Ukraine-Krieg, Tag 74: Selenskyj glaubt momentan nicht an Chance auf Befreiung von Mariupol
Ukraine - Seit 74 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Dort wächst die Angst vor verstärkten russischen Luftangriffen im Zusammenhang mit dem bevorstehenden 9. Mai. Alle aktuellen Entwicklungen im TAG24-Liveticker.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat die Zerstörung von Kulturgütern in der Ukraine durch russische Truppen beklagt.
In dem seit zweieinhalb Monaten dauernden Angriffskrieg seien 200 Kulturerbestätten getroffen worden, sagte Selenskyj in einer Videoansprache vom Samstagabend in Kiew.
Als ein Beispiel nannte er den Raketentreffer auf das Museum des bedeutenden ukrainischen Dichters und Philosophen Hryhorij Skoworoda (1722-94) im Gebiet Charkiw in der Nacht zuvor.
"Leider kehrt das Böse zurück, wenn Menschen die Rechte anderer Menschen missachten, das Gesetz missachten und die Kultur zerstören", sagte Selenskyj.
Deshalb verteidige die Ukraine ihr Volk, ihre Städte und ihre Museen gegen Russland. Am Sonntag und Montag gedenke die Welt des Sieges über den Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg. Doch das russische Vorgehen zeige, "dass es unmöglich ist, das Böse ein für alle Mal zu besiegen".
Die Geschehnisse des gestrigen Tages (7. Mai) könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Samstag nachlesen. Alle neuen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Sonntag, 8. Mai, gibt es wie gewohnt hier in unserem Liveticker.
21.35 Uhr: Selenskyj glaubt momentan nicht an Chance auf Befreiung von Mariupol
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat eine Befreiung der von russischen Truppen besetzten Hafenstadt Mariupol derzeit ausgeschlossen.
"Die Ukraine hat nicht genügend schwere Waffen, um Mariupol auf militärischem Wege zu befreien", sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit Kanadas Regierungschef Justin Trudeau (50), der am Sonntag in Kiew zu einem Solidaritätsbesuch angereist war.
Immerhin sei es auf diplomatischem Wege gelungen, Zivilisten aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal herauszuholen, sagte Selenskyj. Für die verbliebenen ukrainischen Soldaten gestalte sich eine Evakuierung aber schwierig.
"Die russischen Soldaten, die russische Armee, die Armeeführung und die politische Führung der Russischen Föderation wollen unsere Soldaten nicht herauslassen", sagte der ukrainische Staatschef. Kiew habe die Türkei, Israel, Frankreich, die Schweiz, die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz um Vermittlung gebeten.
Zuletzt hatte auch der Vorsteher der größten ukrainisch-orthdoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Onufrij, den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) gebeten, den ukrainischen Soldaten freien Abzug zu gewähren.
Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol ist seit mehreren Wochen weitgehend unter russischer Kontrolle. Am Wochenende wurden die letzten eingeschlossenen Zivilisten aus dem Stahlwerk der Stadt evakuiert. Hunderte ukrainische Verteidiger sollen sich aber noch in den Bunkeranlagen des Werks verschanzt haben. Sie betonten am Sonntag einmal mehr, nicht kapitulieren zu wollen.

20.29 Uhr: Habeck hat Ukraine-Reise für Wiederaufbau im Blick
Vizekanzler Robert Habeck (52, Grüne) hat eine Reise in die Ukraine zur wirtschaftlichen Unterstützung des Landes im Blick. Es sei richtig, dass Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) nun als erste fahre, dann würden andere fahren, sagte der Wirtschaftsminister am Sonntagabend im ZDF.
"Ich werde auch fahren, und zwar dann vor allem, um den Wiederaufbau der Ukraine zu organisieren." In seinem Ressort gehe es um wirtschaftliche Unterstützung und die Energiesicherheit der Ukraine. Eine Wirtschaftsdelegation zusammenzustellen sei dann die Aufgabe, um einen Beitrag zur Ertüchtigung des Landes zu leisten.
Habeck verurteilte es, dass der russische Präsident Wladimir Putin (69) den Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg am 9. Mai missbrauchen wolle, um seinen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine zu rechtfertigen. "Im Grunde nimmt Putin den Russen diesen Feiertag weg. Er entwürdigt diesen Feiertag."

19.13 Uhr: Experten weltweit rätseln: Was verkündet Putin am Montag?
Überschattet vom Krieg gegen die Ukraine feiert Russland an diesem Montag den Sieg über Hitler-Deutschland vor 77 Jahren. Neben der Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau wird mit besonderer Spannung die Rede von Präsident Wladimir Putin (69) erwartet.
Seit Wochen rätseln Experten weltweit, was Putin zum Krieg gegen das Nachbarland sagen wird. Der Kreml spricht dabei nicht von Krieg, sondern von einer "militärischen Spezial-Operation". Es gibt Spekulationen, dass Putin etwa eine General- oder Teilmobilmachung in Russland anordnen könnte - auch wenn der Kreml das bereits als "Unsinn" zurückgewiesen hat.
Bei der traditionellen Parade in Moskau sollen rund 11.000 Soldaten marschieren. Außerdem werden Panzer und andere Militärtechnik gezeigt. Acht Kampfflugzeuge sollen darüber hinaus am Himmel den Buchstaben "Z" formen, der das offizielle Symbol für Russlands Militäreinsatz in der Ukraine ist. Das "Z" steht dabei für "Za Pobedu- Für den Sieg". Anders in den Jahren zuvor wird dieses Mal kein ausländischer Staatschef bei der Parade zu Gast sein.

18.07 Uhr: G7-Staaten verhängen neue Sanktionen gegen Russland
Vor den Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" in Moskau verhängen die G7-Staaten wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Sanktionen gegen Russland.
Das teilte das Weiße Haus in Washington am Sonntag mit. Zuvor hatten die Regierungschefs der G7-Staaten in einer Schaltkonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen.
Das Weiße Haus teilte mit, alle G7-Staaten hätten sich am Sonntag dazu verpflichtet, die Einfuhr von russischem Öl auslaufen zu lassen oder zu verbieten - die USA selber haben bereits ein entsprechendes Importverbot verhängt. In Brüssel verhandeln die EU-Länder ebenfalls über ein Öl-Embargo gegen Russland und weitere Strafmaßnahmen.
Streit gab es zuletzt noch über Ausnahmeregeln von dem Importstopp für Länder wie Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Bulgarien. Gespräche dazu sollen nächste Woche fortgesetzt werden.
Ein US-Regierungsvertreter kündigte außerdem ein Verbot für unternehmerische Dienstleistungen für Firmen oder Personen in Russland an. Betroffen seien etwa Dienstleistungen im Bereich Buchhaltung, Management, Beratung oder Marketing.
Die USA würden darüber hinaus Sanktionen gegen drei der wichtigsten Fernsehsender verhängen, die direkt oder indirekt von der Regierung von Präsident Wladimir Putin kontrolliert würden: Perwy Kanal. Rossija-1 und NTW. An diese "Sprachrohre des Kreml" dürften weder Werbeaufträge aus den USA erteilt noch US-Technik zum Sendebetrieb geliefert werden.
Der US-Regierungsvertreter sagte weiter, die USA würden ihre Exportkontrollen weiter verschärfen, um Russlands Kriegsanstrengungen zu schwächen.
Betroffen seien etwa Holzprodukte, Industriemotoren und Räumfahrzeuge. Außerdem würden Sanktionen verhängt gegen Manager der größten und der drittgrößten russischen Bank, Sberbank und Gazprombank. "Die Botschaft ist, dass es keinen Rückzugsort für die russische Wirtschaft geben wird, wenn Putins Invasion andauert."
Das Weiße Haus teilte mit: "Unsere beispiellosen Sanktionen fordern bereits einen immensen Tribut von Russlands Wirtschaft." Die Exportkontrollen würden Russland von wichtiger Technologie abschneiden. "Putins Krieg wird voraussichtlich die wirtschaftlichen Errungenschaften der letzten 15 Jahre in Russland zunichte machen."
Zwei wichtige russische Panzerfabriken hätten die Arbeit eingestellt, weil ihnen ausländische Komponenten fehlten. Fast 1000 Unternehmen hätten Russland verlassen. "Putin hat sein ursprüngliches militärisches Ziel, die Ukraine zu beherrschen, nicht erreicht - aber er hat es geschafft, Russland zu einem weltweiten Paria zu machen."

18.03 Uhr: TV-Ansprache des Bundeskanzlers: Scholz ist sich sicher - Putin wird den Krieg nicht gewinnen!
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat die historische Verantwortung Deutschlands bei der Unterstützung der Ukraine gegen Russlands Angriffskrieg hervorgehoben.
Mehr Infos unter: "TV-Ansprache des Bundeskanzlers: Scholz ist sich sicher - Putin wird den Krieg nicht gewinnen!"

17.01 Uhr: Überraschungs-Auftritt in der Ukraine: U2-Musiker spielen in Kiew im Luftschutzbunker!
Musiker der irischen Rockband U2 sind Medienberichten zufolge am Sonntag überraschend in einer als Luftschutzbunker genutzten U-Bahn-Station in Kiew aufgetreten.
Mehr Infos unter: "Überraschungs-Auftritt in der Ukraine: U2-Musiker spielen in Kiew im Luftschutzbunker!"
16.26 Uhr: Kanadischer Regierungschef Trudeau besucht laut Agentur Ukraine
Der kanadische Regierungschef Justin Trudeau (50) ist ukrainischen Angaben zufolge unangekündigt in die Ukraine gereist.
Trudeau habe die Stadt Irpin im Großraum Kiew besucht, meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am Sonntag unter Berufung auf den Bürgermeister von Irpin. Sie veröffentlichte auch ein Foto, das den Regierungschef des Nato-Landes vor zerstörten Häusern zeigt.
16.19 Uhr: Kämpfer aus Stahlwerk in Mariupol: "Kapitulation ist keine Option"
Ungeachtet ihrer äußerst schwierigen Lage wollen die letzten ukrainischen Kämpfer im belagerten Stahlwerk Azovstal in der Hafenstadt Mariupol nicht aufgeben.
"Kapitulation ist keine Option für uns, weil Russland kein Interesse an unserem Leben hat", sagte Illja Samojlenko vom Asow-Regiment am Sonntag bei einer Online-Pressekonferenz, bei der er eigener Aussage zufolge aus dem Inneren des Werks zugeschaltet war. Er und die anderen Kämpfer würden Azovstal weiter gegen die russische Armee verteidigen, versicherte der Offizier. "Wir brauchen die Unterstützung der ganzen Welt."
16.17 Uhr: First Lady Jill Biden trifft in Ukraine auf Selenskyjs Frau
US-Präsidentengattin Jill Biden (70) hat überraschend die Ukraine besucht. Mitreisende US-Journalisten berichteten, die First Lady sei am Sonntag von der Slowakei aus in die Ukraine eingereist und knapp zwei Stunden dort geblieben.
In der Stadt Uschorod sei sie mit Flüchtlingen zusammengekommen. Sie habe außerdem die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44), Olena Selenska (44), getroffen. Biden und Selenska hätten rund eine Stunde lang ein bilaterales Gespräch geführt.
Jill Biden sagte den mitreisenden Journalisten zufolge: "Ich wollte zum Muttertag kommen. Ich dachte, es sei wichtig, dem ukrainischen Volk zu zeigen, dass dieser Krieg aufhören muss." Die USA stünden an der Seite der Ukraine. Selenska habe Biden für den "mutigen" Besuch gedankt und über einen Übersetzer gesagt: "Denn wir verstehen, was es für die First Lady der USA bedeutet, während eines Krieges hierher zu kommen, wo jeden Tag Militäraktionen stattfinden, wo auch heute noch jeden Tag die Luftsirenen ertönen."
In der Slowakei hatte Biden zuvor mit Regierungschef Eduard Heger den Grenzübergang zur Ukraine in Vysne Nemecke besucht. Am Morgen hatte die First Lady in Kosice im Osten des Landes ein von der Stadt betriebenes Erstaufnahmelager besucht. Anschließend war sie in einer Grundschule, wo ukrainische Frauen und Kinder untergebracht sind. Am Montag steht ein Treffen mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova auf dem Programm.
Biden absolviert derzeit eine mehrtägige Tour durch die Nachbarländer der vom russischen Angriffskrieg betroffenen Ukraine. Am Freitag und Samstag war Biden in Rumänien zu Gast. Dort besuchte sie unter anderem auch US-Truppen, die in dem Nato-Land stationiert sind.

15.09 Uhr: Viele zerstörte Wohnungen nach russischem Raketenangriff in Odessa
Die Verwaltung der ukrainischen Hafenstadt Odessa hat nach russischen Angriffen von zahlreichen zerstörten Wohnhäusern berichtet. Mehr als 250 Wohnungen seien durch Raketenbeschuss beschädigt worden, teilte der Stadtrat der Schwarzmeer-Metropole am Sonntag auf Telegram mit.
Davon sei nur noch ein Viertel derzeit bewohnbar. Über mögliche Todesopfer war zunächst nichts bekannt. Ukrainische Behörden hatten am Samstag mehrere Raketeneinschläge in Odessa gemeldet. Aus dem russischen Verteidigungsministerium hieß es später, mit Langstreckenwaffen sei Kriegsgerät der ukrainischen Luftwaffe zerstört worden.
14.51 Uhr: US-First-Lady Jill Biden trifft Ukraine-Flüchtlinge in der Slowakei
Die US-Präsidentingattin Jill Biden hat bei einem Besuch in der Slowakei gemeinsam mit dem slowakischen Regierungschef Eduard Heger den Grenzübergang zur Ukraine in Vysne Nemecke besucht. Biden sprach am Sonntag mit Grenzschützern und Feuerwehrleuten, wie die Nachrichtenagentur Tasr berichtete. Sie besuchte auch die Freiwilligen, die den ankommenden Flüchtlingen in einer Halle beim Grenzübergang erste Orientierung geben.
Am Morgen hatte die First Lady in Kosice im Osten des Landes ein von der Stadt betriebenes Erstaufnahmelager besucht. Anschließend war sie in einer Grundschule, wo ukrainische Frauen und Kinder untergebracht sind. Am Montag steht ein Treffen mit der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova auf dem Programm.
Biden absolviert derzeit eine mehrtägige Tour durch die Nachbarländer der vom russischen Angriffskrieg betroffenen Ukraine. Am Freitag und Samstag war Biden in Rumänien zu Gast. Dort besuchte sie unter anderem auch US-Truppen, die in dem Nato-Land stationiert sind.

14.20 Uhr: Putin: Werden in Ukraine siegen "wie 1945"
Wladimir Putin hat sich mit Blick auf die Ukraine siegessicher gezeigt und Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gezogen.
Mehr dazu hier: Putin: Kampf gegen Nazis ist "heilige Pflicht" - werden in Ukraine siegen "wie 1945"
13.58 Uhr: Putin gratuliert ostukrainischen Separatisten zum "Tag des Sieges"
Überschattet von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin den Führungen mehrerer Ex-Sowjetrepubliken sowie der ostukrainischen Separatistengebiete zum 77. Jahrestag des Weltkriegsendes gratuliert.
Die westlichen Alliierten der damaligen Anti-Hitler-Koalition sowie die Regierungen der Ukraine und Georgiens ignorierte er. "Heute ist es gemeinschaftliche Pflicht, die Wiedergeburt des Nazismus zu verhindern, der so viel Leid über die Menschen verschiedener Länder gebracht hat", heißt es in der am Sonntag auf der Kreml-Webseite veröffentlichten Grußbotschaft.
Russland hatte am 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und ihn mit einer angeblichen "Entnazifizierung" des Nachbarlandes begründet. Beobachter halten das jedoch für einen Vorwand, um die Kampfhandlungen zu rechtfertigen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum verglich in einer Videobotschaft den russischen Angriff auf sein Land mit dem Überfall der Wehrmacht 1941 auf die Sowjetunion.

13.10 Uhr: Ukrainer melden Rückzug aus umkämpfter Stadt Popasna
Russische Truppen haben nach wochenlangen Kämpfen laut ukrainischen Angaben die in Ruinen liegende Kleinstadt Popasna eingenommen.
"Leider haben sich unsere Truppen tatsächlich etwas aus Popasna zurückgezogen, weil die Stadt mehr als zwei Monate lange beschossen wurde", sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, am Sonntag laut der Nachrichtenagentur Unian in einem Fernsehinterview.
Die Ukrainer seien auf zuvor vorbereitete Stellungen etwas außerhalb der Stadt ausgewichen, fügte er hinzu.
13 Uhr: Botschafter Melnyk legt unter Rufen Kranz am Ehrenmal nieder
Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat am Sonntag am Sowjetischen Ehrenmal im Berliner Tiergarten einen Kranz zum Gedenken an die ukrainischen Gefallenen des Zweiten Weltkriegs niedergelegt.
Mehrere hundert Menschen waren ebenfalls zum Mahnmal gekommen. Einige von ihnen skandierten bei der Kranzniederlegung des Botschafters "Melnyk raus". Andere Teilnehmende begannen daraufhin mit ukrainischen Sprechchören. Viele trugen blaue und gelbe Kleidungsstücke - die Nationalfarben der Ukraine.
Ein Mann verteilte laut einem dpa-Reporter ukrainische Papier-Flaggen, die die Polizei aber rasch wieder einsammelte. Der Mann wurde demnach von den Beamten von der Veranstaltung weggeführt. Ein Polizeisprecher machte auf Anfrage dazu nächst keine Angaben.
12.43 Uhr: Steinmeier nennt Ukraine-Krieg "Epochenbruch" - Demokratie schützen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Krieg in der Ukraine als "Epochenbruch" bezeichnet, der die Europäer zu schmerzhaften Einsichten zwinge. "Wir waren uns zu sicher, dass Frieden, Freiheit, Wohlstand selbstverständlich sind", sagte Steinmeier am Sonntag beim DGB-Bundeskongress in Berlin. "Dieser Krieg macht uns auf eine brutale Weise klar, dass wir unsere Demokratie schützen und verteidigen müssen - nach innen und nach außen!"
Nötig sei die Wehrhaftigkeit der Demokratie nicht nur in Sonntagsreden und nicht nur als politische Kultur, demokratisches Selbstbewusstsein und Engagement. "Wir brauchen auch moderne Streitkräfte und eine besser ausgerüstete Bundeswehr", betonte Steinmeier. Außenpolitik und Diplomatie würden natürlich auch in Zukunft gebraucht. "Aber wer zur Vermeidung künftiger Konflikte auf Diplomatie und Verhandlungen setzt, der muss wissen: Verhandlungen lassen sich nicht aus einer Position der Schwäche führen. Erfolgreich verhandeln lässt sich nur aus einer Position der Stärke." Den Willen zur Stärke müsse man haben und zeigen.
Der russische Angriffskrieg bedrohe die Ukraine in ihrer Existenz, sagte Steinmeier. Präsident Wladimir Putin wolle die Ukraine als freies, demokratisches Land auslöschen. "Der Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf die Idee der liberalen Demokratie und auf die Werte, auf denen sie gründet: Freiheit, Gleichheit, die Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde."
"Unsere Antwort ist eindeutig und klar: Wir stehen an der Seite der Ukraine, aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen, gemeinsam mit unseren europäischen Nachbarn", betonte Steinmeier.

10.40 Uhr: Selenskyj mit emotionaler Videobotschaft zum Weltkriegsende
In einer emotionalen Videoansprache aus dem schwer zerstörten Kiewer Vorort Borodjanka hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Parallelen zwischen dem deutschen Überfall im Zweiten Weltkrieg und der jetzigen russischen Invasion gezogen.
"In der Ukraine haben sie eine blutige Neuauflage des Nazismus organisiert", sagte Selenskyj über den russischen Angriff auf die Ukraine in einem Schwarzweiß-Video vor den Trümmern eines Wohnhauses. "Eine fanatische Imitation des Regimes, seiner Ideen, Handlungen, Worte und Symbole. Eine verrückte detailgetreue Wiedergabe seiner Bestialitäten und Alibis, die diesem Bösen angeblich ein heiliges Ziel geben".
Er warf der russischen Führung vor, mit ihrem Angriff am 24. Februar aus der Antikriegslosung "Niemals wieder" das "Niemals" herausgestrichen und durch die Losung "Wir können das wiederholen" ersetzt zu haben. Seit Beginn der Invasion hätten die Russen viele Gräueltaten der Nazis wiederholt, wenn auch unter anderen Parolen, sagte er.
Am Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkriegs erinnerte Selenskyj an den Beitrag des ukrainischen Volks zum Sieg der Anti-Hitler-Koalition. Das Land habe unter Bombardements, Massenerschießungen und Okkupation gelitten, habe Menschen in Konzentrationslagern und Gaskammern, in Kriegsgefangenschaft und bei Zwangsarbeit verloren, am Ende aber trotzdem gewonnen.
Beweis sei der zerstörte "Werwolf"-Bunker von Adolf Hitler nahe der ukrainischen Stadt Winnyzja. Das zeige, dass sich das Böse seiner Verantwortung nicht entziehen könne. "Es kann sich nicht im Bunker verstecken", sagte er unter Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem Kritiker seit Kriegsbeginn immer wieder vorwerfen, sich vorsichtshalber an einem geheimen sicheren Ort aufzuhalten.
10.22 Uhr: Moskau setzt wegen Verlusten ranghohe Offiziere im Kampf ein
Nach Einschätzung britischer Geheimdienste setzt Russland in seinem Angriffskrieg in der Ukraine aufgrund großer Verluste in den eigenen Truppen ranghohe Kommandanten im Kampf ein.
Allerdings gebe es bislang keine Anzeichen darauf, dass die Anwesenheit dieser Offiziere im Gefecht zu einem verbesserten Einsatzkonzept geführt habe, hieß es am Sonntag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Planungsfehler würden weiterhin einen Fortschritt der Russen untergraben.
Außerdem führe die Strategie zu überproportional hohen Verlusten unter den russischen Offizieren. Da die getöteten Kommandanten dann von weniger ausgebildeten Soldaten ohne Führungserfahrung ersetzt würden, sei damit zu rechnen, dass die konzeptionellen Probleme anhalten würden.
9.29 Uhr: Bis zu 60 Tote nach Luftangriff auf Schule im Gebiet Luhansk
Nach einem russischen Luftangriff auf eine Schule im Gebiet Luhansk sprechen die ukrainischen Behörden von möglicherweise bis zu 60 Toten.
Nach einem Luftschlag auf die Schule in Bilohoriwka seien bisher zwei Leichen geborgen worden, teilte der Gouverneur der Region Serhij Hajdaj am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit. "Wahrscheinlich sind alle 60 Menschen, die noch unter den Trümmern des Gebäudes liegen, tot", fügte er hinzu.
Der Luftangriff ereignete sich seinen Angaben nach bereits am Samstagnachmittag. In dem Schulgebäude hatten 90 Personen vor den Angriffen Schutz gesucht. Durch den Bombenabwurf brach ein Feuer in der Schule aus und das Gebäude stürzte zusammen. 30 Menschen konnten die Einsatzkräfte retten - 7 davon waren verletzt, so der Gouverneur.
Bilohoriwka ist eine städtische Siedlung etwa zehn Kilometer westlich von Lyssytschansk. Die Ortschaft ist schwer umkämpft.
8.15 Uhr: Kiew befürchtet gnadenlosen Kampf um Stahlwerk nach Evakuierung aller Zivilisten
Nachdem alle Zivilisten aus dem Stahlwerk in Mariupol herausgeholt worden sind, befürchtet die Ukraine gnadenlose Kämpfe zwischen ihren dort verschanzten Soldaten und den russischen Truppen.
Mehr dazu hier: Ukraine-Krieg: Kiew befürchtet gnadenlosen Kampf um Stahlwerk
7.24 Uhr: Russische Bodenangriffe im Donbass nehmen wieder Fahrt auf
Nach mehreren Tagen ohne nennenswerte Fortschritte haben die russischen Truppen bei ihren Angriffen im Donbass-Gebiet nach ukrainischen Angaben nun wieder Geländegewinne erzielt.
"In Richtung Liman hat der Feind durch Angriffe den Nordrand von Schandrigolowe erobert", teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Lagebericht mit. Schandrigolowe liegt rund 20 Kilometer nördlich der Großstadt Slowjansk, die Teilziel der russischen Operation im Donbass ist.
Darüber hinaus fahren die russischen Truppen auch weiterhin Angriffe Richtung Sjewjerodonezk, Popasna, und Awdijiwka. "In Richtung Kurachowe versuche der Feind seine Offensive auf Nowomychajliwka mit Unterstützung der Artillerie wieder aufzunehmen", heißt es zudem. In Mariupol würden die ukrainischen Einheiten weiterhin im Stahlwerk blockiert. Mit Luft- und Artillerieunterstützung setzen die russischen Truppen dort ihre Sturmversuche fort.
Insgesamt spricht die ukrainische Militärführung von neun abgewehrten russischen Angriffen. Dabei seien unter anderem ein Hubschrauber vom Typ Mi-28, 19 Panzer und 20 gepanzerte Militärfahrzeuge abgeschossen worden.

6.35 Uhr: Ukrainische Piloten sollen westliche Jets fliegen lernen
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow will seine Luftwaffenpiloten bald auch auf westlichen Kampfflugzeugen ausbilden lassen.
Darüber werde bereits verhandelt, sagte Resnikow nach Angaben vom Sonntag in ukrainischen Fernsehen. Es werde Zeit für die Ukrainer, zum Beispiel das US-amerikanische Erdkampfflugzeug A-10 Thunderbolt beherrschen zu lernen. Als weitere Typen nannte er die US-Kampfflugzeuge F-15 und F-16 sowie die Saab JAS 39 Gripen aus schwedischer Produktion.
Wie Resnikow sagte, werden ukrainische Soldaten bereits von Großbritannien an Flugabwehrwaffen und Artilleriesystemen ausgebildet. Als Beispiel nannte er die Flugabwehrraketen Starstreak.
5 Uhr: Gysi nach Ukraine-Reise gegen deutsche Waffenlieferungen
Der Linken-Außenpolitiker Gregor Gysi hat sich zum Abschluss einer mehrtägigen Ukraine-Reise gegen deutsche Waffenlieferungen an das von Russland angegriffene Land ausgesprochen.
"Wir haben 27 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, überwiegend Russinnen und Russen, verursacht", sagte Gysi der Deutschen Presse-Agentur. "An zweiter Stelle kommen schon die getöteten Ukrainerinnen und Ukrainer und dann Menschen anderer Nationalitäten." Deutschland dürfe nicht eine Ex-Sowjetrepublik gegen die andere aufrüsten. Die Ukraine habe dabei natürlich das Recht, sich zu verteidigen und Waffen zu importieren, sagte der 74-Jährige.
Auch sei es nicht Deutschlands Aufgabe zu entscheiden, wie ein Ende des Krieges zu erreichen sei, sagte Gysi. Sollte die ukrainische Regierung einen Kompromiss mit dem Kreml eingehen wollen, könne die Bundesregierung das nicht verbieten. "Ich kann nur hoffen, dass Russland und die Ukraine sich so schnell wie möglich auf einen Waffenstillstand verständigen."
Zugleich kritisierte Gysi den Kreml mit deutlichen Worten: "Ich bin mit dem Putin-Regime fertig." Er betonte aber auch, dass es ein Russland nach dem jetzigen Präsidenten Wladimir Putin geben werde. Daher sei es falsch, alle Brücken abzubrechen.

4.26 Uhr: Luftalarm in weiten Teilen der Ukraine
In weiten Teilen der Ukraine ist in der Nacht zum Sonntag Luftalarm ausgelöst worden. Betroffen waren nach Angaben der Agentur Unian die Hauptstadt Kiew und ihr Umland, aber auch Lwiw im Westen, Charkiw und Donezk im Osten, Odessa im Süden und andere Gebiete.
In Odessa waren nach Berichten von vor Ort Explosionen zu hören. Dabei blieb zunächst unklar, ob es sich um russische Raketentreffer handelte oder um Abwehrfeuer der ukrainischen Luftverteidigung. Auch in der Stadt Mykolajiw im Süden gab es Explosionen. Die Ukraine fürchtet besonders heftige russische Luftangriffe im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gedenken an den sowjetischen Sieg im Zweiten Weltkrieg.
4 Uhr: Großbritannien sagt der Ukraine neue große Militärhilfe zu
Vor einer Beratung der G7 mit der Ukraine hat Großbritannien dem kriegsgeplagten Land weitere Militärhilfen von 1,3 Milliarden britischer Pfund (1,52 Milliarden Euro) zugesagt. Das teilte das Finanzministerium in London am Samstagabend mit.
"Das Vereinigte Königreich hat als erstes Land das Ausmaß der Bedrohung erkannt und schickt Waffen, damit die Ukrainer sich verteidigen können", wurde Premierminister Boris Johnson von der Agentur PA zitiert. Der brutale Angriff des russischen Präsidenten Wladimir Putin verursache nicht nur unsagbare Zerstörungen in der Ukraine. "Er bedroht auch Frieden und Sicherheit in ganz Europa."
Einen Teil des neuen Pakets von 300 Millionen Pfund hatte Johnson in der vergangenen Woche bereits angekündigt. Dafür sollen unter anderem Anti-Artillerie-Radar, Störgeräte für Elektronik und Nachtsichtgeräte geliefert werden. Zuvor hatte London bereits 1,5 Milliarden Pfund an militärischer und humanitärer Hilfe zugesagt.
3 Uhr: Kiewer Führung setzt auf Rückeroberung von Cherson
Die ukrainische Führung setzt auf eine Rückeroberung der von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson im Süden des Landes.
"Es wird keine Volksrepublik Cherson geben", sagte Mychajlo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, im ukrainischen Radio. Das Gebiet werde vollständig befreit werden, was viele russische Soldaten das Leben kosten werde, sagte Podoljak am Samstag in Kiew.
Er reagierte damit auf Äußerungen Moskauer Politiker und der Besatzungsmacht, die Cherson für russisch erklären wollen. "Russland ist für immer hier!", sagte der Generalsekretär der Kremlpartei Geeintes Russland, Andrej Turtschak, bei einem Besuch. Auch sollen in Cherson russische Pässe ausgegeben werden, der Rubel soll einziges Zahlungsmittel werden. Dies wäre eine Entwicklung wie in den 2014 begründeten Volksrepubliken der prorussischen Separatisten in Donezk und Luhansk in der Ostukraine.

2 Uhr: Schwarzer kritisiert Selenskyj: Hört nicht auf zu provozieren
Die Feministin Alice Schwarzer wünscht sich vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gemäßigtere Töne. "Ich bedauere, dass Selenskyj nicht aufhört zu provozieren", sagte sie am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in München bei der Vorstellung des Dokumentarfilms "Alice Schwarzer".
Mehr dazu hier: Alice Schwarzer kritisiert Ukraine-Präsidenten: "Selenskyj hört nicht auf zu provozieren"
1 Uhr: Entwicklungsministerin: Zusätzlich 63 Millionen Euro für Ukraine
Das Entwicklungsministerium hat die humanitäre Soforthilfe für die Ukraine um noch einmal die Hälfte aufgestockt. "Mir ist es wichtig, dass Deutschland die Ukraine nicht nur militärisch unterstützt, sondern auch das Leben für die Menschen erträglicher macht", sagte Ministerin Svenja Schulze der "Bild am Sonntag".
"Dafür haben wir jetzt das Sofortprogramm für die Ukraine von 122 Millionen auf 185 Millionen Euro aufgestockt. Damit wird die Trinkwasserversorgung wiederhergestellt, werden zerstörte Wohnungen, Schulen und Kindergärten wiederaufgebaut."
Sie fügte hinzu: "Andere Ministerien geben noch mehr und auch wir werden noch mehr tun. Wo keine Bomben mehr fallen, wird auch Deutschland sich mit Milliarden am Wiederaufbau beteiligen. Mein Ministerium bereitet sich schon darauf vor."
Titelfoto: Efrem Lukatsky/AP/dpa