Ukraine-Krieg, Tag 90: Orban verhängt Notstand in Ungarn
Kiew - Es ist der 90. Tag, seitdem Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gestartet hat. Immer noch ist kein Abklingen der Kampfhandlungen in Sicht. Die Entwicklungen des heutigen Tages gibt es wie immer im TAG24-Liveticker.
Drei Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine erwartet Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) weitere schwere Wochen für sein Land. Erneut fordert er mehr Waffen vom Westen, damit die Ukraine sich verteidigen kann.
Seit Kriegsbeginn haben die Vereinten Nationen mittlerweile mehr als 6,5 Millionen Menschen registriert, die aus der Ukraine geflohen sind - ein Großteil davon nach Polen. Mindestens 3930 zivile Todesopfer wurden dokumentiert, die Zahl der von den UN bestätigten Verletzen beträgt 4532. Schon jetzt seien die Verluste der Russen in der Ukraine so hoch wie die der Sowjets in Afghanistan, schätzt der britische Geheimdienst.
Friedensverhandlungen liegen derweil auf Eis. "Die kommenden Wochen des Krieges werden schwierig sein", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. "Dennoch haben wir keine Alternative als zu kämpfen. Kämpfen und gewinnen."
Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr noch einmal im Ticker vom Montag nachlesen. Die Ereignisse des heutigen Tages findet Ihr hier im Liveticker.
22.20 Uhr: Ungarn verhängt Notstand wegen Kriegs in der Ukraine
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban (58) verhängt wegen des Kriegs in der benachbarten Ukraine den Notstand in seinem Land.
Die Regelung tritt am Mittwoch 0 Uhr MESZ in Kraft, teilte der rechtsnationale Politiker in einem Video auf seiner Facebook-Seite mit. Der Notstand erlaubt es Orban, geltende Gesetze aufzuheben und Zwangsmaßnahmen auf dem Verordnungsweg zu treffen.
Die verfassungsrechtliche Grundlage für diese Art von Notstand hatte Orban erst wenige Stunden zuvor im Parlament schaffen lassen. Mit der Zweidrittelmehrheit der rechtsnationalen Fidesz-Partei billigte die Volksvertretung die entsprechende Verfassungsänderung. Demnach kann die Regierung den Notstand ausrufen, wenn ein Nachbarland von einem bewaffneten Konflikt, einem Krieg oder einer humanitären Katastrophe betroffen ist.
21.40 Uhr: Russland kündigt sichere Seepassage aus Mariupol ab Mittwoch an
Russland will nach Militärangaben ab Mittwoch eine sichere Seepassage aus der eroberten ukrainischen Hafenstadt Mariupol in Richtung Schwarzes Meer einrichten.
Die von Minen geräumte Strecke durch das Asowsche Meer sei 115 Seemeilen (213 Kilometer) lang und 2 Seemeilen breit und ab 8 Uhr Ortszeit (7 MESZ) befahrbar. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstagabend mit.
Zugleich werde die beschädigte Hafeninfrastruktur von Mariupol instandgesetzt. Die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt hatten Ende vergangener Woche die Waffen gestreckt, Mariupol selbst ist weitgehend zerstört.
20.40 Uhr: Starinvestor Soros: Ukraine-Krieg könnte Ende der Zivilisation sein
Starinvestor George Soros (91) sieht gravierende Folgen, falls wegen des Kriegs in der Ukraine andere Krisen wie der Klimawandel zurückstehen.
Themen, die die ganze Menschheit beträfen, seien angesichts des russischen Kriegs in den Hintergrund getreten. "Deshalb sage ich, dass unsere Zivilisation möglicherweise nicht überleben wird", sagte der 91-Jährige am Dienstagabend am Rande der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos. Im Kampf gegen den Klimawandel sei die Gesellschaft stark zurückgefallen. Möglicherweise sei der Klimawandel bereits unumkehrbar.
Soros kritisierte den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) und betonte, die Ukraine habe unerwartet starken Widerstand gegen den Angriff geleistet. Europa habe auf die Invasion schneller, geschlossener und kraftvoller reagiert als je zuvor in seiner Geschichte.
20.15 Uhr: Tichanowskaja ruft Westen zu Geschlossenheit auf
Die belarussische Oppositionelle Swetlana Tichanowskaja (39) hat den Westen angesichts des Ukraine-Kriegs zu Geschlossenheit aufgerufen.
"Für uns ist es sehr wichtig, dass der Westen bei der Unterstützung der Ukraine und Belarus vereint bleibt. Heute versuchen Diktatoren, diese Einheit zu brechen, einen Keil zwischen die Vereinigten Staaten und die Europäische Union, zwischen einzelne EU-Länder zu treiben", sagte sie am Dienstag in einer Rede im litauischen Parlament in Vilnius.
Ein Sieg der Ukraine in dem von Russland begonnenen Krieg sei für alle Völker notwendig - auch ihres eigenes. "Ohne eine freie Ukraine wird es kein freies Belarus geben, und ohne ein freies Belarus wird es keine sichere Ukraine und kein sicheres Europa geben", betonte die im Exil in Litauen lebende Tichanowskaja. Die Bürgerrechtlerin dankte dem baltischen EU-Land für die Unterstützung der Demokratiebewegung in Belarus im Kampf gegen Machthaber Alexander Lukaschenko (67).
19 Uhr: Baerbock sieht vertiefte europäische Zusammenarbeit als eine Überlebensfrage
Deutschland und Frankreich haben angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine die Bedeutung einer intensiveren Zusammenarbeit in der Europäischen Union unterstrichen.
Es sei ein historischer Moment, in dem man die Zusammenarbeit in Europa vertiefen könne und müsse, um die europäische Handlungsfähigkeit zu stärken, sagte Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) am Dienstag beim Antrittsbesuch der neuen französischen Außenministerin Catherine Colonna in Berlin. Was für viele Menschen theoretisch klingen möge, "ist jetzt zu einer Überlebensfrage geworden. Eine starke Europäische Union ist unsere Lebensversicherung."
Deutschland und Frankreich arbeiteten enger als zuvor zusammen, sagte Baerbock. Das heiße nicht, dass es keine Unterschiede mehr gebe. Wichtig sei aber, dass man sich durch Unterschiede nicht spalten lasse, "sondern umso stärker daran arbeitet, gemeinsam für die europäische Friedensordnung einzustehen. Das können wir in Zukunft noch besser machen", sagte die Ministerin.
18.40 Uhr: Russen sollen Stadt im Gebiet Donezk erobert haben
Im Osten der Ukraine haben russische Truppen nach Angaben beider Seiten im Gebiet Donezk die Kleinstadt Switlodarsk erobert.
Der Chef der kommunalen Militärverwaltung, Serhij Hoschko, bestätigte am Dienstag nach Berichten ukrainischer Medien entsprechende Angaben der prorussischen Separatisten. In der Nähe von Switlodarsk befindet sich das größte Kohlekraftwerk der Ukraine. Zuvor hatten die Separatisten über den Abzug ukrainischer Truppen aus dem Gebiet berichtet, die von der Einkesselung bedroht waren.
Parallel dazu sei im nördlichen Donezker Gebiet mit dem Sturm der Stadt Lyman begonnen worden, hieß es von den Separatisten. Der ukrainische Generalstab bestätigte, dass russische Truppen mit Unterstützung von Artillerie und Luftwaffe die Stadt angriffen. Zur Lage in Switlodarsk gab es vom Generalstab keinen Kommentar.
17.45 Uhr: Baerbock stellt klar, dass weitere Waffenlieferungen kommen werden
Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) hat angesichts anhaltender Kritik an zu zögerlicher Unterstützung der Ukraine durch die Bundesregierung die Bereitschaft zu weiteren Waffenlieferungen betont.
Deutschland arbeite gemeinsam mit Polen und den internationalen Partnern daran, "weiter Waffen, Munition und schweres Gerät verstärkt zu liefern", sagte die Grünen-Politikerin am Dienstag nach einem Treffen mit ihrem polnischen Amtskollegen Zbigniew Rau in Berlin. Zugleich betonte sie: "Wir verstärken die Nato-Ostflanke mit deutschen Soldatinnen und Soldaten und Material im Baltikum, ebenso mit Flugabwehrraketen in der Slowakei."
Sie wisse, wie sehr Polen seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf Deutschland schaue und "darauf, wie die deutsche Bundesregierung, wie wir handeln und was wir gemeinsam tun, um die Ukraine zu unterstützen", sagte Baerbock, die mit Blick auf Rau sagte: "Ihr selbst geht mit gutem Beispiel voran." Die Hilfsbereitschaft, mit der sich Polen seit Monaten um Geflüchtete aus der Ukraine kümmere, "finde ich zutiefst beeindruckend".
17.19 Uhr: Laut BBC wurde ein russischer General bei Flugzeugabschuss getötet
Im Osten der Ukraine ist nach einem Bericht der BBC ein General der russischen Luftwaffe abgeschossen worden und ums Leben gekommen.
Das Flugzeug von Generalmajor Kanamat Botaschow sei bereits am Sonntag über der Kleinstadt Popasna im Donbass von einer Stinger-Rakete getroffen worden, berichtete der britische Sender am Dienstag in seinem russischsprachigen Dienst am Dienstag. Botaschow wäre der ranghöchste russische Luftwaffenoffizier, der seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine getötet wurde.
Ukrainische Medien hatten am Sonntag den Abschuss eines russischen Kampfjets vom Typ Su-25 gemeldet. Wie die BBC nun unter Berufung auf mehrere Quellen berichtet, saß Botaschow im Cockpit. Offiziell wurde der Tod des Piloten nicht bestätigt. Ukrainischen Angaben nach wäre er der neunte russische General, der im Krieg ums Leben gekommen ist.
16.52 Uhr: Baerbock will Unklarheiten bei Panzer-Ringtausch mit Polen gemeinsam ausräumen
Außenministerin Annalena Baerbock (41, Grüne) und ihr polnischer Amtskollege Zbigniew Rau haben den Willen betont, Probleme und Missverständnisse beim geplanten Ringtausch von Panzern auszuräumen.
Klar sei, "dass wir gerade schweres Material nicht per Knopfdruck oder per Fingerschnipsen liefern können", sagte Baerbock am Dienstag nach einem Treffen mit Rau in Berlin. Es sei "wichtig, dass man im ständigen Austausch miteinander steht, damit keine Missverständnisse entstehen". Rau sagte laut Übersetzung des Auswärtigen Amts, der Teufel stecke bei dem Thema im Detail. Es gebe den Willen, das Problem zu lösen.
16.35 Uhr: Lindner schließt gemeinsame EU-Schulden für Zuschüsse an die Ukraine aus
Bundesfinanzminister Christian Lindner (43, FDP) hat gemeinschaftlichen EU-Schulden für die Finanzierung von Zuschüssen an die Ukraine eine Absage erteilt.
Ein Vorgehen wie beim Corona-Aufbaufonds sei für Deutschland ausgeschlossen, sagte Lindner nach einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Brüssel am Dienstag. Er zeigte sich jedoch offen dafür, Kredite an die Ukraine durch die Aufnahme von Schulden zu ermöglichen. Zuschüsse müsste die Ukraine nicht zurückzahlen, Kredite hingegen schon. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire sagte nach dem Treffen, die EU-Länder seien sich insgesamt einig, dass man die Ukraine unterstützen müsse. Es müssten jedoch noch technische Details der Hilfen geklärt werden.
15.44 Uhr: Laut ukrainischem Arzt wurden bereits 600 Krankenhäuser durch den Krieg beschädigt
Durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind nach ukrainischen Angaben bereits 600 Krankenhäuser zerstört oder beschädigt worden.
Etwa 100 Kliniken könnten nicht wieder aufgebaut werden, sagte das Vorstandsmitglied des Ukrainischen Ärzteverbandes Andrij Basylewytsch beim Deutschen Ärztetag in Bremen. Viele Medizinerinnen und Medziner seien getötet oder verwundet worden. Die medizinische Betreuung sei stark beeinträchtigt. "Frauen müssen unter unzumutbaren Umständen gebären." Zugleich habe sich der Arbeitsanfall verdoppelt oder verdreifacht. Verletzungen nicht nur von Soldaten, sondern auch von Zivilisten, Frauen und Kindern müssten behandelt werden, sagte der Medizinprofessor aus Lwiw am Dienstag.
15.11 Uhr: EU beschließt Finanzierung weiterer Waffen für Ukraine
Die EU hat die Finanzmittel zur Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte auf zwei Milliarden Euro aufgestockt.
Wie der Rat der Mitgliedstaaten am Dienstag in Brüssel mitteilte, wurde dazu der noch ausstehende Beschluss gefasst. Die politische Einigung auf weitere 500 Millionen gab es bereits Mitte des Monats bei einem Treffen der EU-Außenminister. Von dem zusätzlichen Geld sollen 490 Millionen für Waffen und Munition sowie zehn Millionen für Dinge wie Schutzausrüstung, Erste-Hilfe-Kits und Treibstoff ausgegeben werden. Als konkrete Beispiele für geplante Waffenlieferungen hatte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell jüngst Artilleriegeschütze und Panzerfahrzeuge genannt.
14.50 Uhr: Polens Präsident wirft Bundesregierung Wortbruch bei Panzern vor
Polens Präsident Andrzej Duda (50) hat der Bundesregierung Wortbruch bei einer versprochenen Lieferung von Panzern an sein Land vorgeworfen.
Der Staatschef des Nato-Partners bezog sich in einem Interview des TV-Senders Welt am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos auf eine Zusage aus Berlin, Panzer zu liefern, mit denen von Polen an die Ukraine abgegebene Panzer ersetzt werden sollten. "Sie haben dieses Versprechen nicht erfüllt", fügte Duda mit Blick auf die Bundesregierung hinzu. "Und offen gesagt: Wir sind sehr enttäuscht darüber."
"Wir haben der Ukraine eine große Anzahl an Panzern zur Verfügung gestellt", sagte der polnische Präsident weiter. "Indem wir das getan haben, haben wir unser eigenes militärisches Potenzial geschwächt, und wir haben unsere eigenen militärischen Vorräte aufgebraucht." Darum habe Polen auch auf Unterstützung aus Deutschland gehofft. "Wenn wir also von Deutschland unterstützt worden wären, wenn wir Ersatz bekommen hätten in Form eines Ringtauschs, dann wären wir sehr froh gewesen", sagte Duda. "Tatsächlich haben wir ein solches Versprechen auch bekommen und Deutschland hat versprochen, uns diese Panzer zu liefern."
14.37 Uhr: Ukrainischer Außenminister fordert schnellere Waffenlieferungen
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat angesichts der schweren russischen Angriffe im Osten schnellere Militärhilfen des Westens gefordert.
"Es ist zu früh, um zu dem Schluss zu kommen, dass die Ukraine bereits über alle Waffen verfügt, die sie benötigt", schrieb Kuleba am Dienstag auf Twitter. "Die russische Offensive im Donbass ist eine erbarmungslose Schlacht, die größte auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg." Sein Land benötige insbesondere schnell Mehrfachraketenwerfer und Langstreckenartillerie. Er habe mit Blick auf die Lieferung schwerer Waffen auch mit US-Außenminister Antony Blinken telefoniert, schrieb Kuleba.
14.21 Uhr: Kreml distanziert sich nach Kündigung von UN-Diplomat
Der Kreml hat sich nach der Kündigung eines russischen Diplomaten bei den Vereinten Nationen in Genf von dem Mann distanziert.
"Man kann hier wahrscheinlich nur sagen, dass Herr Bondarew nicht mehr zu uns gehört - vielmehr, dass er gegen uns ist", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag in Moskau nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Interfax. Der Botschaftsrat Boris Bondarew hatte am Montag aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine nach 20 Jahren den Dienst quittiert.
Peskow sagte dazu: "Er hat die Handlungen der russischen Führung verurteilt - und die Handlungen der russischen Führung werden praktisch von der gesamten Bevölkerung unseres Landes unterstützt. Das bedeutet, dass sich dieser Herr gegen die allgemein vorherrschende Meinung unseres Landes ausgesprochen hat."
13.30 Uhr: Polen rüstet weiter auf
Angesichts des Kriegs in der Ukraine will Polen in den USA sechs zusätzliche Patriot-Batterien für seine Luftabwehr bestellen.
Dies kündigte Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak (52) von der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) an.
Der Auftrag umfasst nach diesen Angaben auch einen Vorrat an Abwehrraketen sowie Schulungen und logistische Unterstützung. Bereits 2018 hatte die Regierung in Warschau beim Nato-Partner zwei Patriot-Batterien bestellt. Die Lieferung wird im Laufe dieses Jahres erwartet.
13.06 Uhr: Russland zeigt sich siegesgewiss
Nach drei Monaten Krieg gegen die Ukraine gibt sich Russland trotz Rückschlägen weiter siegesgewiss.
"Trotz der umfangreichen westlichen Hilfe für das Kiewer Regime und des Sanktionsdrucks auf Russland werden wir die spezielle Militäroperation fortsetzen, bis alle Aufgaben erfüllt sind", sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu (67).
Schoigu wiederholte die Behauptung, Russland habe sich zu dem Angriff gezwungen gesehen - "zum Schutz unserer Leute vor einem Genozid und auch zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung der Ukraine".
12.40 Uhr: 150-Millionen-Euro-Hilfskredit für Ukraine
Deutschland unterstützt die Ukraine mit einem Hilfskredit in Höhe von 150 Millionen Euro.
Im Auftrag der Bundesregierung unterzeichnete die staatliche Förderbank KfW am Dienstag den Kreditvertrag mit dem ukrainischen Finanzministerium, wie die KfW Bankengruppe mitteilte. Es handele es sich um einen weiteren ungebundenen Finanzkredit der Bundesregierung für das von Russland angegriffene Land.
Das "Wirtschaftliche Nothilfeprogramm Ukraine" soll der ukrainischen Regierung Liquidität zur Verfügung stellen, um staatliche Sozialausgaben, Renten sowie Gehälter für Schul- und Krankenhauspersonal und Medikamentenbestellungen bezahlen zu können.
11.36 Uhr: Von der Leyen will russische Vermögenswerte für Ukraine-Hilfe nutzen
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (63) hat sich beim Weltwirtschaftsforum dafür ausgesprochen, für den Wiederaufbau der Ukraine auch beschlagnahmte russische Gelder zu nutzen.
"Wir sollten dafür jeden Stein umdrehen - wenn möglich auch russische Vermögenswerte, die wir eingefroren haben", sagte die deutsche Spitzenpolitikerin. Es gehe darum, die Schäden der zerstörerischen Furore von Russlands Präsident Wladimir Putin (69) zu beheben und die Zukunft der Ukraine nach den Wünschen ihrer Bürger zu gestalten.
11.13 Uhr: Deutsche wollen den Ukraine-Krieg verdrängen
Die Deutschen versuchen einer Studie zufolge, den Krieg in der Ukraine weitgehend zu verdrängen.
Nach einer kollektiven Schockstarre zu Kriegsbeginn Ende Februar werde zurzeit mit allen Kräften versucht, Normalität zu beschwören, sagte der Psychologe Stephan Grünewald. "Das gelingt aber nur zum Teil. Der Krieg bleibt im Hintergrund immer präsent, vergleichbar mit einem Tinnitus, einem irritierenden Ohrgeräusch."
Der Studie liegen 130 tiefenpsychologische Interviews zugrunde. Die Schockstarre vom Anfang sei auf Dauer nicht durchzuhalten, sagte Grünewald. Deshalb werde nach dieser anfänglichen Phase nun versucht, die Kriegswirklichkeit aus dem Alltag auszublenden.
10.46 Uhr: Biden bei Indopazifik-Gipfel: Krieg in der Ukraine globales Problem
Bei einem Gipfeltreffen vier führender Demokratien des Indopazifik-Raums hat US-Präsident Joe Biden (79) den russischen Angriffskrieg in der Ukraine als globale Herausforderung bezeichnet.
"Das ist mehr als nur eine europäische Angelegenheit, es ist ein globales Problem", sagte Biden in Tokio. "Wir bewegen uns durch eine dunkle Stunde unserer gemeinsamen Geschichte", sagte er. Neben Japan, Australien und den USA nahm an den Beratungen auch Indien teil, das in Bezug auf den Ukraine-Krieg eine neutrale Haltung einnimmt und westliche Sanktionen nicht mitträgt.
Biden sprach Indiens Haltung zu Russland im öffentlichen Teil des Gipfels nicht explizit an. Die USA und andere westliche Staaten bemühen sich jedoch, Indien zu überzeugen, etwas von Russland abzurücken. Indien hat traditionell gute Beziehungen mit Moskau und kauft viele russische Rüstungsgüter.
10.22 Uhr: Deutscher Astronaut konnte Krieg aus dem All sehen
Der deutsche Astronaut Matthias Maurer (52) hat aus dem Weltall den Krieg in der Ukraine sehen können.
"Am Anfang war es so, dass das Land nachts ganz dunkel wurde, also die ganze Beleuchtung der Städte wurde reduziert. Man hat eigentlich nur noch Kiew erkannt, und außenrum das ganze Land war ganz dunkelschwarz", sagte Maurer im ARD-"Morgenmagazin".
Dann habe er nachts Blitze gesehen - und er habe gewusst: "Da sind Raketen eingeschlagen." Tagsüber standen dann "riesige Rauchsäulen, tiefschwarze Rauchsäulen" über Städten wie Mariupol.
"Also das war mit bloßem Auge aus dem Weltraum ganz, ganz deutlich zu erkennen. Und in den Momenten habe ich mich dann eigentlich viel näher an dem Land gefühlt als ich das wahrscheinlich von Deutschland aus gefühlt hätte", sagte der Saarländer.
9.07 Uhr: Heftige Kämpfe im Osten der Ukraine
Russlands Truppen streben im Donbass ukrainischen Angaben zufolge weiterhin die vollständige Eroberung des Gebiets Luhansk an.
"Der Feind hört nicht auf anzugreifen", teilte der ukrainische Generalstab am Dienstagmorgen mit. Insbesondere werde versucht, die strategisch wichtigen Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk einzukreisen.
Zugleich hätten Russlands Streitkräfte bei Sjewjerodonezk aber auch besonders hohe Verluste zu beklagen, hieß es weiter. Auch um die Stadt Bachmut im Gebiet Donezk werde weiter heftig gekämpft.
7.28 Uhr: Militärisches Hauptziel in Mariupol laut ukrainischem Verteidigungsexperten erreicht
Trotz des Falls der Hafenstadt Mariupol sieht ein Berater des ukrainischen Verteidigungsministers das militärische Hauptziel dort als erreicht an.
"Das Hauptziel wurde erreicht in Mariupol. Es war, die russischen Gruppierungen zurückzuhalten, [...] mehr als 20.000 russische Soldaten. Und das wurde möglich gemacht Dank der Heldentaten der Verteidiger von Mariupol und der Verteidiger, die später in Azovstal waren", sagte Jurij Sak im ARD-"Morgenmagazin".
Dadurch hätten die russischen Truppen keine anderen Gebiete im Osten der Ukraine erobern können.
6.12 Uhr: Ukraine hofft weiter auf Austausch von Mariupoler Kämpfern
Die in der Hafenstadt Mariupol gefangen genommenen ukrainischen Soldaten sollen nach dem Willen Selenskyjs mit der Unterstützung weiterer Staaten gegen russische Soldaten ausgetauscht werden.
"Wir müssen sie austauschen", sagte er der ukrainischen Agentur Interfax zufolge. Alle UN-Mitglieder sollten sich einschalten. Im Stahlwerk von Mariupol im Süden der Ukraine hatten sich am Freitagabend nach wochenlanger Belagerung die letzten von mehr als 2.400 ukrainischen Kämpfern ergeben.
5.35 Uhr: Selenskyj fordert mehr schwere Waffen
Präsident Selenskyj fordert vom Westen moderne Raketenabwehrwaffen und Kampfflugzeuge.
Viele Menschen wären "nicht gestorben, wenn wir alle Waffen erhalten hätten, um die wir bitten", sagte er in seiner Videobotschaft am Montagabend. Sein Land sei seit Kriegsbeginn Ziel von 3.000 Luftangriffen und annähernd 1.500 Raketenangriffen gewesen.
Die große Mehrheit der Angriffe habe zivilen Objekten gegolten. Alle Partner der Ukraine seien sich einig, dass der Kampf seines Landes gegen Russland dem "Schutz der gemeinsamen Werte aller Länder in der freien Welt" diene, sagte Selenskyj weiter. Deshalb habe sein Land ein Recht auf Waffenhilfe.
5.20 Uhr: Mehr als 100.000 Ukraine-Flüchtlinge in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg sind bereits mehr als 100.000 Kriegsflüchtlinge registriert worden. Seit Kriegsbeginn haben die Behörden im Südwesten 104.222 Geflüchtete aus der Ukraine erfasst (Stand: 23. Mai), wie das für Migration zuständige Justizministerium mitteilte.
Damit seien innerhalb von drei Monaten mehr Menschen registriert worden als im gesamten Jahr 2015 - dem damaligen Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Damals seien 101.141 Asylsuchende nach Baden-Württemberg gekommen.
5 Uhr: Krieg sorgt für Preisexplosionen und verzögert Bauprojekte
Wegen rasanter Preissteigerungen für Diesel und dem Bindemittel Bitumen stehen nach Angaben der hessischen Bauwirtschaft manche Straßenbaustellen still.
Da die Preise auch wegen des Ukraine-Krieges durch die Decke gehen, ist Streit zwischen Baufirmen und öffentlichen Auftraggebern über die Mehrkosten entbrannt.
Bei Autobahnprojekten an der A7 und A4 in sowie bei Ortsumgehungen komme es zu Verzögerungen, da unklar sei, wer Preissteigerungen übernimmt, sagte zum Beispiel Burkhardt Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen.
Es gehe um "Mehrkosten in Millionenhöhe" und wochenlange Verspätungen am Bau.
2 Uhr: "Time Magazine" zählt Selenskyj zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt
Wolodymyr Selenskyj (44) ist vom "Time Magazine" zu einem der 100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2022 gekürt worden.
"Mit Präsident Selenskyj haben die Menschen in der Ukraine ein Staatsoberhaupt, das ihrer Tapferkeit und ihrer Widerstandsfähigkeit würdig ist, während Bürger über das ganze Land hinweg [...] für ihr Zuhause und ihre Freiheit kämpfen", schrieb dazu US-Präsident Joe Biden (79).
Im russischen Krieg gegen sein Land habe Selenskyj "seine Spuren in der Geschichte hinterlassen". Auch der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj (48), schaffte es auf die bereits am Montag veröffentlichte Liste, auf der auch Putin zu finden ist.
Titelfoto: dpa/Marton Monus