Ukraine-Krieg, Tag 128: Russland soll Phosphor-Bomben auf Schlangeninsel eingesetzt haben
Ukraine - Seit nunmehr 128 Tagen führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im umkämpften Osten bleibt die Lage weiterhin sehr ernst. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es im TAG24-Liveticker.

Während Russland in der Ostukraine weiter seine militärische Überlegenheit ausspielt, kann Kiew über die Rückeroberung der symbolträchtigen Schlangeninsel im Schwarzen Meer berichten.
Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) bietet Europäern derweil an, russische Erdgaslieferungen durch Strom aus seinem Land zu ersetzen.
Im Gebiet Odessa wurden nach ukrainischen Angaben zehn Menschen beim Einschlag einer russischen Rakete in ein Mehrfamilienhaus getötet.
Im ostukrainischen Gebiet Luhansk sind die regierungstreuen Truppen in Lyssytschansk nach eigenen Angaben darüber hinaus akut von einer Einschließung bedroht. Die knapp sieben Kilometer westlich der Stadt gelegene Raffinerie sei umkämpft, teilte der ukrainische Generalstab mit.
Was am gestrigen Donnerstag wichtig war, könnt Ihr im TAG24-Ticker des Tages nachlesen. Alle aktuellen Ereignisse des heutigen Freitags (1. Juli) gibt es im aktuellen Liveticker.
21.21 Uhr: Kiew wirft Russland Attacke auf Schlangeninsel mit Phosphorbomben vor
Die Ukraine hat der russischen Armee den Abwurf von Phosphorbomben auf die Schlangeninsel im Schwarzen Meer vorgeworfen.
Mit Kampfflugzeugen des Typs Su-30 seien von der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim zwei Angriffe mit Phosphorbomben geflogen worden, teilte der Oberkommandierende der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, im Nachrichtendienst Telegram am Freitag mit.
Dazu präsentierte der 48-Jährige eine Videoaufnahme, welche die Bombardierung belegen soll. "Das Einzige, worin der Gegner konsequent ist, ist die unveränderte "Treffgenauigkeit"", betonte er ironisch mit Hinweis auf anscheinend verfehlte Abwürfe.
Tags zuvor war das russische Militär von der Insel abgezogen. Moskau hatte das als "Geste des guten Willens" dargestellt. Kiew betrachtet den Abzug von dem am zweiten Kriegstag durch die Russen eroberten Eiland als Sieg infolge häufiger Angriffe.

21.20 Uhr: USA kündigen weiteres 820-Millionen-Waffen-Paket für Ukraine an
Die US-Regierung hat der Ukraine weitere Militärhilfen in Millionenhöhe zur Verteidigung im russischen Angriffskrieg zugesagt.
Mit einem Paket in Höhe von 820 Millionen US-Dollar (etwa 787 Millionen Euro) sollen dem Land unter anderem weitere Munition für das Raketenwerfersystem vom Typ Himars, zwei Boden-Luft-Raketenabwehrsysteme mit der Bezeichnung Nasams, Artilleriemunition und Radare zur Artillerieabwehr bereitgestellt werden, wie das Pentagon am Freitag mitteilte.
Ein großer Teil der neuen Hilfen kommt nichts aus Beständen der USA, sondern aus einer Vereinbarung mit der Industrie. Die USA haben der Ukraine seit Kriegsbeginn Ende Februar damit nach eigenen Angaben Waffen und Ausrüstung im Wert von fast sieben Milliarden US-Dollar (6,73 Milliarden Euro) zugesagt oder bereits geliefert. US-Präsident Joe Biden hatte die neuen Hilfen bereits beim Nato-Gipfel in Madrid in Aussicht gestellt.
19.54 Uhr: Israelische Botschaft wirft Melnyk Verharmlosung des Holocaust vor
Die israelische Botschaft in Deutschland hat dem ukrainischen Botschafter, Andrij Melnyk, nach dessen kontroversen Interview-Aussagen eine Verharmlosung des Holocaust vorgeworfen. Melnyk steht wegen Äußerungen über den früheren ukrainischen Nationalistenführer Stepan Bandera (1909-1959) unter Druck.
"Die Aussagen des ukrainischen Botschafters sind eine Verzerrung der historischen Tatsachen, eine Verharmlosung des Holocausts und eine Beleidigung derer, die von Bandera und seinen Leuten ermordet wurden", erklärte die israelische Botschaft in Berlin am Freitag auf Twitter. Melnyks Darlegungen "untergraben auch den mutigen Kampf des ukrainischen Volkes, nach demokratischen Werten und in Frieden zu leben".
Nationalistische Partisanen aus dem Westen der Ukraine waren 1943 für ethnisch motivierte Vertreibungen verantwortlich, bei denen Zehntausende polnische Zivilisten ermordet wurden. Melnyk hatte den Anführer Bandera in einem Interview mit dem Journalisten Tilo Jung in Schutz genommen und gesagt: "Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen." Dafür gebe es keine Belege.
19.52 Uhr: Wirtschaftsjahr 2021/22: Ukraine exportiert trotz Krieg mehr Getreide
Trotz des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine in dem Ende Juni ausgelaufenen Wirtschaftsjahr 2021/22 acht Prozent mehr Getreide und Hülsenfrüchte exportiert als im Jahr davor.
Nach 44,7 Millionen Tonnen (2020/21) seien 48,5 Millionen Tonnen ausgeführt worden, teilte das Agrarministerium in Kiew am Freitag mit. Im Kriegsmonat Juni lag die Ausfuhr wegen des ausgefallenen See-Exports jedoch mit 1,4 Millionen Tonnen 44 Prozent unter dem Vorjahreswert.
Die Weizenausfuhr lag im Wirtschaftsjahr 2021/22 mit 18,7 Millionen Tonnen mehr als zwölf Prozent über dem Vorjahreswert. Allerdings wurde im Juni fast 80 Prozent weniger Weizen exportiert als 2020/21.
Vor allem beim wichtigen Brotgetreide fürchten internationale Hilfsorganisationen wegen kriegsbedingt fehlender ukrainischer Exporte einen weiteren Anstieg der Lebensmittelpreise. Besonders für Afrika und Asien werden Hungersnöte befürchtet. Ein Wirtschaftsjahr geht im Agrarbereich vom 1. Juli bis zum 30. Juni des Folgejahres.
19.12 Uhr: Zahl der Toten nach russischen Raketenangriffen in Region Odessa steigt auf 21
Nach den russischen Raketenangriffen in der südukrainischen Region Odessa ist die Zahl der Toten nach ukrainischen Angaben auf 21 gestiegen.
Unter den Toten sei auch mindestens ein Kind, ein zwölfjähriger Junge, sagte der Sprecher der Regionalverwaltung von Odessa, Serhij Bratschuk, dem ukrainischen Fernsehen am Freitag.
18.58 Uhr: Russland soll Rechte Kriegsgefangener achten
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat Russland dazu aufgefordert, die Rechte ukrainischer Kriegsgefangener zu achten.
Wie das Straßburger Gericht am Freitag mitteilte, beschloss es dazu eine sogenannte einstweilige Maßnahme. Einstweilige Maßnahmen sind laut Gericht verbindlich und werden nur selten und bei unmittelbarer Gefahr auf irreparablen Schaden ausgesprochen. Russland will sich allerdings nicht mehr an Entscheidungen aus Straßburg halten.
Eine Ukrainerin, deren Mann von russischen Kräften als Kriegsgefangener gehalten werden soll, hatte sich zuvor an das Menschenrechtsgericht gewandt. Sie soll in dem Camp, in dem ihr Mann wohl gehalten wird, Folter an Ukrainern gesehen haben. Das Gericht forderte Russland nun auf, sicherzustellen, dass die Menschenrechte des Mannes respektiert werden.
Diese Maßnahme gelte für alle weiteren Anfragen bei Gericht von ukrainischen Kriegsgefangenen, die nahelegten, dass das Risiko einer irreparablen Schädigung unmittelbar bestehe. Russland soll zudem innerhalb einer Woche Auskunft darüber geben, ob der Mann von Russland gefangen genommen wurde, und wenn ja, unter welchen Bedingungen er festgehalten werde.

18.56 Uhr: Ukrainische Stellungen unter schwerem Beschuss
In der Ost- und in der Südukraine sind Stellungen der ukrainischen Armee entlang der ganzen Frontlinie von russischen Truppen mit Artillerie beschossen worden.
Dutzende Orte in den Gebieten Charkiw, Donezk, Luhansk, Saporischschja, Mykolajiw und Cherson wurden am Freitag in dem bei Facebook veröffentlichten Bericht des ukrainischen Generalstabs aufgezählt.
Vereinzelt seien auch Angriffe von Flugzeugen und Hubschraubern geflogen worden, hieß es. Ukrainische Einheiten hätten einen russischen Angriff bei einem Gelatine-Werk bei der Industriestadt Lyssytschansk im Gebiet Luhansk abgewehrt. Details zum Geschehen um die letzte unter ukrainischer Kontrolle stehende Stadt in dem Gebiet wurden nicht genannt.

18.55 Uhr: Selenskyj: Beschuss von Wohnhaus bei Odessa war gezielter Angriff
Selenskyj hat einen russischen Raketentreffer eines Wohnhauses im südukrainischen Gebiet Odessa als nicht versehentlich bezeichnet.
"Das ist ein gezielter Raketenschlag Russlands, Terror Russlands gegen unsere Städte und Dörfer, gegen unsere Menschen, Erwachsene und Kinder", sagte er laut Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine am Freitag nach einem Treffen mit dem norwegischen Regierungschef Jonas Gahr Støre in Kiew. Die eingesetzte Rakete sei eigentlich für die Bekämpfung von Flugzeugträgern und anderen Kriegsschiffen konzipiert worden.
18.50 Uhr: Russland hofft auf "rationale Lösung" bei Kaliningrad-Transitverkehr
Im Streit um die Einschränkung des russischen Transitverkehrs in die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad hofft Moskau auf eine "rationale Lösung".
Russland habe der Europäischen Union erklärt, dass die gegenwärtige Lage nicht nur zu erheblichen Kosten für Litauen, sondern auch für die EU führe, sagte der russische Vize-Außenminister Alexander Gruschko der Agentur Interfax zufolge am Freitag. Er habe den Eindruck, dass "das Signal angekommen" sei.
Ähnlich äußerte sich auch Russlands EU-Botschafter Wladimir Tschischow. Er hoffe auf "eine Kompromisslösung in naher Zukunft", sagte er.

17.53 Uhr: EU-Kommission schlägt Eine-Milliarde-Kredit für Ukraine vor
Zur Deckung laufender Kosten hat die EU-Kommission die Auszahlung eines Kredits in Höhe von einer Milliarde Euro an die kriegsgeplagte Ukraine vorgeschlagen.
Die Makrofinanzhilfe solle dabei helfen, den unmittelbaren Finanzbedarf infolge des russischen Kriegs gegen das Land zu bewältigen, teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit. Das Geld könnte etwa in Rentenzahlungen und den Betrieb von Krankenhäusern fließen.
Der Vorschlag ist der erste Teil eines im Mai angekündigten Hilfspakets über neun Milliarden Euro bis Ende des Jahres. Vor der Auszahlung müssen die EU-Staaten und das Europaparlament noch zustimmen. Der EU-Gipfel Mai hatte sich bereits grundsätzlich für das Neun-Milliarden-Paket ausgesprochen.
Nach Angaben der EU-Kommission wird die erste Milliarde als langfristiger Kredit zu günstigen Konditionen vergeben. Als Zeichen der Solidarität würden die Kosten für Zinsen aus dem EU-Haushalt getragen.
17.29 Uhr: Schulen in Kiew sollen im September wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren
Mit Beginn des neuen Schuljahres im September sollen Kinder und Jugendliche in Kiew wieder in ihre Schulen zurückkehren können.
Nach den derzeitigen Sommerferien werde es wieder Präsenzunterricht geben, teilte am Freitag das Bildungsreferat der ukrainischen Hauptstadt mit. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar hatte es - wenn überhaupt - nur Online-Unterricht gegeben.
Das Wichtigste beim Start des Präsenzunterrichts am 1. September sei "die Sicherheit der Lernenden und der Lehrenden", erklärte die Chefin des Bildungsreferats, Olena Fidanjan. Das Gelände der Schulen werde bis dahin auf mögliche Sprengkörper überprüft. Außerdem gebe es zu Beginn des Schuljahres für alle Schüler und Lehrer ein besonderes Training für das Verhalten im Fall von Bombenalarm.
17.25 Uhr: Rüstungsexporte für 562 Millionen Euro an Ukraine genehmigt
Die Bundesregierung hat im ersten Halbjahr Genehmigungen für den Export von Rüstungsgütern in die Ukraine im Wert von 561,7 Millionen Euro erteilt.
Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Freitag mitteilte, ist die Ukraine damit das zweitgrößte Abnehmerland deutscher Rüstungsexporte gewesen. Insgesamt beliefen sich die erteilten Ausfuhrgenehmigungen auf 4,14 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 2,3 Milliarden Euro gewesen.
Die Bundesregierung hatte nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine schnell auch Waffenlieferungen zugesagt. Dabei handelte es sich zunächst um tragbare Waffen zur Abwehr von Panzern oder Flugzeugen. Erst rund zwei Monate nach Kriegsbeginn beschloss die Bundesregierung auch die Lieferung schwerer Waffen.
An erster Stelle der Empfängerländer standen die Niederlande mit 1,78 Milliarden Euro. Grund sei "ein großvolumiges und auf mehrere Jahre angelegtes Beschaffungsvorhaben". Drittgrößter Empfänger waren die USA mit 348,7 Millionen Euro. Es folgten Großbritannien (238,2 Millionen), Singapur (171,6 Millionen Euro), Ungarn (129,6 Millionen Euro) und Südkorea (knapp 117 Millionen Euro).
15.38 Uhr: Unesco setzt ukrainisches Borschtsch-Kochen auf Liste des bedrohten Welterbes
Die UN-Kulturorganisation Unesco hat die ukrainische Kultur des Borschtsch-Kochens auf ihre Liste des bedrohten Kulturerbes gesetzt.
Das ukrainische Borschtsch-Kochen sei auf die Liste des dringend zu schützenden immateriellen Kulturerbes gesetzt worden, erklärte das Unesco-Welterbekomitee am Freitag. Zur Begründung verwies es auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen "negative Auswirkungen auf die Tradition".
Der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko reagierte begeistert: "Der Sieg im Borschtsch-Krieg ist unser", schrieb er im Onlinedienst Telegram. Kiew hatte die Einstufung als bedrohtes Kulturerbe gefordert, Russland hatte sich vehement dagegen gewandt.
Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa sprach nach der Entscheidung von einem Beispiel für den ukrainischen "Nationalismus" und zog die Unesco-Entscheidung ins Lächerliche. Offensichtlich werde jetzt alles "ukrainisiert", schrieb sie auf Telegram. "Was kommt als Nächstes? Werden Schweine als ein ukrainisches Nationalprodukt anerkannt?"

14.58 Uhr: Mindestens 20 Tote bei Angriffen nahe Odessa
Die Zahl der Toten infolge russischer Raketenangriffe nahe Bilhorod-Dnistrowskyj im Süden der Ukraine nahe der Großstadt Odessa ist nach ukrainischen Angaben auf mindestens 20 gestiegen.
Dies teilte der Zivilischutz am Freitag mit. Zunächst war von zehn Todesopfern die Rede gewesen. Mindestens 38 Menschen wurden weiter in Krankenhäusern behandelt.
14.15 Uhr: Russlands Getreideblockade löst Hungerkrise in Afrika aus
In der Sahelzone - von Senegal im Westen bis Djibouti im Osten - könnten bald 60 Millionen Menschen hungern. Auf dem Kontinent droht eine der schlimmsten Hungerkrisen, die die Welt je gesehen hat. Grund für das katastrophale Ausmaß ist der bereits mehr als drei Monate dauernde russische Angriffskrieg auf die Ukraine.
Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Weizen-Exporteuren weltweit, verantwortlich für knapp ein Drittel des globalen Bedarfs. Da Russland die ukrainischen Häfen und damit die Ausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten über das Schwarze Meer blockiert, könnten laut den Vereinten Nationen weltweit 1,4 Milliarden Menschen von Nahrungsmittelknappheit betroffen sein: in Afrika, aber auch in Syrien, Jemen, Libanon und Afghanistan.
Um eine Katastrophe abzuwenden, verhandelte Afrika am Freitag direkt mit Russland. Der Präsident der Afrikanischen Union (AU) und Senegals, Macky Sall, forderte von Kremlchef Wladimir Putin in Sotschi am Schwarzen Meer eine Aufhebung der Ausfuhrblockade. Sall wies darauf hin, dass eine Hungerkrise nicht nur für Afrika katastrophale Folgen hätte; sie könne eine massive Migrationskrise Richtung Europa auslösen.

14.04 Uhr: Bundesregierung verurteilt russische Angriffe nahe Odessa
Die Bundesregierung hat den russischen Raketenangriff auf ein ziviles Wohngebäude und auf ein Freizeitzentrum in der Region Odessa mit vielen Toten auf das Schärfste verurteilt.
"Dies führt uns erneut auf grausame Art und Weise vor, dass der russische Aggressor den Tod von Zivilisten bewusst in Kauf nimmt", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin. Das Vorgehen der russischen Seite, die hier erneut von Kollateralschäden spreche, sei menschenverachtend und zynisch. Auch die russische Bevölkerung müsse dieser Wahrheit endlich ins Auge sehen.
Die Zahl der Toten nach russischen Raketenangriffen nahe der Großstadt Odessa ist nach ukrainischen Angaben auf mindestens 18 gestiegen. Das teilte der Militärgouverneur des Gebiets Odessa, Maxym Martschenko, auf seinem Telegram-Kanal mit. Mindestens 39 Menschen wurden demnach verletzt. Der Militärverwaltung zufolge schlugen drei russische Raketen ein. Dabei seien ein Mehrfamilienhaus und ein Erholungszentrum getroffen worden.
13.57 Uhr: Moskau erwägt Abbruch diplomatischer Beziehungen mit Bulgarien
Nach der angekündigten Ausweisung 70 russischer Diplomaten aus Bulgarien erwägt Moskau den kompletten Abbruch der diplomatischen Beziehungen.
Russlands Aufforderung an Bulgarien, die bislang größte Diplomaten-Ausweisung in dem EU-Land zurückzunehmen, sei ignoriert worden, kritisierte Russlands Botschafterin in Sofia, Eleonora Mitrofanowa, am Freitag der Agentur Interfax zufolge. Deshalb werde nun die Schließung der gesamten russischen Botschaft diskutiert. Das wiederum würde "unweigerlich" auch das Ende für die Arbeit von Bulgariens Botschaft in Moskau bedeuten, so Mitrofanowa.
Bulgarien hatte am Dienstag die Ausweisung von 70 russischen Diplomaten bis Ende dieser Woche angekündigt. Ein Großteil der Diplomaten habe "direkt für fremde Dienste" gearbeitet, hieß es zur Begründung. Der einstige Ostblockstaat hat in der Vergangenheit immer wieder russische Diplomaten wegen Spionagevorwürfen des Landes verwiesen.
Bulgarien verurteilt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Zudem hat sich Sofia geweigert, für russisches Gas in Rubel zu bezahlen. Deswegen stellte der russische Energiekonzern Gazprom bereits die Gaslieferungen nach Bulgarien ein.

13.48 Uhr: Komplettes ukrainisches Kinderheim öffnet in deutscher Kleinstadt
Ein komplettes ukrainisches Kinderheim hat in der Kleinstadt Ueckermünde (Mecklenburg-Vorpommern) aufgemacht. Seit Donnerstagabend wohnten in einem Wohnheim des dortigen Berufsförderzentrums 35 Kinder sowie 7 Betreuerinnen und Betreuer, teilte der Landkreis Vorpommern-Greifswald am Freitag mit.
Die Geflüchteten stammen demnach aus der Region Donezk, in der heftig gekämpft werde. Die Kinder seien zwischen ein und 16 Jahre alt. Der 8500-Einwohner-Ort Ueckermünde liegt nahe der polnischen Grenze.
13.47 Uhr: Ukrainisches Parlament setzt neuen Menschenrechtsbeauftragten ein
Nach der Entlassung der umstrittenen Menschenrechtsbeauftragten Ljudmyla Denissowa hat das ukrainische Parlament den Posten neu besetzt.
Der Abgeordnete Dmytro Lubinez wurde am Freitag mit einer deutlichen Mehrheit gewählt, meldete das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Der 40-Jährige hatte zuvor den Menschenrechtsausschuss des Parlaments geleitet. Der gelernte Historiker und Jurist stammt aus dem von russischen Truppen eroberten Wolnowacha im ostukrainischen Gebiet Donezk.
Denissowa war Ende Mai nach vier Jahren Amtszeit entlassen worden. Der 61-Jährigen wurde vorgeworfen, sich zusammen mit ihrer Tochter Geschichten von Kindesvergewaltigungen durch russische Soldaten ausgedacht zu haben. Da sie keine Beweise vorlegen konnte, habe das dem Ansehen der Ukraine geschadet, so der Vorwurf.
13.41 Uhr: Dänemark schließt sich EU-Verteidigungszusammenarbeit an
Dänemark kann sich von nun an an der gemeinsamen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik innerhalb der EU beteiligen.
Nach knapp drei Jahrzehnten mit einer Sonderregelung hat sich das skandinavische Land der EU-Verteidigungszusammenarbeit angeschlossen, wie das dänische Außenministerium am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Außenminister Jeppe Kofod hatte vor gut anderthalb Wochen bei einer Zeremonie in Luxemburg ein Schreiben unterzeichnet, in dem formal mitgeteilt wurde, dass das Land seinen sogenannten EU-Verteidigungsvorbehalt zum 1. Juli abschaffen wird.
Vor dem Eindruck des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatte die dänische Bevölkerung am 1. Juni bei einer Volksabstimmung mit deutlicher Mehrheit für die Abschaffung des Vorbehalts gestimmt.
13.30 Uhr: EU streicht Zölle auf humanitäre Ausrüstung
Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine werden in der Europäische Union Einfuhrzölle und Mehrwertsteuer auf lebensrettende Ausrüstung zur Versorgung von Ukrainern in den EU-Staaten gestrichen.
Dies beschloss die Europäische Kommission auf Wunsch der EU-Staaten am Freitag, wie die Behörde mitteilte. Der Beschluss gelte rückwirkend vom Tag des Kriegsbeginns am 24. Februar bis Ende des Jahres. Er gelte etwa für Lebensmittel, Decken, Zelte und Stromgeneratoren, die für vom Krieg betroffene Ukrainerinnen und Ukrainer bestimmt seien.
13.09 Uhr: Kein Kommentar von Melnyk zu Distanzierung aus Kiew
Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, will eine distanzierende Stellungnahme des Außenministeriums in Kiew zu seinen Äußerungen über den früheren Nationalistenführer Stepan Bandera nicht kommentieren.
Das teilte eine Sprecherin der Botschaft in Berlin am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Zur Begründung hieß es, ein Botschafter könne nicht die Erklärungen des eigenen Außenministeriums kommentieren.
Das ukrainische Außenministerium hatte zuvor auf seiner Webseite erklärt: "Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, die er in einem Interview mit einem deutschen Journalisten ausgedrückt hat, ist seine persönliche und gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wieder."
Melnyk hatte Bandera (1909-1959) im Interview mit dem Journalisten Tilo Jung in Schutz genommen und gesagt: "Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen." Dafür gebe es keine Belege. Als Botschafter ist Melnyk dem Außenministerium unterstellt. In Polen waren Melnyks Äußerungen auf Kritik gestoßen.

13.08 Uhr: Streit um Kaliningrad
Russland und Litauen streiten wegen der Versorgung der russischen Exklave Kaliningrad. Dies schürt Ängste in Polen und Litauen in einem Gebiet, das die Nato als "Suwalki-Lücke" bezeichnet. Es geht um mehr als nur den Bahn-Transit.
Als "gefährlichsten Ort auf der Welt" hat das Magazin "Politico" die Suwalki-Lücke bezeichnet. Denn hier könnten Nato-Truppen auf Russlands Armee treffen, auch wenn momentan auch auf der polnischen Seite alles friedlich scheint. Aber das Unbehagen wächst auch hier.

12.39 Uhr: Orban räumt Isolierung Ungarns in West-Allianzen ein
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat eingeräumt, dass sein Land mit seiner Haltung zum russischen Krieg gegen die Ukraine in den westlichen Bündnissen isoliert ist.
"Wir bräuchten keine Sanktionen (gegen Russland), sondern eine sofortige Waffenruhe und sofortige Friedensverhandlungen", erklärte der rechtsnationale Politiker am Freitag im staatlichen Rundfunk. Außer Ungarn vertrete jedoch niemand anderes in der Nato und der EU diesen Standpunkt, fügte er hinzu. "Vorerst stimmt außer uns niemand diesen Ton an."
"Jeder steht auf der Seite der Ukrainer, denn der Mensch pflegt auf der Seite des Angegriffenen zu stehen und drückt dem Angegriffenen die Daumen", führte Orban weiter aus. Doch zugleich müsse man den "militärischen Realitäten" ins Auge sehen. Russlands Übermacht führe dazu, dass "die Kriegszone viel schneller an Ungarn heranrücken wird, als die meisten Ungarn denken". Ungarn, das seit 1999 der Nato und seit 2004 der EU angehört, grenzt im Nordosten an die Ukraine.
Die gegenwärtigen Kriegsschauplätze sind mehr als 1000 Kilometer von der ungarisch-ukrainischen Grenze entfernt. Orban, der ein gutes Verhältnis zu Kremlchef Wladimir Putin pflegt, hatte die russische Invasion in die Ukraine anfangs nur halbherzig verurteilt. Bei der Verhängung des jüngsten Sanktionspakets der EU hatte er mit seiner Vetodrohung erreicht, dass russische Erdöllieferungen an Ungarn vom Erdöl-Lieferboykott der EU ausgenommen bleiben.
12.36 Uhr: Russlands Militär meldet Kontrolle über Ölraffinerie in Lyssytschansk
Russlands Militär rückt in der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Lyssytschansk eigenen Angaben zufolge immer weiter vor.
Mittlerweile sei die Ölraffinerie der Großstadt im Luhansker Gebiet unter russischer und prorussischer Kontrolle, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau, Igor Konaschenkow, am Freitag. Die ukrainische Seite hingegen bezeichnete das Raffineriegelände am Morgen weiter als umkämpft.
Die Ukrainer erlitten in und um Lyssytschansk hohe Verluste, sagte Konaschenkow. Zuletzt seien pro Tag rund 200 gegnerische Soldaten getötet worden. "Es ist ein unorganisierter Abzug einzelner Einheiten der ukrainischen Streitkräfte aus Lyssytschansk zu beobachten." Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht.

11.05 Uhr: Weizenernte in der Ukraine schwächer als in den Vorjahren
Die Weizenernte in der Ukraine wird nach Angaben des Mischkonzerns Baywa schwächer als in den Vorjahren ausfallen.
Derzeit reiften dort 22,48 Millionen Tonnen Brotweizen für die Ernte heran, das sei ein Rückgang um 17 Prozent zum Schnitt der vergangenen vier Jahre, sagte Baywa-Chef Klaus Josef Lutz am Donnerstag. Basis für die Einschätzung sind aktuelle Satellitendaten. Diese zeigten, "dass eine unterdurchschnittliche Ernte nicht mehr zu vermeiden ist", betonte er.
Diese Entwicklung sei für die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt eine Katastrophe, sagte Lutz weiter. Durch die geringe Ernte fehlen Lutz zufolge rund 20 Millionen Tonnen Weizen auf dem Weltmarkt. Dadurch steige der Preis und Teile der Welt müssten hungern. Es gebe beim Aufkauf von Weizen bereits ein Wettrennen zwischen den Schwellenländern.

9.33 Uhr: Mindestens 18 Tote bei Angriffen nahe Odessa
Die Zahl der Toten infolge russischer Raketenangriffe nahe Bilhorod-Dnistrowskyj im Süden der Ukraine nahe der Großstadt Odessa ist nach ukrainischen Angaben auf mindestens 18 gestiegen.
Dies teilte der Militärgouverneur des Gebiets Odessa, Maxym Martschenko, am Freitag auf seinem Telegram-Kanal mit. Zunächst war von zehn Todesopfern die Rede gewesen. Mindestens 39 Menschen wurden diesen Angaben zufolge verletzt.
Der Militärverwaltung zufolge schlugen insgesamt drei russische Raketen ein. Dabei seien ein Mehrfamilienhaus und ein Erholungszentrum getroffen worden. Die Raketen des Typs X-22 seien von russischen Tu-22-Bombern über dem Schwarzen Meer abgefeuert worden.

8.45 Uhr: Russische Truppen versuchen Einkreisung von Lyssytschansk
Die Lage im Osten der Ukraine rund um die von russischen Truppen belagerte Großstadt Lyssytschansk spitzt sich nach Angaben aus Kiew zu.
"Der Feind konzentriert seine Hauptanstrengungen auf die Einkreisung der ukrainischen Soldaten in Lyssytschansk von Süden und Westen her und die Herstellung der vollständigen Kontrolle über das Gebiet Luhansk", teilte der ukrainische Generalstab am Freitag in seinem Lagebericht mit.

8.03 Uhr: Kiew geht auf Distanz zu Äußerungen von Botschafter Melnyk
Das ukrainische Außenministerium hat sich von Äußerungen des Botschafters in Berlin, Andrij Melnyk (46), über den früheren Nationalistenführer und Nazi-Kollaborateur Stepan Bandera (1909-1959) distanziert.
"Die Meinung des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, die er in einem Interview mit einem deutschen Journalisten ausgedrückt hat, ist seine persönliche und gibt nicht die Position des ukrainischen Außenministeriums wider", teilte die Behörde in der Nacht zum Freitag auf ihrer offiziellen Webseite mit.
Melnyk wurde in Deutschland auch durch Kritik an der Ukraine-Politik der Bundesregierung bekannt.
3.18 Uhr: Zehn Tote durch Raketenangriff bei Odessa
Bei einem russischen Raketenangriff im Gebiet Odessa sind nach ukrainischen Angaben zehn Menschen in einem Mehrfamilienhaus getötet worden.
Die Rakete habe einen Teil des neunstöckigen Gebäudes zerstört, teilte der Chef der örtlichen Militärverwaltung, Serhij Bratschuk, beim Nachrichtendienst Telegram mit. Nach der Attacke sei ein Brand ausgebrochen.
Die Rakete sei von einem russischen Militärflugzeug über dem Schwarzen Meer abgefeuert worden. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

1.31 Uhr: Russischer Rückzug von Schlangeninsel verbessert laut Wolodymyr Selenskyj Lage
Der russische Rückzug von der Schlangeninsel gibt der Ukraine nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) eine bessere Position.
"Die Schlangeninsel ist ein strategischer Punkt und das verändert erheblich die Situation im Schwarzen Meer", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache in der Nacht zum Freitag. Die Handlungsfreiheit des russischen Militärs werde dadurch deutlich eingeschränkt, auch wenn dies noch keine Sicherheit garantiere.
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