Ukraine-Krieg im Liveticker: Deutschland bestellt nach Annexionen russischen Botschafter ein

Kiew (Ukraine) - Der Krieg in der Ukraine wird weiter unerbittlich geführt. In einem international nicht anerkannten Verfahren hat Russlands Präsident Wladimir Putin am Freitag vier Gebiete annektiert. Derweil hat Präsident Selenskyj (44) die russische Bevölkerung aufgefordert, sich gegen Putin aufzulehnen und den Krieg zu stoppen.

Nach den umstrittenen Scheinreferenden hat Russland nun Teile der Ost-Ukraine annektiert. Kein Staat der Welt erkennt das Vorgehen an. (Archivbild)
Nach den umstrittenen Scheinreferenden hat Russland nun Teile der Ost-Ukraine annektiert. Kein Staat der Welt erkennt das Vorgehen an. (Archivbild)  © ALEKSEY FILIPPOV / AFP

"Um das zu beenden, muss man diesen Einen in Russland stoppen, der Krieg mehr will als das Leben", sagte Selenskyj in einer in Kiew veröffentlichten Videobotschaft. Nur ein einziger Mensch in Russland wolle den Krieg, meinte er mit Blick auf Putin.

In einem fast zeitgleich veröffentlichten weiteren Video wandte sich Selenskyj besonders an die Vielvölkerregion Kaukasus in Russland. Er forderte die Menschen auf, um ihre Freiheit zu kämpfen und sich nicht in den Krieg in der Ukraine schicken zu lassen. Vor allem in der russischen Teilrepublik Dagestan hatte es zuletzt gewaltsame Proteste gegen die von Putin angeordnete Teilmobilmachung gegeben.

In New York trifft sich auf Antrag Russlands der UN-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitsdebatte wegen der Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 in der Ostsee. Putin bezeichnete die Schäden als "Akt des internationalen Terrorismus". Nach Kremlangaben sprach Putin bei seinem Telefonat mit Erdogan von einer "beispiellosen Sabotage" gegen die Gasleitungen von Russland nach Deutschland.

Ukraine-Krieg: "Putin wird das Geld für den Krieg nicht ausgehen", so Russland-Experte
Ukraine Ukraine-Krieg: "Putin wird das Geld für den Krieg nicht ausgehen", so Russland-Experte

Alle aktuellen Entwicklungen zum Geschehen in der Ukraine und rund um den Krieg findet Ihr hier im Ticker.

2. Oktober, 19.07 Uhr: US-Verteidigungsminister: Unterstützung für Ukraine "so lange wie nötig"

Die USA sichern der Ukraine kontinuierliche Unterstützung zu - und das unabhängig vom weiteren Kriegsverlauf.

Aktuell entwickelten sich die Kampfhandlungen positiv für die ukrainische Armee, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69) am Sonntag im Nachrichtensender CNN. Es sei schwer, den weiteren Verlauf vorherzusagen, schränkte er ein. "Aber ich würde sagen, dass egal, in welche Richtung sich das entwickelt, wir den Ukrainer so lange wie nötig Sicherheitsunterstützung gewähren werden", betonte er.

Austin ging in dem Interview nicht direkt auf die Frage ein, ob die USA der Ukraine nach der Annexion von vier Regionen durch Russland auch Raketensysteme mit größerer Reichweite liefern sollten. Die Ukraine will solche Raketen mit einer maximalen Reichweite von rund 300 Kilometern.

Als Grund für die bisherige US-Zurückhaltung gilt die Sorge, dass damit auch Ziele in Russland angegriffen werden könnten. Mit der Annexion betrachtet Moskau aber nun auch die widerrechtlich einverleibten ukrainischen Regionen als sein Territorium.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69).
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (69).  © Susan Walsh/AP/dpa

2. Oktober, 18.20 Uhr: Laut Russland mehr als 180 Männer bei Fluchtversuch an Grenze einberufen

Russland hat an der Grenze zum Nachbarland Georgien eigenen Angaben zufolge bereits mehr als 180 wehrpflichtige Männer bei der versuchten Flucht vor dem Einzug ins Militär gestoppt.

Ihnen sei direkt am Grenzübergang Werchni Lars ein Einberufungsbescheid übergeben worden, meldete die Agentur Interfax am Sonntag unter Berufung auf das Militärkommissariat der an die Ex-Sowjetrepublik Georgien grenzenden russischen Region Nordossetien.

2. Oktober, 16 Uhr: Macron tauscht sich vor Berlin-Besuch mit Selenskyj aus

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44) hat sich vor einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) ausgetauscht.

Bei dem Telefonat am Sonntag habe Macron die Entschlossenheit Frankreichs bekräftigt, der Ukraine bei der Wiederherstellung ihrer vollen Souveränität und territorialen Integrität zu helfen und mit seinen europäischen Partnern auf neue Sanktionen hinzuarbeiten, teilte der Élyséepalast mit. Macron wird am Montag in Berlin erwartet.

Der französische Präsident habe die Festnahme des Leiters des Atomkraftwerks in Saporischschja durch russische Streitkräfte verurteilt. Beide Präsidenten hätten betont, dass es dringend erforderlich sei, den Austausch des ukrainischen Personals zu ermöglichen, das den Betrieb und die Sicherheit des AKW gewährleistet, hieß es aus Paris.

Macron und Scholz wollen bei einem gemeinsamen Abendessen unter anderem über den Ukraine-Krieg und die Energiekrise beraten. Frankreich will der Ukraine nach einem Bericht der Zeitung "Le Monde" (Samstag) sechs bis zwölf weitere Haubitzen vom Typ Caesar liefern. Zu der Lieferung machte der Élyséepalast zunächst keine Angaben.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r., 44) hat sich vor seinem Berlin-Besuch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) ausgetauscht.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (r., 44) hat sich vor seinem Berlin-Besuch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj (44) ausgetauscht.  © Ludovic Marin/AFP Pool/AP/dpa

2. Oktober, 15.50 Uhr: Deutschland bestellt nach Annexionen russischen Botschafter ein

Wie mehrere europäische Länder hat auch Deutschland den russischen Botschafter einbestellt.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, der Botschafter Sergej Netschajew sei "zeitnah ins Auswärtige Amt einbestellt" worden.

Die Bundesregierung reagiert damit auf die weitere Eskalation des russischen Krieges in der Ukraine und die Annexion von vier ukrainischen Regionen durch Russland. Auch in Italien wurde der dortige Botschafter für Montag einbestellt, in Belgien geschah das schon am Freitag.

Der russische Botschafter Sergej J. Netschajew.
Der russische Botschafter Sergej J. Netschajew.  © Paul Zinken/dpa

2. Oktober, 15.37 Uhr: Italien bestellt nach Annexionen russischen Botschafter ein

Italien hat den russischen Botschafter für diesen Montag einbestellt. Die Regierung in Rom reagiert damit auf die weitere Eskalation des Krieges in der Ukraine und der Annexion von vier ukrainischen Regionen durch Russland.

Wie ein Sprecher des Außenministeriums in Rom der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag sagte, sei dieser Vorgang mit den anderen EU-Ländern und dem Europäischen Auswärtigen Dienst (EEAS) abgestimmt. Demnach sei vorgesehen, dass auch in den anderen Hauptstädten die jeweiligen russischen Botschafter einbestellt werden, in Belgien geschah das beispielsweise schon am Freitag. Der russische Vertreter in Italien, Sergej Rasow, solle am Montag um 11.00 Uhr im Ministerium in Rom erscheinen.

2. Oktober, 14 Uhr: Russland meldet Kämpfe gegen ukrainische Truppen im Süden

Ukrainische Truppen haben nach Angaben aus Moskau eine Offensive im Süden des Landes gestartet. Sie sollen dabei viele Verluste erlitten haben.

Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums vom Sonntag wurde etwa im Gebiet Mykolajiw und der Ortschaft Andrijiwka im Gebiet Cherson gekämpft. Dabei seien mehr als 240 ukrainische Soldaten getötet und 31 Panzer zerstört worden.

Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich in der Regel gar nicht oder nur schwer überprüfen. Auch bei Kämpfen an anderen Orten in dem angegriffenen Land seien viele Ukrainer gestorben, hieß es aus Moskau.

2. Oktober, 13 Uhr: Russisches Gericht: Annexion ukrainischer Gebiete ist rechtens

Russlands Verfassungsgericht sieht in der international nicht anerkannten Annexion von vier ukrainischen Gebieten keinen Verstoß gegen russische Gesetze.

Die Aufnahme der Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja in die Russische Föderation stehe im Einklang mit der Verfassung, teilte das Gericht am Sonntag in St. Petersburg der Staatsagentur Tass zufolge mit.

2. Oktober, 11.27 Uhr: Lauterbach: "Wir sind im Krieg mit Putin"

Als erster Bundesminister hat Gesundheitsressortchef Karl Lauterbach davon gesprochen, dass sich Deutschland mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin "im Krieg" befinde.

Der SPD-Politiker benutzte die Formulierung am Samstagabend auf Twitter in einer Reaktion auf den Vorschlag, einzelne Nato-Staaten sollten Russland garantieren, dass die Ukraine nicht in die Nato aufgenommen werde, um so den Boden für Verhandlungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs gegen das Land zu bereiten.

"Mal ehrlich: Was sollen denn jetzt Kniefälle vor Putin bringen?", fragte Lauterbach daraufhin auf Twitter. "Wir sind im Krieg mit Putin und nicht seine Psychotherapeuten. Es muss weiter konsequent der Sieg in Form der Befreiung der Ukraine verfolgt werden. Ob das Putins Psyche verkraftet, ist egal."

2. Oktober, 10 Uhr: London geht von hohen russischen Verlusten bei Rückzug aus Lyman aus

Beim Rückzug aus der strategisch wichtigen ostukrainischen Stadt Lyman haben die Russen nach Einschätzung britischer Geheimdienste hohe Verluste erlitten.

Die Stadt im östlichen Gebiet Donezk sei zuvor mutmaßlich von unterbesetzten russischen Einheiten sowie Reservisten verteidigt worden, hieß es am Sonntag im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Beim Rückzug über die einzige Straße aus der Stadt, die noch unter russischer Kontrolle sei, seien wohl viele Soldaten gefallen.

2. Oktober, 8.49 Uhr: Lambrecht kehrt aus Ukraine nach Moldau zurück - Rückflug nach Berlin

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ist am Sonntagmorgen von ihrem Besuch in der Ukraine nach Moldau zurückgekehrt.

Die SPD-Politikerin überquerte mit einer kleinen Delegation nahe dem moldauischen Dorf Palanca gegen 8 Uhr die Grenze auf dem Landweg. Per Flugzeug sollte es dann von Moldau aus zurück nach Berlin gehen.

Titelfoto: Paul Zinken/dpa

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