Ukraine-Krieg, Tag 60: Selenskyj gibt sich bei Ansprache siegessicher

Ukraine - Seit nunmehr 60 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Russische Truppen haben sich vor allem im Osten des Landes festgesetzt. TAG24 berichtet im Liveticker.

Russische Militärfahrzeuge fahren durch das zerstörte Mariupol.
Russische Militärfahrzeuge fahren durch das zerstörte Mariupol.  © Alexei Alexandrov/AP/dpa

Die Ukraine wirft russischen Behörden vor, Menschen aus besetzten Gebieten tief nach Russland zu transportieren.

So seien 308 Ukrainer aus der lange belagerten Hafenstadt Mariupol mit dem Zug in die 8000 Kilometer entfernte Stadt Nachodka im russischen Fernen Osten gebracht worden, schrieb die Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Ljudmyla Denisowa, am Samstag im Online-Dienst Telegram.

Von ihnen werde erwartet, sich russische Ausweispapiere zu besorgen und Arbeit zu suchen.

Ukraine-Krieg im Liveticker: Stalin-Zitate für russische Rüstungsindustrie!
Ukraine Ukraine-Krieg im Liveticker: Stalin-Zitate für russische Rüstungsindustrie!

Die Ukraine hatte bereits vielfach kritisiert, dass russische Truppen bei einigen Fluchtkorridoren aus umkämpften Städten nur die Ausreise nach Russland erlaubten. Russland bestreitet, dass Menschen gegen ihren Willen ins Land gebracht würden.

Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Samstag nachlesen. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Sonntag, dem 24. April, gibt es wie gewohnt hier in unserem Liveticker.

22 Uhr: OSZE fordert Freilassung von vier gefangenen Mitarbeitern in Ukraine

Die Spitze der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) hat die sofortige Freilassung von vier lokalen Mitarbeitern im Osten der Ukraine gefordert.

Sie seien in Gebieten der Bezirke Luhansk und Donezk festgenommen worden, die nicht unter der Kontrolle der Regierung in Kiew stehen. "Sie werden schon seit einiger Zeit ohne Anklage festgehalten, und die OSZE und ihre Familien werden nicht ausreichend über ihre Situation informiert", sagte der polnische Außenminister und derzeitige OSZE-Vorsitzende Zbigniew Rau (67) am Sonntag.

Die in Wien ansässige OSZE hatte Ende Februar beschlossen, ihre internationalen Beobachter angesichts der russischen Invasion außer Landes zu bringen. Die unbewaffneten Experten überwachten vor allem die Waffenstillstandslinie zwischen staatlichen Truppen und prorussischen Separatisten in der Ostukraine.

19.30 Uhr: Opferzahl nach Brand in russischem Militärinstitut wächst auf 17

Die Zahl der Todesopfer nach einem Brand in einem russischen Militärinstitut für Raketenforschung ist deutlich gestiegen - auf mindestens 17 Menschen.

Acht weitere Personen, die sich in dem Gebäude aufgehalten haben sollen, werden noch vermisst, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Sonntag.

Das Feuer war am Donnerstag in dem Forschungsinstitut ausgebrochen und hatte das Gebäude praktisch vollständig zerstört. Zunächst war von sechs Toten die Rede. Das Institut gilt als eine zentrale Einrichtung des Verteidigungsministeriums und war an der Entwicklung der Iskander-Rakete beteiligt, die Russland im Krieg gegen die Ukraine gerade intensiv nutzt. Das Institut entwickelt unter anderem Navigations-, Kontroll- und Steuerungssysteme für die Raumfahrt, aber auch für Kampfflugzeuge und Raketen.

17.20 Uhr: Europapolitiker Weber kritisiert Kanzler Scholz für Atomkrieg-Aussage

Der Europapolitiker Manfred Weber (49, CSU) hat angesichts des Krieges in der Ukraine Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) kritisiert. Natürlich sei Besonnenheit notwendig, sagte Weber der Süddeutschen Zeitung (Montagsausgabe). Das dürfe "aber nicht zur fehlenden Entschlossenheit führen".

Damit reagierte der EVP-Vorsitzende im Europaparlament auf Aussagen des Bundeskanzlers im Spiegel. Dem Nachrichtenmagazin hatte Scholz auf Fragen zu seiner Zurückhaltung bei Waffenlieferungen gesagt, es brauche "einen kühlen Kopf und gut abgewogene Entscheidungen", und er tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führe. "Es darf keinen Atomkrieg geben."

Weber sagte der SZ, wenn Scholz mit einem möglichen Atomkrieg argumentiere, stärke er damit die Propaganda Putins. Der Kanzler spalte damit "den Westen, weil alle, die richtigerweise schwere Waffen liefern - wie Tschechien, die Slowakei oder die baltischen Staaten - in eine Ecke gestellt werden". Man dürfe aber "nicht zwischen "moralisch guten" und kriegerischen westlichen Staaten unterscheiden.

Putin habe von Beginn an auf die Atom-Angst des Westens gesetzt, die jetzt von Scholz sogar verstärkt werde, kritisierte Weber. Das einzige, was gegen Putin helfe, sei "Stärke und Entschlossenheit".

Der Europapolitiker Manfred Weber (49, CSU) kritisiert Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) für dessen Äußerungen.
Der Europapolitiker Manfred Weber (49, CSU) kritisiert Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) für dessen Äußerungen.  © Kay Nietfeld/dpa

16 Uhr: Selenskyj am orthodoxen Osterfest siegesgewiss

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat sich in seiner Botschaft zum orthodoxen Osterfest mit Blick auf den Krieg gegen Russland siegessicher gezeigt.

Ostern symbolisiere den Sieg des Guten über das Böse, des Lebens über den Tod, darum werde die Ukraine in dem Krieg gewinnen, sagte Selenskyj in einem am Sonntag verbreiteten Video. Das Land solle nicht die Leidenschaft für seinen Kampf um die Freiheit verlieren.

"Zu Ostern bitten wir Gott um die große Gnade, dass unser Traum in Erfüllung gehe und wir noch einen großen Tag erleben, den Tag, wenn in der Ukraine Frieden eintritt und mit ihm große Einheit und Gedeihen", sagte er. Dazu veröffentlichte er ein Video von sich, das ihn der Kiewer Sophienkathedrale zeigt.

Wolodymyr Selenskyj (44) gibt sich siegessicher.
Wolodymyr Selenskyj (44) gibt sich siegessicher.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

15.27 Uhr: Hilfe im Krieg: Hamburg und Kiew starten Städtepartnerschaft

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko haben mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine eine strategische Städtepartnerschaft vereinbart.

Beide Städte wollen sich in Krisenzeiten gegenseitig unterstützen. Einen entsprechenden "Pakt für Solidarität und Zukunft" haben beide Politiker am Sonntag in Hamburg und in der ukrainischen Hauptstadt Kiew unterzeichnet. Klitschko war live ins Rathaus der Hansestadt zugeschaltet.

Gleichzeitig appellierten beide Bürgermeister an die Menschen, Firmen und Institutionen ihrer Städte, den Pakt zu unterstützen. Dabei gehe es zunächst um humanitäre Hilfe. In einer zweiten Phase sollen die wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Beziehungen gestärkt werden. Der Krieg in der Ukraine begann am 24. Februar.

Das Brüderpaar Wladimir und Vitali Klitschko ist eng mit Hamburg verbunden. Von der Hansestadt aus haben sie ihre Box-Weltkarrieren gestartet. Vitali Klitschkos Frau Natalia hatte sich zuletzt auf Demonstrationen in Hamburg für Frieden in der Ukraine stark gemacht.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (l.-r.), Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Tatjana Kiel und Norbert Aust bei der Pressekonferenz im Kaisersaal im Hamburger Rathaus.
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko (l.-r.), Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Tatjana Kiel und Norbert Aust bei der Pressekonferenz im Kaisersaal im Hamburger Rathaus.  © Christian Charisius/dpa

14.50 Uhr: Selenskyj spricht mit Erdogan über Schiffsblockaden

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei einem Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan Probleme bei der globalen Lebensmittelsicherheit angesprochen. Diese sei durch die Blockade von Schiffsbewegungen im Schwarzen Meer gefährdet, schrieb Selenskyj am Sonntag beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Russland blockiert seit seinem Angriff auf die Ukraine vor zwei Monaten den Zugang zu den Häfen des Landes. Dadurch kann die Ukraine, die einer der größten Getreideexporteure der Welt ist, nichts mehr aus dem Seeweg exportieren.

Selenskyj forderte Erdogan auch auf, sich beim russischen Präsidenten Wladimir Putin für eine Evakuierung von Zivilisten aus der weitgehend zerstörten Hafenstadt Mariupol einzusetzen. Zudem solle der türkische Staatschef einen Austausch der im Stahlwerk Azovstal eingeschlossenen ukrainischen Soldaten erreichen. Thema des Gesprächs seien auch Waffenlieferungen und Sicherheitsgarantien für die Ukraine gewesen.

14.14 Uhr: Ukraine berichtet über Rückeroberung von Orten im Gebiet Cherson

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über acht Ortschaften im Gebiet Cherson im Süden der Ukraine wieder erlangt. Der ukrainische Generalstab in Kiew machte aber in seiner Mitteilung am Sonntag keine Angaben zu den Namen der Ortschaften oder zu ihrer genauen Lage.

Das russische Militär hatte zuvor mitgeteilt, die gesamte Region Cherson eingenommen zu haben. Die Ukraine befürchtet, dass dort wie im Donbass nach dem Vorbild der von Russland anerkannten "Volksrepubliken Luhansk und Donzek" ebenfalls eine Unabhängigkeit von der Ukraine ausgerufen werden könnte.

Der Generalstab berichtete auch über den Beschuss eines russischen Militärkonvois nahe der Ortschaft Kyseliwka nordwestlich von Cherson. "Nachdem er empfindliche Verluste erlitten hat, zog sich der Feind nach Tschornobajiwka zurück", heißt es im Lagebericht. Die gesamten Tagesverluste der russischen Truppen im Gebiet Cherson bezifferte Kiew dabei auf 74 Soldaten, 2 Panzer, 1 Raketenwerfer, 6 gepanzerte Truppenfahrzeuge und 4 Drohnen.

Neben dem Donbass-Gebiet hatte ein russischer Befehlshaber am Freitag auch den gesamten Süden der Ukraine als Eroberungsziel ausgegeben. Kiew wirft Moskau vor, dazu ein "Pseudoreferendum" über die Schaffung einer "Volksrepublik Cherson" zu planen. Auch aus diesem Grund ist es für die ukrainische Führung wichtig, zumindest Teile des Gebiets unter Kontrolle zu behalten.

Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz in einer zentralen U-Bahn-Station in der Hauptstadt Kiew.
Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz in einer zentralen U-Bahn-Station in der Hauptstadt Kiew.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

13.02 Uhr: Papst fordert Waffenstillstand - Überraschung im Gottesdienst

Papst Franziskus hat erneut eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg gefordert.

"Die politischen Entscheidungsträger mögen bitte die Stimme der Leute erhören, die den Frieden und keine Eskalation des Konfliktes verlangt", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche nach dem Mariengebet Regina Caeli am Sonntag vor zahlreichen Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. "Ich erneuere den Aufruf zu einem österlichen Waffenstillstand." An diesem Sonntag feierten die orthodoxen Christen, die in der Ukraine stark vertreten sind, Ostern.

Anders als angekündigt leitete Papst Franziskus zuvor die Heilige Messe im Petersdom nicht. Der 85 Jahre alte Argentinier saß stattdessen auf einem Stuhl am Rand des zentralen Altars der Basilika und hielt lediglich die Predigt. Der Pontifex hat seit längerem Knie-Schmerzen, weshalb er stark hinkt. Am Freitag sagte er wegen einer medizinischen Untersuchung unerwartet seine Termine für diesen Tag ab.

Ein Mädchen bietet Papst Franziskus ein Glas Wasser an, während er der Messe für die Göttliche Barmherzigkeit im Petersdom vorsteht.
Ein Mädchen bietet Papst Franziskus ein Glas Wasser an, während er der Messe für die Göttliche Barmherzigkeit im Petersdom vorsteht.  © Andrew Medichini/AP/dpa

12.05 Uhr: Keine Feuerpause zum orthodoxen Osterfest

Die russischen Streitkräfte haben ihre Raketenangriffe gegen die Ukraine auch zum orthodoxen Osterfest mit aller Härte fortgesetzt. Es wurden erneut Dutzende Militärobjekte und zahlreiche Stellungen des ukrainischen Militärs beschossen, wie der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag mitteilte.

Mit Hochpräzisionswaffen sei in Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk eine unterirdische Anlage zur Produktion von Munition für die ukrainischen Streitkräfte zerstört worden. Im Gebiet Charkiw seien zudem vier Munitionslager und Truppenansammlungen mit Raketen beschossen worden.

Nach Angaben von Konaschenkow wurden bei den Angriffen auch 150 ukrainische Kämpfer getötet. Insgesamt wurde demnach in der Osternacht 423 Mal mit Raketen und Artillerie geschossen. Auch in anderen Regionen im Osten der Ukraine seien Munitionslager getroffen worden, hieß es. Überprüfbar waren diese Angaben von unabhängiger Seite nicht.

Russland hatte eine Feuerpause an Ostern abgelehnt. Die orthodoxen Christen richten sich nach einem anderen Kalender und feiern deshalb in diesem Jahr eine Woche später als die Katholiken und Protesten Ostern. Die russisch-orthodoxe Kirche steht in dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fest an der Seite des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der die Invasion am 24. Februar befohlen hatte.

Ein zerstörter Panzer und ein zerstörtes Fahrzeug sind als Gefechtsüberreste auf einer Straße zu sehen.
Ein zerstörter Panzer und ein zerstörtes Fahrzeug sind als Gefechtsüberreste auf einer Straße zu sehen.  © Alexei Alexandrov/AP/dpa

7.30 Uhr: Selenskyj spricht von russischen Konzentrationslagern

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte die vom russischen Militär eingerichteten Filtrationslager, in denen nach offizieller Darstellung eventuelle Kämpfer von Zivilisten getrennt werden sollen.

"Der ehrliche Name dafür ist ein anderer - das sind Konzentrationslager. So wie sie die Nazis seinerzeit gebaut haben", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache.

Er kritisierte, dass Ukrainer aus diesen Lagern auch nach Russland gebracht würden. "Unter anderem deportieren sie Kinder - in der Hoffnung, dass sie vergessen, wo sie herkommen, wo ihr Zuhause ist."

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die russischen Filtrationslager als Konzentrationslager.
Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete die russischen Filtrationslager als Konzentrationslager.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

5 Uhr: Zwei weitere russische Raketen bei Odessa abgeschossen

Wenige Stunden nach dem russischen Raketenangriff auf Odessa hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben zwei weitere Marschflugkörper abgeschossen, die auf den Hafen der Stadt zielten. Die Raketen seien am Samstagabend von einem Schiff im Schwarzen Meer abgefeuert worden, schrieb die Südgruppe der ukrainischen Streitkräfte bei Facebook. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Zuvor hatte Russland Odessa am Samstag nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit sieben Raketen angegriffen, von denen zwei abgeschossen worden seien. Selenskyj zufolge wurde unter anderem ein mehrstöckiges Wohnhaus getroffen, acht Menschen starben, darunter ein dreimonatiges Kind.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, es sei ein Logistikterminal auf einem Militärflugplatz getroffen worden, in dem eine "große Lieferung" Waffen aus den USA und Europa gelagert habe.

Titelfoto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

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