Ukraine-Krieg, Tag 31: Biden holt zu Rundumschlag aus, Weißes Haus mit Klarstellung!

Kiew (Ukraine) - Auch am 31. Tag nach dem russischen Einmarsch wird in der Ukraine weiter gekämpft. Die aktuellen Entwicklungen im TAG24-Liveticker.

Menschen gehen an zerstörten Autos und Trümmern in Mariupol vorbei. Frankreich will mit der Türkei und Griechenland eine humanitäre Aktion in Gang setzen, um kurzfristig Menschen aus der schwer umkämpften ostukrainischen Hafenstadt zu retten.
Menschen gehen an zerstörten Autos und Trümmern in Mariupol vorbei. Frankreich will mit der Türkei und Griechenland eine humanitäre Aktion in Gang setzen, um kurzfristig Menschen aus der schwer umkämpften ostukrainischen Hafenstadt zu retten.  © Victor/XinHua/dpa

So wurde unter anderem das Hauptquartier der ukrainischen Luftwaffe in Winnyzja im Westen des Landes am Freitag mit mehreren russischen Marschflugkörpern beschossen. Ein Teil der sechs Raketen sei im Anflug abgeschossen worden, hieß es. Die übrigen hätten das Gebäude getroffen.

Außerdem kämpften die ukrainischen Streitkräfte in der Nacht von Freitag auf Samstag weiterhin darum, die wichtige Stadt Cherson im Süden von den Russen zurückzuerobern. Das russische Militär habe keine so feste Kontrolle mehr über die Stadt wie zuvor, weswegen Cherson nun wieder als "umkämpftes Gebiet" zu bewerten sei.

Frankreich will mit der Türkei und Griechenland derweil eine humanitäre Aktion in Gang setzen, um kurzfristig Menschen aus der schwer umkämpften ostukrainischen Hafenstadt Mariupol zu retten.

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) bezeichnete die Lage dort als "absolut tragisch". Russische Militärs erlauben Angaben zufolge keine humanitäre Hilfe für die Bewohner. Bislang sei es dennoch gelungen, in dieser Woche etwas mehr als 26.000 Zivilisten aus der heftig umkämpften Stadt zu bringen.

Die Geschehnisse des gestrigen Tages gibt es zum Nachlesen im TAG24-Ticker vom Freitag. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Samstag gibt es in unserem Liveticker.

21.44 Uhr: USA unterstützen Ukraine mit weiteren 100 Millionen US-Dollar

Die USA wollen die Regierung in der Ukraine mit weiteren 100 Millionen US-Dollar (91 Millionen Euro) unterstützen. Die Mittel sollen dem Innenministerium für den Grenzschutz sowie für Einsätze und Ausrüstung der Polizei zu Gute kommen, erklärte das US-Außenministerium am Samstag.

Mit dem Geld könne es weiteren Nachschub an Schutzausrüstungen, gepanzerten Fahrzeugen, Kommunikationstechnik und medizinischen Gütern geben, hieß es weiter.

Die US-Regierung hat der Ukraine bereits massive humanitäre und militärische Hilfe zugesagt. Der US-Kongress hatte erst Anfang März einen Haushalt beschlossen, in dem bis Ende September insgesamt 13,6 Milliarden Dollar Hilfen für die Ukraine und Geflüchtete vorgesehen sind.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut einem Monat hat Washington der Ukraine bereits Militärhilfen und Waffenlieferungen im Wert von 1,35 Milliarden US-Dollar zugesagt.

20.25 Uhr: Russlands Wirtschaft wird laut Biden wegen Sanktionen "halbiert" werden

Wegen der harten westlichen Sanktionen wird sich die russische Volkswirtschaft nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden (79) in den kommenden Jahren "halbieren".

Vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sei Russland die elftgrößte Volkswirtschaft weltweit gewesen, bald werde Russland kaum noch unter den 20 Größten sein, sagte Biden am Samstag in Warschau zum Abschluss eines zweitägigen Besuchs in Polen.

Die Sanktionen seien so wirksam, dass sie der "militärischen Macht" Konkurrenz machten. Die wirtschaftlichen Kosten untergraben auch das russsische Militär, wie Biden weiter sagte.

"Als Folge dieser beispiellosen Sanktionen wurde der Rubel fast sofort in Schutt und Asche gelegt", sagte Biden mit Blick auf die dramatische Abwertung der russischen Landeswährung. "Die Wirtschaft läuft darauf zu, in den kommenden Jahren halbiert zu werden", sagte er.

Biden zeigt Härte.
Biden zeigt Härte.  © Evan Vucci/AP/dpa

20.23 Uhr: Russen flüchten laut Ukrainischen Medien aus Stadt bei Sumy

Ukrainische Soldaten haben eigenen Angaben zufolge russische Truppen aus einer Stadt unweit von Sumy im Nordosten der Ukraine vertrieben.

Die Russen hätten in Trostjanez Waffen, Munition und Ausrüstung hinterlassen, schrieben mehrere Medien am Samstag unter Berufung auf die 93. Brigade der ukrainischen Streitkräfte. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Zuvor hatte das ukrainische Militär über Kämpfe in Trostjanez berichtet.

Die Region Sumy wird seit Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine vor mehr als vier Wochen angegriffen. Auch in der angrenzenden Region Charkiw gibt es schwere Kämpfe.

19.50 Uhr: Weißes Haus bemüht sich um Klarstellung

Unmittelbar nach Bidens Rede bemühte sich ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses zu betonen, dass der Präsident mit seiner Äußerung nicht direkt zum Sturz Putins aufgerufen habe.

"Die Botschaft des Präsidenten war es, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region zu haben. Er sprach nicht über Putins Macht in Russland oder einen Sturz der Regierung", sagte er weiter.

19.24 Uhr: Biden holt zu Rundumschlag aus!

US-Präsident Joe Biden (79) hat den russischen Staatschef in eindringlichen Worten vor einem Angriff auf das Nato-Bündnisgebiet gewarnt.

"Denken Sie nicht mal daran, gegen einen Zentimeter Nato-Gebiet vorzugehen", sagte Biden am Samstag in Warschau zum Abschluss eines zweitägigen Besuchs in Polen. Die USA und ihre Nato-Partner hätten eine "heilige Verpflichtung", das Bündnisgebiet mit der geballten Macht aller Mitglieder zu verteidigen, so Biden.

Putin habe sich mit dem Angriffskrieg in der Ukraine verkalkuliert, sagte der 79-Jährige. Die Nato und der Westen seien inzwischen "geeinter" als je zuvor. Russland wollte weniger Nato-Soldaten in Osteuropa, nun seien es mehr, erläuterte er. Allein die US-Streitkräfte hätten inzwischen mehr als 100.000 Soldaten in Europa.

Biden appellierte außerdem an die Menschen in Russland, sich vom Ukraine-Krieg zu distanzieren. "Ihr, das russische Volk, seid nicht unser Feind", sagte Biden. Doch die russischen Angriffe auf Zivilisten in der Ukraine, die Millionen Menschen in die Flucht getrieben hätten, entsprächen nicht einer großen Nation.

"Das entspricht nicht dem, was Ihr seid, das ist nicht die Zukunft, die Ihr für eure Familie verdient", so Biden. "Dieser Krieg ist eurer nicht würdig." Er erinnerte daran, dass bereits 200.000 Russen ihr Heimatland verlassen hätten.

Der russische Staatschef Wladimir Putin (69) sollte nach Ansicht von Biden nicht länger im Amt bleiben. "Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben", sagte Biden, ohne den russischen Präsidenten an dieser Stelle explizit namentlich zu erwähnen.

Mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine habe Putin einen strategischen Fehler gemacht, so Biden. "Ein Diktator, der ein Reich wieder aufbauen will, kann nie die Liebe der Menschen für die Freiheit auslöschen", erklärte Biden. In der Ukraine werde Putin "nie" einen Sieg erzielen, betonte er.

"Die Ukraine wird niemals ein Sieg für Russland sein, denn freie Menschen haben sich geweigert, in einer Welt von Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit zu leben", sagte Biden in Warschau zum Abschluss eines zweitägigen Besuchs in Polen. Die mutigen Ukrainer hätten gezeigt, dass die Kraft von vielen größer sei als die eines einzigen Diktators. "Gebt die Hoffnung niemals auf, werdet nicht müde, lasst euch nicht entmutigen und habt keine Angst".

Die Darstellung von Kremlchef Wladimir Putin, wonach Russland in der Ukraine eine "Denazifizierung" vornehme verurteilte Biden. "Das ist eine Lüge, das ist einfach nur zynisch und außerdem obszön", sagte der US-Präsident.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) sei Jude, die Familie seines Vater sei Opfer des Holocausts geworden, so Biden weiter. "Und Putin, wie alle Autokraten, hat die Frechheit zu glauben, dass Macht Recht gibt."

Biden am Samstag in Warschau.
Biden am Samstag in Warschau.  © Radek Pietruszka/PAP/dpa

18.45 Uhr: Biden erwartet langen Konflikt zwischen Demokratie und Autokratie

US-Präsident Joe Biden (79) hat die Welt auf einen langen Konflikt um die künftige internationale Ordnung eingestimmt.

Es gehe um eine "große Schlacht zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen Freiheit und Unterdrückung, zwischen einer regelbasierten Ordnung und einer, die von brutaler Gewalt bestimmt wird", sagte Biden am Samstagabend in einer Rede in Warschau.

"Wir müssen dabei klar sehen: Diese Schlacht wird nicht in Tagen geschlagen werden oder in Monaten. Wir müssen uns für einen langen Kampf stählen."

Biden hat außerdem den Menschen in der Ukraine die Unterstützung der Vereinigten Staaten zugesichert. "Wir halten zu Euch", sagte der 79-Jährige am Samstag in Warschau zum Abschluss eines zweitägigen Besuchs in Polen.

Russland versuche, die Demokratie im eigenen Land zu zermalmen und gefährde auch die Nachbarländer. Es gebe für den brutalen russischen Angriffskrieg in der Ukraine keine Rechtfertigung, sagte Biden.

Biden hielt eine als historisch angekündigte Rede zum Abschluss seiner zweitägigen Polenreise. Diese war bestimmt vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

US-Präsident Joe Biden (79).
US-Präsident Joe Biden (79).  © Evan Vucci/AP/dpa

18.42 Uhr: Kreml verurteilt Bidens "Schlächter"-Äußerung über Putin

Kremlsprecher Dmitri Peskow hat Äußerungen von US-Präsident Joe Biden (79) scharf kritisiert. Biden hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69) am Samstag in Warschau einen "Schlächter" genannt.

Derartige "persönliche Beleidigungen" schränkten die Möglichkeit bilateraler Kontakte mit der US-Regierung weiter ein, sagte Peskow in Moskau. Es sei "zumindest merkwürdig", solche Worte von Biden zu hören, der im Kosovokrieg 1999 zu Bombenabwürfen auf Serbien aufgerufen habe.

"Er hat zum Töten von Menschen aufgerufen", sagte Peskow am Samstag der Agentur Tass zufolge. Der russische Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin nannte Bidens Äußerung "hysterisch".

Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Kremlsprecher Dmitri Peskow.  © Maxim Shemetov/Pool Reuters/AP/dpa

17.42 Uhr: Polen strebt laut Morawiecki keine Verteilung der Flüchtlinge an

Polen beabsichtigt nach Angaben von Regierungschef Mateusz Morawiecki (53) nicht, die aus der Ukraine aufgenommenen Flüchtlinge auf andere Länder zu verteilen.

"Wir werden uns nicht um eine Verteilung bemühen. Wenn jemand bei uns bleiben will, dann kann er bleiben, wenn jemand weiterreisen will, reist er weiter", sagte Morawiecki am Samstag am Rande des Besuchs von US-Präsident Joe Biden (79) in Warschau.

Polen verhandele derzeit mit den Staats- und Regierungschefs anderer Länder darum, wie diese die Polen dabei unterstützen könnten, den Ukrainern zu helfen, sagte Morawiecki.

Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki (53).
Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki (53).  © Thibault Camus/AP/dpa

16.37 Uhr: Schwerer Luftangriff auf Lwiw - 80 Kilometer von Polen entfernt

Kurz vor einer Rede von US-Präsident Joe Biden (79) in Warschau ist die westukrainische Metropole Lwiw (Lemberg) am Samstag von russischen Raketen getroffen worden.

Die regionale Militärverwaltung berichtete von drei heftigen Explosionen am östlichen Stadtrand. Am Himmel war eine dicke schwarze Rauchwolke zu sehen. Ein Treibstofflager sei getroffen worden, teilte Bürgermeister Andrij Sadowyj mit. Er sprach von fünf Opfern, ohne weitere Details zu nennen. Zivile Infrastruktur sei nicht getroffen worden.

Der Luftalarm sei noch nicht vorbei, schrieb Sadowyj auf Telegram. Er rief die Menschen auf, weiter in Schutzräumen zu bleiben. Von dem Angriff sollten keine Fotos oder Videos verbreitet werden.

Die Stadt rund 80 Kilometer vor der Grenze zum Nato-Land Polen hat bislang nur wenige Angriffe erlebt. Es halten sich aber etwa 200 000 Flüchtlinge aus anderen Teilen der Ukraine dort auf.

Ein massiver russischer Luftangriff hatte am 13. März den Truppenübungsplatz Jaworiw nahe Lwiw getroffen, dabei wurden nach ukrainischen Angaben 35 Menschen getötet. In Jaworiw hatten in den vergangenen Jahren ukrainische Soldaten mit westlichen Ausbildern trainiert.

Rauch steigt in Lwiw im Westen der Ukraine auf.
Rauch steigt in Lwiw im Westen der Ukraine auf.  © Nariman El-Mofty/AP/dpa

16.25 Uhr: Bürgermeister von Tschernihiw: Stadt ist komplett verwüstet

Der Bürgermeister der nordukrainischen Stadt Tschernihiw hat große Zerstörungen durch russische Truppen beklagt. "Die Stadt ist komplett verwüstet", sagte Wladyslaw Atroschenko am Samstag.

In den vergangenen Wochen seien in der Stadt, die nahe der russischen und der belarussischen Grenze liegt, mehr als 200 Zivilisten getötet worden.

Von den mehr als 285.000 Einwohnern, die Tschernihiw vor dem Krieg zählte, sei demnach mittlerweile nicht einmal mehr die Hälfte übrig, sagte Atroschenko. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Titelfoto: Evan Vucci/AP/dpa

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