterstützen.

20.38 Uhr: Russland wirft Ukraine mangelnde Mitwirkung bei Fluchtkorridoren vor

Russland hat der Ukraine mangelnde Mitwirkung bei der Evakuierung von Zivilisten durch so genannte Fluchtkorridore vorgeworfen.

Die ukrainische Seite habe am Montag keinem einzigen Korridor zugestimmt, um Menschen nach Russland zu bringen, sagte Generalmajor Michail Misinzew am Montagabend. Millionen Zivilisten würden von der ukrainischen Armee als "menschliche Schutzschilder" festgehalten. Kiew hingegen wirft Moskau immer wieder vor, Ukrainer gegen ihren Willen nach Russland zu bringen.

Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es am Abend außerdem, ukrainische "Nationalisten" planten Schießstände in Krankenhäusern der Städte Odessa und Tschernihiw. Dafür gab es keine Belege.

20.31 Uhr: Biden warnt vor russischen Cyberattacken

US-Präsident Joe Biden (79) hat amerikanische Unternehmen aufgefordert, ihren Schutz gegen mögliche Cyberangriffe aus Russland zu verbessern.

Es gebe immer mehr Hinweise, dass Russland Optionen für mögliche Cyberangriffe als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens prüfe, sagte Biden am Montag. Ein Großteil der kritischen Infrastruktur des Landes sei in privatem Besitz. An die Unternehmen appellierte er deshalb: "Sie haben die Macht, die Kapazität und die Verantwortung, die Cybersicherheit und die Widerstandsfähigkeit der kritischen Dienste und Technologien zu stärken, auf die sich die Amerikaner verlassen."

US-Präsident Joe Biden (79).
US-Präsident Joe Biden (79).  © Patrick Semansky/AP/dpa

20.07 Uhr: Biden nennt Putin "Kriegsverbrecher" und "mörderischen Diktator"

Als Reaktion auf Kritik von US-Präsident Joe Biden (79) an Kremlchef Wladimir Putin (69) ist dem US-Botschafter in Moskau, John Sullivan, eine Protestnote überreicht worden.

Biden hatte Putin mit Blick auf Russlands Krieg gegen die Ukraine als "Kriegsverbrecher" und "mörderischen Diktator" bezeichnet. "Solche Äußerungen des amerikanischen Präsidenten, die eines Staatsmannes von solch hohem Rang unwürdig sind, bringen die russisch-amerikanischen Beziehungen an den Rand des Abbruchs", heißt es in einer Mitteilung des Außenministeriums in Moskau vom Montag.

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, sagte zu der Protestnote: "Es ist schrecklich absurd, ein Land über unangemessene Äußerungen sprechen zu hören, wenn dasselbe Land Massengemetzel verübt."

20.06 Uhr: Russland berichtet von mehr als 500 ukrainischen Kriegsgefangenen

Russland hat eigenen Angaben zufolge mehr als 500 ukrainische Soldaten gefangengenommen. D

em Internationalen Roten Kreuz seien Dokumente zum Austausch gegen russische Soldaten übermittelt worden, sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Regierung, Tatjana Moskalkowa, am Montag dem Staatssender RT. "Das sind ukrainische Gefangene, die wir auszutauschen bereit sind." Die Ukraine sprach zuletzt von mehr als 560 russischen Kriegsgefangenen.

In der vergangenen Woche war der zwischenzeitlich entführte Bürgermeister der ukrainischen Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, im Austausch gegen neun russische Soldaten freigekommen. Angaben aus Kiew zufolge handelte es sich um Wehrdienstleistende, die im Krieg Russlands gegen die Ukraine eingesetzt waren.

19.53 Uhr: Biden berät mit europäischen Verbündeten

Vor seiner Reise zum Nato-Krisengipfel in Brüssel hat US-Präsident Joe Biden (79) am Montag mit Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) und anderen europäischen Verbündeten über den Ukraine-Krieg beraten.

Die Schaltkonferenz dauerte nach Angaben des Weißen Hauses am Montag eine knappe Stunde. Zuvor hatte es geheißen, Thema sei die koordinierte Antwort der Verbündeten auf Russlands Angriff auf die Ukraine. An den Beratungen nahmen auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44), Italiens Ministerpräsident Mario Draghi (74) und der britische Premierminister Boris Johnson (57) teil.

Biden reist am Mittwoch nach Brüssel. Dort nimmt er am Donnerstag an Spitzentreffen der Nato, der EU und der Gruppe der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte (G7) teil. Am Freitag fliegt der US-Präsident weiter nach Polen.

Titelfoto: Screenshot/Twitter/J_Denormandie

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