Ukraine-Krieg, Tag 21: Kiew und Moskau melden weitere Evakuierungen aus Mariupol

Kiew (Ukraine) - Es ist Tag 21, seit Russland die Ukraine angegriffen hat. Ein Ende der Kämpfe ist weiter nicht in Sicht. Aus mehreren Städten der Ukraine wurde in der Nacht zu Mittwoch Alarm gemeldet.

Bei einem Raketeneinschlag in Kiew wurde ein Wohnhaus komplett beschädigt.
Bei einem Raketeneinschlag in Kiew wurde ein Wohnhaus komplett beschädigt.  © Madeleine Kelly/SOPA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Zudem wurden die Verhandlungen zwischen Vertretern Russlands und der Ukraine über ein Ende des Krieges auch am Dienstag vertagt, sie sollen am heutigen Mittwoch fortgesetzt werden.

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj (44), hat sich zu den Gesprächen vorsichtig optimistisch geäußert. Die Verhandlungspositionen hörten sich realistischer an, sagte er in einer Videobotschaft.

"Wir alle wollen so schnell wie möglich Frieden und Sieg", meinte der Präsident. "Aber es braucht Mühe und Geduld. Es muss noch gekämpft und gearbeitet werden." Jeder Krieg ende mit einer Vereinbarung.

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist
Ukraine Hamburgs Bürgermeister Tschentscher überraschend nach Kiew gereist

In der Nato wird derweil eine dauerhafte Verstärkung der Ostflanke erwogen.

Und erstmals seit der russischen Invasion in die Ukraine wird ein internationales Gericht ein Urteil über den Angriff fällen. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen in Den Haag entscheidet am Mittwoch über die Dringlichkeitsklage der Ukraine gegen den Nachbarstaat.

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22.18 Uhr: Lambrecht: Keine Welle der Eskalation lostreten

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (56, SPD) hat sich erneut gegen Szenarien einer weiteren Eskalation des Kriegs in der Ukraine gewandt.

Auf die Frage, wie die Nato im Fall eines Einsatzes biologischer oder chemischer Waffen durch Russland reagieren würde, sagte Lambrecht am Mittwoch in der ARD: "Wir sind gut beraten, solche Fragen ernst zu nehmen und auch nicht auszuschließen, dass es zu einem solchen Einsatz käme, aber wir sind auch gut beraten, mit den Möglichkeiten, die wir haben, darauf hinzuweisen, welche Konsequenzen es eben auch hätte für Putin, für das Land, welche furchtbaren Konsequenzen er auslösen würde und was es für die Menschen bedeutet und das immer wieder deutlich zu machen und nicht eine Welle der Eskalation jetzt loszutreten."

Christine Lambrecht (56, SPD) will im Ukraine-Krieg keine "Welle der Eskalation" lostreten.
Christine Lambrecht (56, SPD) will im Ukraine-Krieg keine "Welle der Eskalation" lostreten.  © Kay Nietfeld/dpa

21.57 Uhr: Kiew und Moskau melden weitere Evakuierungen aus Mariupol

Aus der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol sind ukrainischen und russischen Angaben zufolge etliche weitere Zivilisten geflohen.

Am Mittwoch seien rund 11.000 Menschen in 2500 privaten Autos aus der Stadt am Asowschen Meer hinaus gefahren, teilte der Mariupoler Stadtrat am Abend mit. Wer es auf eigene Faust bis zu der mehr als 70 Kilometer westlich gelegenen Stadt Berdjansk geschafft habe, könne von dort mit Bussen weiter nach Saporischschja weiter nordwestlich gebracht werden, hieß es.

Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium bereits über mehr als 31.000 aus Mariupol evakuierte Zivilisten berichtet.

Am Mittwoch sollen rund 11.000 Menschen aus der Hafenstadt Mariupol geflohen sein
Am Mittwoch sollen rund 11.000 Menschen aus der Hafenstadt Mariupol geflohen sein  © Evgeniy Maloletka/AP/dpa

21.32 Uhr: Scholz telefoniert mit dem Papst - "Waffenstillstand vordringlich"

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat am Mittwoch mit Papst Franziskus (85) in einem Telefonat über den Krieg in der Ukraine gesprochen.

Der Papst und der Bundeskanzler seien sich einig gewesen, dass der Krieg sofort enden müsse, teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit (49) mit. Ein Waffenstillstand sei angesichts der humanitären Lage vordringlich und notwendig, um weiteres Leid abzuwenden.

21.05 Uhr: Biden nennt Russlands Präsident Putin einen "Kriegsverbrecher"

US-Präsident Joe Biden (79) hat Russlands Präsident Wladimir Putin (69) angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine als "Kriegsverbrecher" bezeichnet.

"Ich glaube, er ist ein Kriegsverbrecher", sagte Biden am Mittwoch in Washington auf die Frage einer Reporterin, ob Biden Putin für einen Kriegsverbrecher halte. Kurz zuvor hatte die Reporterin gefragt, ob Biden bereit sei, Putin als "Kriegsverbrecher" zu bezeichnen. Darauf hatte der US-Präsident "nein" geantwortet. Wenige Sekunden später kam Biden noch einmal auf die Journalistin zu, die daraufhin noch einmal fragte. Es war unklar, ob Biden die Frage beim ersten Mal nicht richtig verstanden hatte.

20.27 Uhr: Scholz: Tun alles zur Unterstützung der Ukraine bei Verhandlungen

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) hat der Ukraine jede Unterstützung für ihre Verhandlungen mit Moskau über ein Ende des russischen Krieges in dem Land zugesichert.

Die Bundesregierung tue alles, damit die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland eine Chance hätten, sagte Scholz am Mittwochabend vor einem Gespräch mit der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin in Berlin. Zugleich forderte er den russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut auf: "Beenden Sie diesen Krieg sofort. Stoppen Sie den Waffengang."

Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) will die Ukraine bei den Verhandlungen mit Russland unterstützen.
Bundeskanzler Olaf Scholz (63, SPD) will die Ukraine bei den Verhandlungen mit Russland unterstützen.  © John Macdougall/AFP-Pool/dpa

20.23 Uhr: Britischer Minister bestätigt Lieferung von Luftabwehrraketen an Kiew

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace (51) hat die geplante Lieferung von Luftabwehrraketen an die Ukraine bestätigt.

Bereits in der vergangenen Woche hatte London angekündigt, es werde geprüft, ob der Ukraine sogenannte Starstreak-Raketen zur Verfügung gestellt werden können. Nun kam die endgültige Zusage. "Wir liefern sie, sie werden an den Schauplatz gehen", sagte Wallace der BBC zufolge am Rande eines Treffens der Verteidigungsminister der Nato-Staaten in Brüssel.

Unklar war jedoch zunächst, wie viele der Raketen an die Ukraine weitergegeben werden sollen. Eine Flugverbotszone über der Ukraine lehnte Wallace jedoch als "Schritt zu weit" erneut ab.

19.43 Uhr: Kiew und Moskau geben sich gegenseitig Schuld für Angriff auf Theater

Kiew und Moskau haben sich gegenseitig die Schuld für einen vermeintlichen Angriff auf Hunderte Zivilisten in einem Theater in der ukrainischen Hafenstadt Mariupol gegeben.

Russische Soldaten hätten am Mittwoch keinerlei Luftangriffe gegen Bodenziele in Mariupol ausgeführt, teilte das russische Verteidigungsministerium der Agentur Interfax zufolge mit. "Nach verfügbaren zuverlässigen Daten" hätte das ukrainische nationalistische Regiment Asow das zuvor bereits verminte Theatergebäude attackiert, hieß es.

19.39 Uhr: Selenskyj fordert Schließung des ukrainischen Luftraums auf Instagram

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) forderte erneut eine Flugverbotszone über der Ukraine.

"Jede russische Rakete, die unser Land trifft, ist eine Antwort auf eine seit langem bestehende Frage zur NATO. Ob die Türen des Bündnisses für die Ukraine wirklich offen stehen. Wenn sie offen wären, wenn sie ehrlich wären, müssten wir das Bündnis nicht davon überzeugen, dass der Himmel über der Ukraine geschlossen werden sollte", schrieb der 44-Jährige auf Instagram.

19.33 Uhr: Liechtenstein verschärft Sanktionen gegen Russland

Liechtenstein verschärft seine Sanktionen gegenüber Russland. Wie die Regierung in Vaduz am Mittwoch mitteilte, schließt sich das Land den am Vortag in Kraft gesetzten neuen EU-Restriktionen gegenüber 15 Personen und 9 Unternehmen in den Bereichen Rüstung, Luftfahrt, Schiff- und Maschinenbau an.

"Zeitnah" sollen zudem die von der Europäischen Union ebenfalls beschlossenen Finanzsanktionen umgesetzt werden. Die Waren- und Handelssanktionen könne Liechtenstein aufgrund des Zollvertrages mit der Schweiz erst nachvollziehen, nachdem diese von der Schweiz übernommen wurden.

19.28 Uhr: Baerbock über Selenskyj-Auftritt im Bundestag: "Zuhören echte Stärke"

Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) hat die Entscheidung verteidigt, nach der geplanten Videoansprache des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) an diesem Donnerstag im Bundestag keine gesonderte Ukraine-Debatte anzuschließen.

"Ich glaube, in so einem Moment ist Zuhören eine echte Stärke", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch in einer Bundestagsdebatte zum russischen Krieg gegen die Ukraine. "Zuhören, das Wort stehen lassen. Auch die Vorwürfe, die es geben wird, stehen lassen", ergänzte Baerbock, die darauf anspielte, dass Selenskyj der Bundesregierung mangelnde Unterstützung im Kampf gegen Russland vorhalten könnte.

Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) möchte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) am Donnerstag in erster Linie zuhören.
Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) möchte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) am Donnerstag in erster Linie zuhören.  © Annette Riedl/dpa

18.50 Uhr: Verschwundener Bürgermeister von Melitopol wieder frei

Der verschwundene Bürgermeister der unter russischer Besatzung stehenden südukrainischen Stadt Melitopol ist nach Angaben aus Kiew wieder aufgetaucht.

"Soeben wurde die Spezialoperation zur Befreiung des Bürgermeisters von Melitopol, Iwan Fedorow, aus der Gefangenschaft abgeschlossen", sagte der Vizechef des Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, am Mittwoch in einer Videobotschaft beim Nachrichtenkanal Telegram.

Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) habe bereits mit ihm gesprochen. Fedorow befinde sich in der zentralukrainischen Stadt Saporischschja. Details wurden nicht mitgeteilt.

Titelfoto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

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