Ukraine-Krieg, Tag 17: Russland ist laut Selenskyj zu einem Dialog bereit

Ukraine - In Russlands Krieg gegen die Ukraine gerät die Hauptstadt Kiew wieder stärker ins Visier. Auch aus dem Westen des Landes unweit der Grenze zu Polen werden weitere Luftangriffe gemeldet.

Auf diesem Satellitenbild sieht man die Atomruine Tschernobyl. Teilweise läuft dort jetzt wieder die Stromversorgung.
Auf diesem Satellitenbild sieht man die Atomruine Tschernobyl. Teilweise läuft dort jetzt wieder die Stromversorgung.  © Uncredited/Maxar Technologies via AP/dpa

Bei den Sorgen um die Atomruine Tschernobyl gibt es unterdessen vorerst etwas Entwarnung.

Technikern gelang es, einen Teil der Stromleitungen zu reparieren. Das berichtete die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien am Freitagabend unter Berufung auf den ukrainischen Betreiber.

Die Stromversorgung für die Kühlung von Brennelementen wurde am Mittwoch unterbrochen.

Ukraine-Krieg: Russland hat erneut Kontrolle über Ereignisse verloren
Ukraine Ukraine-Krieg: Russland hat erneut Kontrolle über Ereignisse verloren

Die IAEA sah aber kein Sicherheitsproblem. Notstromgeneratoren liefern dort Strom. Trotz der schwierigen Lage sei es gelungen, dafür mehr Diesel anzuliefern.

Die aktuellsten Entwicklungen am Samstag liest Du hier in unserem Liveticker.

21.33 Uhr: Selenskyj: Russland ist zu einem Dialog bereit

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sieht nach dem hartnäckigen militärischen Widerstand der Ukrainer erste Veränderungen der Position Russlands.

"Jetzt haben sie begonnen, über etwas zu reden - und nicht einfach Ultimaten zu stellen", sagte er am Samstag vor internationalen Journalisten in Kiew. Der 44-Jährige ist nach eigenen Worten zufrieden damit, da es das erste Mal seit über zwei Jahren sei, dass Moskau zu einem Dialog bereit sei.

Bereits am Freitag hatte Russlands Präsident Wladimir Putin von Bewegung bei den Verhandlungen gesprochen. Die russischen Verhandlungsführer hätten über "gewisse positive Veränderungen" bei den "praktisch täglich" geführten Gesprächen informiert.

21.06 Uhr: Evakuierung von Mariupol erneut gescheitert

In der von der russischen Armee belagerten Hafenstadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist nach russischen Angaben am Samstag ein neuer Anlauf zur Evakuierung von Zivilisten gescheitert.

50 Busse hätten wegen Beschusses nicht abfahren können, sagte Generaloberst Michail Misinzew aus dem Verteidigungsministerium in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Mehrere orthodoxe Geistliche hätten sich bereiterklärt, die Bewohner beim Verlassen der belagerten Stadt zu begleiten.

Russland beschuldigte ukrainische "Nationalisten". Das ließ sich nicht überprüfen. Das ukrainische Innenministerium teilte mit, Grenzschutzbeamte hätten 15 russische Soldaten bei einem Angriff auf Mariupol getötet. In der Stadt sei die humanitäre Lage sehr schwierig, so das russische Verteidigungsministerium.

Die Evakuierung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol soll nach russischen Angaben erneut gescheitert sein.
Die Evakuierung der ukrainischen Hafenstadt Mariupol soll nach russischen Angaben erneut gescheitert sein.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

21.03 Uhr: Sieben Menschen laut ukrainischen Angaben bei Evakuierung getötet

Bei der Evakuierung eines Dorfes östlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind nach Darstellung des ukrainischen Militärgeheimdienstes sieben Bewohner getötet worden.

Die Dorfbewohner hätten Peremoha verlassen wollen, als es zu einem Beschuss gekommen sei, teilte der Geheimdienst am Samstagabend mit. Die Ukraine machte russische Truppen dafür verantwortlich. Diese Angaben ließen sich nicht überprüfen. "Der Schutz von Zivilisten in bewaffneten Konflikten ist durch das humanitäre Völkerrecht geregelt", hieß es in der Mitteilung bei Facebook. Vorsätzliche Angriffe seien deshalb mit Kriegsverbrechen gleichzusetzen.

18.28 Uhr: Biden bewilligt weitere 200 Millionen Dollar Militärhilfe für Ukraine

US-Präsident Joe Biden (79) hat die Freigabe von Waffenlieferungen und Militärhilfe für die Ukraine in Höhe von 200 Millionen Dollar (182 Millionen Euro) angeordnet.

Das teilte das Weiße Haus am Samstag mit. Biden hatte erst vor zwei Wochen - unmittelbar nach Beginn des russischen Angriffskriegs - Soforthilfen über 350 Millionen Dollar für die ukrainischen Streitkräfte bewilligt. Dem US-Verteidigungsministerium zufolge sind die damit bereitgestellten Waffen, darunter moderne Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ Javelin, inzwischen bereits an die Ukraine geliefert worden.

US-Präsident Joe Biden (79) hat eine weitere Militärhilfe für die Ukraine angeordnet.
US-Präsident Joe Biden (79) hat eine weitere Militärhilfe für die Ukraine angeordnet.  © Patrick Semansky/AP/dpa

18.24 Uhr: 79 weitere Militäranlagen in Ukraine zerstört

Die russische Armee hat bei Angriffen in der Ukraine am Samstag nach eigenen Angaben 79 Militäranlagen zerstört.

Darunter seien vier Kommando- und Kontrollzentren der ukrainischen Streitkräfte gewesen, sagte Igor Konaschenkow (55), Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, der Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Angriffe seien zudem auf sechs Munitions- und Treibstoffdepots geflogen worden. Außerdem seien ein ukrainischer Kampfhubschrauber vom Typ Mi-24 und drei Drohnen abgeschossen worden. Diese Angaben ließen sich nicht überprüfen.

Die russische Armee soll am Samstag laut eigenen Angaben 79 weitere ukrainische Militäranlagen zerstört haben.
Die russische Armee soll am Samstag laut eigenen Angaben 79 weitere ukrainische Militäranlagen zerstört haben.  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

18.20 Uhr: Moskauer Börse bleibt dritte Woche in Folge geschlossen

Wegen der beispiellosen Sanktionen gegen Russland bleibt die Moskauer Börse auch die dritte Woche in Folge geschlossen. Vom 14. bis 18. März werde es keinen Aktienhandel gegeben, teilte der wichtigste russische Handelsplatz am Samstag der Agentur Tass zufolge mit.

Nach dem bisher letzten Öffnungstag der Moskauer Börse am 25. Februar hatten die Anteilsscheine russischer Unternehmen zunächst massiv an Wert verloren, bevor sie vom Handel ausgesetzt wurden. Auch etliche börsengehandelte Indexfonds mit russischen Werten werden derzeit nicht gehandelt. Zudem wollen einige globale Indexanbieter wie MSCI russische Titel aus ihren Indizes verbannen.

17.29 Uhr: Bundesregierung richtet Taskforce ein

Die Bundesregierung richtet eine Taskforce ein, um die Umsetzung von Sanktionen gegen russische Firmen und Oligarchen besser zu koordinieren.

Eine Sprecherin bestätigte am Samstag, die Bundesregierung etabliere derzeit eine Taskforce zur Durchsetzung von Sanktionen. Die EU habe in den vergangenen Tagen in Reaktion auf den völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine ein beispielloses Sanktionspaket gegen Russland und Belarus beschlossen. "Dieses muss nun lückenlos umgesetzt werden."

17.25 Uhr: Papst mit Tweet für Frieden: "In Gottes Namen, hört auf!"

Papst Franziskus (85) hat erneut das Ende des Krieges in der Ukraine gefordert und auf das Leid der Kinder hingewiesen.

In einem Tweet schrieb das Oberhaupt der katholischen Kirche am Samstag: "Nie wieder Krieg! Denkt vor allem an die Kinder, an diejenigen, denen die Hoffnung auf ein würdevolles Leben genommen wird: tote oder verletzte Kinder, Waisen; Kinder, die als Spielzeug Kriegsreste haben... In Gottes Namen, hört auf!"

17.23 Uhr: Selenskyj will mit Putin in Jerusalem über Kriegsende verhandeln

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat Jerusalem als möglichen Ort für Verhandlungen über ein Kriegsende mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vorgeschlagen.

"Heute ist es nicht konstruktiv, sich in Russland, in der Ukraine oder in Belarus zu treffen. Das sind nicht die Orte, an denen wir ein Verständnis für die Beendigung des Krieges finden können", sagte Selenskyj am Samstag vor Journalisten. "Ob ich finde, dass Israel so ein Land sein kann und dabei besonders Jerusalem? Ich finde ja."

Sowohl Selensky als auch Putin hatten zuletzt wiederholt mit dem israelischen Regierungschef Naftali Bennett (49) telefoniert, der vor einer Woche den Kremlchef persönlich in Moskau getroffen hatte. Bislang hatten sich Delegationen von Russland und der Ukraine dreimal zu Verhandlungen in Belarus getroffen, zudem trafen die Außenminister der beiden Länder sich am Donnerstag im türkischen Antalya.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) will mit Putin in Jeruslam verhandeln.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) will mit Putin in Jeruslam verhandeln.  © Uncredited/Pressebüro des ukrainischen Präsidenten via AP/dpa

17.17 Uhr: Ukraine-Flüchtlinge: Tschechien bittet EU offiziell um Hilfe

Tschechien hat wegen der vielen ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine offiziell die EU um Hilfe gebeten.

Man habe im Rahmen des EU-Zivilschutz-Mechanismus Wohncontainer für die Unterbringung von bis zu 50.000 Menschen angefragt, teilte Feuerwehrsprecherin Pavla Jakoubkova am Samstag in Prag mit. "Jeder frei werdende Platz ist sofort belegt", berichtete sie. Es drohe, dass man Neuankömmlingen demnächst nur noch eine Notunterkunft in Turnhallen oder Zeltlagern anbieten könne. Bisher wurden die meisten in Wohnungen und Hotels untergebracht.

Titelfoto: Uncredited/Pressebüro des ukrainischen Präsidenten via AP/dpa

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