Ukraine-Krieg, Tag 108: Mindestens 287 Kinder wohl seit Kriegsbeginn getötet

Ukraine - Seit inzwischen 108 Tagen führt Russland Krieg gegen die Ukraine. Vor allem der Osten des Landes ist weiterhin hart umkämpft, derweil fordert der ukrainische Präsident Selenskyj weitere Unterstützung aus dem Westen. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es Ihr hier im TAG24-Liveticker.

Teile von Wohnungen sind an der Seite eines Gebäudes zu sehen, das bei schweren Kämpfen in Mariupol beschädigt worden ist.
Teile von Wohnungen sind an der Seite eines Gebäudes zu sehen, das bei schweren Kämpfen in Mariupol beschädigt worden ist.  © Uncredited/AP/dpa

In gut dreieinhalb Monaten des russischen Angriffskrieges sind nach Regierungsangaben etwa 10.000 ukrainische Soldaten getötet worden. Ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) machte die Zahl in der Nacht zum Samstag öffentlich.

In der Ostukraine gehen unterdessen die Kämpfe ohne große Veränderungen des Frontverlaufs weiter. Die ukrainische Seite spricht von Erfolgen ihrer Artillerie dank westlicher Munition - und appelliert, das Tempo der Waffenlieferungen zu erhöhen.

"Russland will jede Stadt im Donbass zerstören, 'jede' ist keine Übertreibung. Wie Wolnowacha, wie Mariupol", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend. "All diese Ruinen in einst glücklichen Städten, schwarze Spuren von Bränden, Krater von Explosionen - das ist alles, was Russland seinen Nachbarn, Europa und der Welt geben kann."

Deal fix: Deutsche Waffenschmiede liefert weitere 32 Leopard-Panzer an die Ukraine
Ukraine Deal fix: Deutsche Waffenschmiede liefert weitere 32 Leopard-Panzer an die Ukraine

Die wichtigsten Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Freitag nachlesen. Alle Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Samstag (11. Juni) gibt es hier im Liveticker.

20.45 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz will nach Kiew Reisen

Bundeskanzler im Kriegsgebiet: Olaf Scholz (63, SPD) will vor dem G7-Gipfel Ende Juni nach Kiew reisen.

Er plane den Besuch mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (44) und dem italienischen Regierungschef Mario Draghi (74), berichtete die Bild-Zeitung am Samstag unter Berufung auf französische und ukrainische Regierungskreise.

19.20 Uhr: Ukrainischer Generalstab: Kämpfe um Sjewjerodonezk halten an

Die Kämpfe um die Großstadt Sjewjerodonezk in der Ostukraine halten nach Angaben des ukrainischen Militärs weiter an.

Die russische Armee habe die zivile Infrastruktur in der Stadt sowie im benachbarten Lyssytschansk und drei weiteren Orten beschossen, teilte der Generalstab der ukrainischen Armee am Samstag per Facebook mit.

Die ukrainischen Soldaten seien dabei, sich Angriffen der Russen in Sjewjerodonezk zu widersetzen. In dem Vorort Metelkino sei ein Angriff erfolgreich abgewehrt worden, die russische Armee habe sich zurückgezogen, hieß es in dem Lagebericht.

In einem weiteren Vorort hielten die Kämpfe an. Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen.

Die Putin-Armee geht rücksichtlos vor: Sjewjerodonezk ist nur noch ein Trümmerfeld.
Die Putin-Armee geht rücksichtlos vor: Sjewjerodonezk ist nur noch ein Trümmerfeld.  © Unbekannt/GROUPDF/APA/dpa

18.21 Uhr: Russland will Urteile des Menschenrechtsgerichtshofs nicht beachten

Russland will sich nicht mehr an Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte halten.

Ein entsprechendes Gesetz unterzeichnete Präsident Wladimir Putin am Samstag, wie die Agentur Tass meldete. Demnach werden Urteile, die nach dem 15. März ergangen sind, nicht mehr ausgeführt.

Russland hat die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg (Frankreich) aufgekündigt.
Russland hat die Zusammenarbeit mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg (Frankreich) aufgekündigt.  © DPA

17.02 Uhr: Ukraine: Mindestens 287 Kinder seit Kriegsbeginn getötet

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in Kiew mindestens 287 Kinder getötet worden.

Mehr als 492 wurden verletzt, wie die Behörde am Samstag mitteilte. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass zusätzlich zu den bereits bekannten Fällen in der Stadt Mariupol 24 weitere Kinder durch den wahllosen Beschuss vom russischen Militär ums Leben gekommen seien. Diese Zahlen seien nicht vollständig, da die Ermittlungen in den zurzeit umkämpften und den zeitweise von Russland besetzten und nun von der Ukraine zurückgewonnenen Gebieten noch anhielten.

Durch Bombardierungen und Beschuss seien 1971 Schulen und Bildungseinrichtungen beschädigt worden, hieß es in dem Bericht der Generalstaatsanwaltschaft weiter. Davon seien 194 vollständig zerstört. Die Angaben lassen sich unabhängig nicht überprüfen.

Ein Waisenjunge aus Krywyj Rih trägt seine Habseligkeiten zu einem Bus.
Ein Waisenjunge aus Krywyj Rih trägt seine Habseligkeiten zu einem Bus.  © -/Ukrinform/dpa

15.54 Uhr: Ostbeauftragter gegen Ausnahmen beim Embargo für russisches Öl

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider, hat Sonderregeln beim Öl-Embargo für die ostdeutschen Raffinerien Schwedt und Leuna eine Absage erteilt.

"Wir haben eine gesamtstaatliche Verantwortung, da kann ich nicht sagen, nur weil ich hier im Osten bin, machen wir nicht mit", sagte der SPD-Politiker der "Süddeutschen Zeitung"

Aus der Entscheidung der Bundesregierung, aus dem russischen Öl auszusteigen, folge politische Verantwortung des Bundes für die Transformation, sagte Schneider. Der Prozess müsse "rechtsstaatlich sauber" sein, "aber auch die Schwedter mitnehmen und den Beschäftigten klare, umsetzbare Perspektiven geben". Schneider fügte hinzu: "Für mich gilt: Die Versorgung in Ostdeutschland muss sichergestellt sein, und zwar in ausreichenden Mengen und zu normalen Preisen."

Um die Energieversorgung Deutschlands wird es am Montag auch bei der Konferenz ostdeutscher Regierungschefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz gehen. Schneider nimmt ebenfalls daran teil.

Der Ostbeauftragte Carsten Schneider (46, SPD) will keine Ausnahmen für ostdeutsche Raffinerien.
Der Ostbeauftragte Carsten Schneider (46, SPD) will keine Ausnahmen für ostdeutsche Raffinerien.  © Martin Schutt/dpa

14.37 Uhr: WHO hat keine Bestätigung von Cholera-Ausbruch in Mariupol

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht ein hohes Risiko für einen Cholera-Ausbruch in der von russischen Angreifern schwer zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol.

"Die WHO hat aber bislang keine Meldung von Verdachtsfällen oder bestätigten Fällen erhalten", sagte eine Sprecherin am Samstag in Genf. Die WHO sei selbst nicht in Mariupol, aber in engem Kontakt mit Partnern vor Ort.

Cholera ist eine lebensgefährliche Durchfallerkrankung, die meist durch das Trinken von etwa durch Fäkalien verschmutztem Wasser übertragen wird.

Das britische Verteidigungsministerium und der vom russischen Militär aus Mariupol vertriebene Bürgermeister Wadym Boitschenko hatten bereits von einzelnen Cholerafällen in der Stadt gesprochen.

Nach den erbitterten Kämpfen ist die Versorgungslage weiterhin schlecht in Mariupol.
Nach den erbitterten Kämpfen ist die Versorgungslage weiterhin schlecht in Mariupol.  © Alexei Alexandrov/AP/dpa

14.32 Uhr: Selenskyj: Ukrainische Mitgliedschaft entscheidend für EU-Zukunft

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Entscheidung über eine EU-Mitgliedschaft seines Landes als wegweisend für ganz Europa bezeichnet.

"Eine positive Antwort der Europäischen Union auf den ukrainischen Antrag zur EU-Mitgliedschaft kann eine positive Antwort auf die Frage sein, ob es überhaupt eine Zukunft des europäischen Projekts gibt", sagte der ukrainische Staatschef am Samstag

14.23 Uhr: Von der Leyen: Analyse von EU-Beitrittsantrag der Ukraine bald fertig

Die EU-Kommission will bis Ende nächster Woche die Analyse des EU-Beitrittsantrags der Ukraine abschließen.

Das kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Samstag am Rande von Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Kiew an.

Ob ihre Behörde den 27 Mitgliedstaaten auf Grundlage der Analyse empfehlen wird, der Ukraine uneingeschränkt den Status eines EU-Beitrittskandidaten zu geben, ließ die deutsche Politikerin offen.

14.05 Uhr: Vettel mit politischer Botschaft zum Ukraine-Krieg

Der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel (34) hat im Fahrerlager der Formel 1 erneut ein politisches Signal gesetzt.

Der Hesse trug am Samstag bei seiner Ankunft vor dem Abschlusstraining in Baku ein weißes T-Shirt, auf dem in schwarz auf russisch die Worte "Freunde" und "Frieden" standen. Dazu waren zwei Hände beim Handschlag abgebildet.

Zudem trug der 34-Jährige Schweißbänder in den blau-gelben Farben der Ukraine. Schon in den vergangenen Wochen hatte sich Vettel mehrfach vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu Wort gemeldet.

Vettel rollte zudem wie zuletzt schon mehrfach auf einem Rad mit Regenbogenfarben ins Fahrerlager.

Sebastian Vettel (34) will Menschen für seine Überzeugungen begeistern.
Sebastian Vettel (34) will Menschen für seine Überzeugungen begeistern.

13.22 Uhr: Kiews Beitrittspläne spalten die Europäische Union

Mit ihrem erneuten Besuch in Kiew sendet EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein Signal: Brüssel nimmt die EU-Beitrittsbemühungen der Ukraine ernst.

Eine Beurteilung der EU-Kommission zu der Frage, ob die Ukraine offizieller Beitrittskandidat werden kann, wird in Kürze erwartet. Doch die EU-Mitgliedstaaten sind in dieser Frage tief gespalten. Unter anderem Deutschland und Frankreich gelten als Skeptiker.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj appellierte am Freitag erneut an die EU-Mitgliedstaaten, seinem Land den Kandidatenstatus zu gewähren. Die Ukraine müsse "aus der Grauzone geholt" werden, forderte er in einer Videoansprache. Die EU habe die Gelegenheit zu beweisen, "dass die Worte zur Mitgliedschaft des ukrainischen Volkes in der europäischen Familie nicht in den Wind gesprochen waren".

Selenskyj verwies auf Umfragen, denen zufolge 71 Prozent der Europäer die Ukraine als Teil Europas betrachten. "Warum gibt es dann immer noch politische Skeptiker, die zögern uns zu erlauben, der Europäischen Union beizutreten?"

EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) trifft den Ständigen Vertreter der Ukraine bei der Europäischen Union, Vsevolod Chentsov (48) in Kiew.
EU Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) trifft den Ständigen Vertreter der Ukraine bei der Europäischen Union, Vsevolod Chentsov (48) in Kiew.

13.19 Uhr: Flughäfen in Südrussland bleiben bis 18. Juni geschlossen

Wegen des Krieges in der Ukraine haben Russlands Behörden die Flugverbote im Süden des Landes bis zum 18. Juni verlängert.

Insgesamt elf Flughäfen blieben weiterhin gesperrt, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Samstag mit. Unter den betroffenen Airports sind der im Schwarzmeer-Kurort Anapa, in Rostow am Don und in der Großstadt Krasnodar. Auch für die Flughäfen von Gelendschik, Woronesch sowie in Simferopol auf der 2014 annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim gelten die Luftraumbeschränkungen demnach weiter. In der bei Touristen beliebten Stadt Sotschi am Schwarzen Meer läuft der Flugbetrieb aber weiter.

Titelfoto: -/Ukrinform/dpa

Mehr zum Thema Ukraine: