Ukraine-Krieg, Tag 52: Selenskyj warnt die Welt vor russischem Atomwaffen-Einsatz

Kiew (Ukraine) - Es ist Tag 52 des Krieges in der Ukraine: Am 23. Februar erklärte Russland seinem Nachbarland den Krieg, einen Tag später gab Machthaber Wladimir Putin (69) den Befehl zum Einmarsch. Ein Ende des Konflikts ist weiterhin nicht in Sicht. TAG24 berichtet im Liveticker.

Blick auf eine vom Beschuss der russischen Truppen getroffene Apotheke in Sjewjerodonezk.
Blick auf eine vom Beschuss der russischen Truppen getroffene Apotheke in Sjewjerodonezk.  © -/Ukrinform/dpa

Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj (44), sieht sein Land in ehemals von russischen Truppen besetzten Orten und Städten mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Der Umfang der Arbeit für eine Wiederherstellung des normalen Lebens sei "wirklich enorm", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft in der Nacht zu Samstag.

Ihm zufolge sind in dem russischen Angriffskrieg bislang 2500 bis 3000 ukrainische Soldaten getötet worden. Der Beschuss durch russische Truppen dauere weiter an.

918 Orte und Städte in der Ukraine unterschiedlicher Größe seien massiv zerstört. Man führe Entminungsarbeiten durch, stelle die Versorgung mit Strom, Wasser und Gas wieder her. Polizei, Post und lokale Behörden nähmen ihre Arbeit wieder auf. Verschiedene Zugverbindungen seien wieder eingerichtet worden.

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Ukraine Ukraine-Krieg: Türkei laut Erdogan bereit, Friedensgipfel auszurichten

Wer die Geschehnisse vom Freitag (15. April) nochmals nachverfolgen möchte, hat hier die Möglichkeit dazu. Alle aktuellen Entwicklungen des Ukraine-Kriegs am heutigen Samstag (16. April) gibt es wie gewohnt im Liveticker.

22.30 Uhr: Moskau: Mehr als 23 000 Soldaten auf ukrainischer Seite getötet

Seit Kriegsbeginn vor mehr als sieben Wochen sollen russischen Angaben zufolge auf ukrainischer Seite mehr als 23.000 Soldaten getötet worden sein.

Darunter seien Angehörige der ukrainischen Armee, der Nationalgarde sowie ausländische Söldner, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Ukraine selbst gibt die Verluste in den eigenen Reihen deutlich niedriger an.

21 Uhr: Selenskyj: Ganze Welt muss wegen russischer Atomwaffen besorgt sein

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat vor einem russischen Einsatz von Atombomben gewarnt.

"Nicht nur ich - die ganze Welt, alle Länder müssen besorgt sein, denn es kann sich nicht um echte Informationen handeln, aber es kann die Wahrheit sein", sagte Selenskyj im Interview mit dem Sender CNN.

Selenskyj reagierte auf Äußerungen des CIA-Chefs Bill Burns. Der Chef des US-Auslandsgeheimdienstes hatte angesichts der militärischen Rückschlage für Russland in der Ukraine betont, dass die mögliche Bedrohung eines russischen Einsatzes taktischer Atombomben nicht auf die leichte Schulter genommen werden dürfe.

Wolodymyr Selenskyj (44) hat die ganze Welt vor einem russischen Einsatz von Atombomben gewarnt.
Wolodymyr Selenskyj (44) hat die ganze Welt vor einem russischen Einsatz von Atombomben gewarnt.  © Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

20.56 Uhr: Selenskyj: Moskaus Vorgehen in Mariupol könnte Verhandlungen beenden

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) hat Russland mit einem Ende der Friedensverhandlungen gedroht, falls die ukrainischen Kämpfer in der Hafenstadt Mariupol getötet werden sollten.

"Die Vernichtung unserer Jungs in Mariupol, das was sie gerade tun (...), könnte einen Schlusstrich unter jede Form von Verhandlungen setzen", sagte Selenskyj in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit örtlichen Internetmedien.

Die russischen Truppen verhielten sich gegenüber den verschiedenen ukrainischen Einheiten unterschiedlich. "Es gibt dort Militärs, welche sie absolut hassen, und ich glaube nicht, dass sie diese am Leben lassen", sagte der ukrainische Staatschef mit Blick auf das von Nationalisten dominierte Regiment "Asow".

20 Uhr: Gesunkenes russisches Kriegsschiff - Moskau zeigt Video von Matrosen

Nach dem Untergang des russischen Raketenkreuzers "Moskwa" im Schwarzen Meer hat das Verteidigungsministerium in Moskau ein Video veröffentlicht, das Mitglieder der Besatzung zeigen soll.

Der Oberkommandierende der russischen Marine, Nikolai Jewmenow (60), habe sich mit den Matrosen in Sewastopol getroffen, teilte die Behörde am Samstag mit. In der Großstadt auf der 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim hat die russische Schwarzmeerflotte ihren Hauptstandort.

In dem knapp eine halbe Minute langen Clip sind Dutzende junge Männer in schwarzen Uniformen zu sehen. Wie viele es genau sind, ist aufgrund zusammengeschnittener Sequenzen schwer abschätzbar.

Admiral Nikolai Jewmenow (60, r.) soll sich mit den Matrosen getroffen haben.
Admiral Nikolai Jewmenow (60, r.) soll sich mit den Matrosen getroffen haben.  © Alexei Nikolsky/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/dpa

17.54 Uhr: Ukraine beklagt schleppenden Waffennachschub aus der EU

Die Ukraine hat über langsame und unzureichende Waffenlieferungen aus der Europäischen Union geklagt.

"Die EU kommt der Ukraine entgegen, doch sie gibt nicht die Waffen, um die wir gebeten haben", schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak (50) am Samstag bei Twitter. Zudem dauere die Lieferung der Waffen zu lange. "Die Ukraine braucht Waffen. Nicht in einem Monat. Jetzt", forderte Podoljak.

In der vergangenen Woche kündigte die EU an, weitere 500 Millionen Euro für die Lieferung von Waffen und Ausrüstung an die ukrainischen Streitkräfte zur Verfügung zu stellen. Damit erhöhen sich die zur Verfügung stehenden Mittel auf 1,5 Milliarden Euro.

16.48 Uhr: Tschechien: Russland warnt vor Export von Sowjetwaffen an Drittländer

Russland hat Tschechien davor gewarnt, Waffen sowjetischer Bauart an die Ukraine oder auch an andere Drittländer weiterzugeben.

Der tschechische Außenminister Jan Lipavsky (36) berichtete am Samstag der Nachrichtenagentur CTK, dass aus Moskau eine entsprechende Mitteilung eingegangen sei. Zugleich bezeichnete er die Forderung als "Unsinn". Es gebe keine Klausel, die solche Wiederausfuhren verbiete.

Russland hatte wegen Waffenlieferungen an die Ukraine Protestschreiben an mehrere westliche Länder geschickt, auch an die USA. Nach Angaben der US-Tageszeitung Washington Post warnte Moskau die Regierung in Washington, solche Lieferungen könnten "unvorhersehbare Folgen" haben.

15.02 Uhr: Russen ziehen Zehntausende Soldaten im Osten zusammen

Russland hat nach Angaben des Gouverneurs des Gebiets Luhansk im Osten der Ukraine Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive zusammengezogen.

Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj am Samstag. "Sie haben schon alles für einen Durchbruch bereit." Seiner Einschätzung nach warteten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten.

In beiden Regionen soll nach Wetter-Vorhersagen voraussichtlich Mitte kommender Woche der Regen aufhören. Russland hatte Ende März mit einem Truppenabzug rund um die Hauptstadt Kiew begonnen - angeblich, um die Kämpfe vorerst auf den Osten des angegriffenen Nachbarlands zu konzentrieren.

14.54 Uhr: Ukraine meldet Tote bei Raketenangriffen auf Kiew und Charkiw

Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew hat es nach offiziellen Angaben mindestens ein Todesopfer gegeben.

Mehrere Menschen seien mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko (50) am Samstag im Fernsehen. Der Angriff traf den Stadtteil Darnyzja im Südosten der Millionenmetropole. Das russische Militär behauptet, Ziel sei eine Panzerfabrik gewesen.

Eine Bestätigung der ukrainischen Behörden dafür gab es zunächst nicht. Der ukrainische Rüstungskonzern Ukroboronprom bestätigte lediglich, dass eine Raketenfabrik südwestlich von Kiew getroffen wurde. Nach amtlichen Angaben wurde bei einem Angriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ebenfalls mindestens ein Mensch getötet. Darüber hinaus seien 18 Menschen verletzt worden.

Angriffe wurden auch in der Westukraine im Gebiet Lwiw und einem Militärflugplatz in Olexandrija im Zentrum der Ukraine gemeldet.

Feuerwehrleute fahren zu einem Brand in einer Fabrik nach einem russischen Angriff in den Außenbezirken von Charkiw.
Feuerwehrleute fahren zu einem Brand in einer Fabrik nach einem russischen Angriff in den Außenbezirken von Charkiw.  © Felipe Dana/AP/dpa

14.50 Uhr: Moskau verhängt Einreiseverbot auch gegen Theresa May

Russland hat als Antwort auf westliche Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs nun auch ein Einreiseverbot gegen die Vorgängerin des britischen Premierminister Boris Johnson (57), Theresa May (65), verhängt.

Auf einer Liste, die das Außenministerium in Moskau veröffentlichte, stehen die Namen von insgesamt 13 britischen Verantwortlichen, die nicht mehr nach Russland einreisen dürfen. Zuvor hatte Russland schon Einreiseverbote gegen US-Präsident Joe Biden sowie Politiker aus der Europäischen Union, Australien und Neuseeland erlassen.

Das Außenministerium in Moskau warf der britischen Regierung "nie da gewesene feindliche Handlungen" vor. London stehe hinter einer "Informationskampagne", die zum Ziel habe, Russland international zu isolieren und wirtschaftlich zu schädigen.

14.05 Uhr: Schweiz für Sanktionen gegen russische Sportfunktionäre

Die Schweiz setzt sich für den Ausschluss von Funktionären aus Russland und Belarus aus Spitzenämtern in internationalen Sportverbänden ein.

Das geht aus einem Brief von Sport- und Verteidigungsministerin Viola Amherd an das Internationale Olympische Komitee (IOC) hervor. Das Bundesamt für Sport bestätigte den Brief, über den am Samstag zuerst die Zeitungen der schweizerischen Tamedia-Gruppe berichtet hatten.

Angesichts der Situation in der Ukraine reiche es nicht mehr aus, Athletinnen und Athleten aus den beiden Ländern von Wettkämpfen im Ausland auszuschließen, heißt es in dem Brief.

Titelfoto: Uncredited/Ukrainian Presidential Press Office/AP/dpa

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