Ukraine-Krieg, Tag 125: Deutschland liefert weitere Panzerhaubitzen

Ukraine - Der russische Angriffskrieg in der Ukraine dauert nun bereits seit 125 Tagen an. Alle aktuellen Entwicklungen gibt es im TAG24-Liveticker.

In der ukrainischen Stadt Krementschuk wurde ein Einkaufszentrum von einer Rakete schwer getroffen.
In der ukrainischen Stadt Krementschuk wurde ein Einkaufszentrum von einer Rakete schwer getroffen.  © Efrem Lukatsky/AP/dpa

Im Fokus steht derzeit vor allem die Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes, die nach der Einnahme von Sjewjerodonezk durch russische Truppen weiter heftig umkämpft wird.

Aber auch der russische Angriff auf ein Einkaufszentrum in der zentralukrainischen Stadt Krementschuk sorgte am Montag weltweit für Betroffenheit.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) erklärte, dass sich mehr als Tausend Zivilisten zu dem Zeitpunkt in dem Gebäude befunden hatten. Offiziellen ukrainischen Angaben zufolge starben bei dem Angriff mindestens 18 Menschen - rund 40 wurden teils schwer verletzt.

Berliner Bürgermeister eröffnen Prothesenzentrum für Kriegsverletzte aus der Ukraine
Ukraine Berliner Bürgermeister eröffnen Prothesenzentrum für Kriegsverletzte aus der Ukraine

Die wichtigsten Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker von Montag noch einmal nachlesen. Alle neuen Entwicklungen im Ukraine-Krieg am heutigen Dienstag (28. Juni) findet Ihr hier.

20.57 Uhr: Lambrecht kündigt 15.000 Soldaten für erweiterte Nato-Eingreifkräfte an

Deutschland will sich mit 15.000 Soldaten an den erweiterten Nato-Eingreifkräften von insgesamt mehr als 300.000 Soldaten beteiligen.

Die Bundesregierung sei bereit, "eine Division zu stellen, sprich: 15.000 Soldatinnen und Soldaten", sagte Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstagabend kurz vor Beginn des Nato-Gipfels in Madrid. Dazu sollen nach ihren Angaben "circa 65 Flugzeuge und 20 Schiffe" kommen.

"Die Nato muss stark sein, und das muss sich auch ausdrücken in den Zahlen der Soldatinnen und Soldaten", sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD). Sie fügte hinzu, dass Deutschland bereit sei, dazu einen Beitrag zu leisten.
"Die Nato muss stark sein, und das muss sich auch ausdrücken in den Zahlen der Soldatinnen und Soldaten", sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (57, SPD). Sie fügte hinzu, dass Deutschland bereit sei, dazu einen Beitrag zu leisten.  © David Inderlied/dpa

20.53 Uhr: Russischer Oligarch warnt vor Zerstörung der Ukraine

Der als kremlnah geltende Oligarch Oleg Deripaska sieht die russische Wirtschaft mit den westlichen Sanktionen besser zurechtkommen als gedacht, warnt aber vor einer Zerstörung der Ukraine.

"Ich denke, es wäre ein kolossaler Fehler, die Ukraine zu zerstören", sagte Deripaska am Dienstag in Moskau laut der Nachrichtenagentur RBС. Die derzeitigen westlichen Sanktionen hingegen bezeichnete er als "schnell verderbliche Ware". "Wir verstehen, dass sie in eineinhalb Jahren nicht nur sinnlos sind, sondern in die entgegengesetzte Richtung arbeiten", behauptete er.

Zwar träfen die Sanktionen die russische Wirtschaft hart, doch Russland habe sich überraschend gut an die neue Lage angepasst. Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Russischer Oligarch warnt vor Zerstörung der Ukraine und macht düstere Prognose.

Der russische Oligarch Oleg Deripaska (54) kritisierte den russischen Angriff auf die Ukraine.
Der russische Oligarch Oleg Deripaska (54) kritisierte den russischen Angriff auf die Ukraine.  © NATALIA KOLESNIKOVA / AFP

20 Uhr: Deutschland und Niederlande liefern sechs weitere Panzerhaubitzen an Ukraine

Deutschland und die Niederlande wollen insgesamt sechs weitere Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine liefern. Die Bundesregierung habe entschieden, "dass wir drei weitere Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine abgeben können", kündigte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) am Dienstagabend an.

Vor einer Woche hatte Deutschland die ersten sieben Artilleriegeschütze dieses Typs und damit erstmals ein schweres Waffensystem an die Ukraine geliefert.

"Damit gehe ich schon an die absolute Grenze dessen, was verantwortbar ist", betonte Lambrecht in der spanischen Hauptstadt. Nach ihren Angaben hatte die Ukraine Deutschland und die Niederlande um die zusätzlichen Lieferungen gebeten.

Deutschland und die Niederlande liefern an die Ukraine weitere Panzerhaubitzen.
Deutschland und die Niederlande liefern an die Ukraine weitere Panzerhaubitzen.  © picture alliance / dpa

19.32 Uhr: Rubel auf Sieben-Jahres-Hoch

Unbeeindruckt vom russischen Zahlungsausfall Anfang der Woche hat die Landeswährung Rubel am Dienstag ein neues Hoch gegenüber den Leitwährungen Dollar und Euro erklommen.

"Der Dollar kostet das erste Mal seit dem 28. Mai 2015 weniger als 52 Rubel. Der Euro kostet erstmals seit dem 26. Mai 2015 weniger als 55 Rubel", teilte die Nachrichtenagentur Interfax am Dienstag nach Schließung der Moskauer Börse mit. Als Grund für die Rubelstärke führen die Währungsexperten der Agentur die bevorstehenden Steuerzahlungen in Russland und den hohen Ölpreis an.

Nachdem der Rubel kurz nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs noch deutlich einbrach, ist er nun seit Monaten auf Erholungskurs und hat inzwischen den doppelten Wert seines Tiefstands erreicht. Selbst der am Dienstag von der Rating-Agentur Moody's festgestellte technische Zahlungsausfall Russlands konnte dem Anstieg des Rubels nichts anhaben. Hier handelt es sich freilich auch nicht um eine übliche Staatspleite, sondern um technische Probleme bei der Überweisung der Schuldzahlungen, die vom Westen blockiert werden.

19.12 Uhr: Kämpfe um wichtige Versorgungsstraße im Osten der Ukraine

In der Ostukraine kämpfen ukrainische und russische Truppen weiter erbittert um die Kontrolle der Trasse von Lyssytschansk nach Bachmut.

Dem ukrainischen Generalstab zufolge wurde am Dienstag ein russischer Vorstoß auf die Ortschaft Spirne in Richtung der Stadt Siwersk abgewehrt. Die umkämpfte Straße ist eine der wenigen verbliebenen Nachschubrouten für Lyssytschansk. Die ehemalige Großstadt ist die letzte von ukrainischen Truppen gehaltene größere Ortschaft im Gebiet Luhansk.

Lyssytschansk werde dabei weiter ständig mit Mörsern und anderer Artillerie beschossen, teilte der Generalstab mit. Russische Truppen stehen bereits am Südrand der Stadt. Vertreter der prorussischen Separatisten berichteten zudem von Kämpfen bereits im Stadtgebiet. Die Verbindungen in die benachbarte Region Donezk stehen seit Tagen unter ständigem russischen Beschuss.

Auch in den Gebieten Donezk und Charkiw werden demnach Positionen der ukrainischen Armee mit Artillerie angegriffen. Geländegewinne soll die russische Seite jedoch nicht gemacht haben.

19.07 Uhr: Bulgarien will 70 russische Diplomaten ausweisen

Bulgarien hat die Ausweisung von 70 russischen Diplomaten angekündigt. "Unsere Dienste haben sie als Personen identifiziert, die gegen unsere Interessen arbeiten", sagte der Regierungschef des Balkanlandes, Kiril Petkow, am Dienstag. Es ist die bislang größte Zahl an Ausweisungen auf einen Schlag in dem EU-Mitgliedstaat.

Die Diplomaten, die als "Gefahr für die nationale Sicherheit" identifiziert wurden, müssten bis zum 3. Juli ausreisen, erklärte das bulgarische Außenministerium. Die russische Botschafterin Eleonora Mitrofanowa sei einbestellt worden, um sie über Sofias Entscheidung zu informieren.

Mehrere europäische Staaten haben nach dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine Ende Februar russische Diplomaten des Landes verwiesen. Russland reagierte darauf seinerseits mit Ausweisungen. Bulgarien hatte bereits im März zehn russische Diplomaten ausgewiesen.

18.25 Uhr: Putin will Beziehungen zu Taliban in Afghanistan verbessern

Vor dem Hintergrund der katastrophalen Beziehungen Russlands zum Westen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, hat der Kreml sein Interesse an einer Verbesserung des Verhältnisses zu den militant-islamistischen Taliban in Afghanistan betont.

"Wir tun alles dafür, dass sich die Situation in dem Land normalisiert und versuchen, Beziehungen zu den politischen Kräften aufzubauen, die die Lage kontrollieren", sagte Russlands Präsident, Wladimir Putin, am Dienstag bei einem Besuch in der an Afghanistan grenzenden Ex-Sowjetrepublik Tadschikistan laut der Nachrichtenagentur Interfax.

Mehr dazu lest Ihr bei TAG24: Putin sucht Nähe zu islamistischen Terroristen.

2021 haben die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen.
2021 haben die Taliban in Afghanistan die Macht übernommen.  © Abdul Khaliq/AP/dpa

18.13 Uhr: Litauen verlängert Ausnahmezustand

In Litauen ist der wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine landesweit verhängte Ausnahmezustand bis zum 15. September verlängert worden.

Die Sonderregelung ermöglicht es den Behörden des EU- und Nato-Staates, Fahrzeuge und Menschen im Grenzgebiet zu stoppen und zu durchsuchen. Auch der Schutz strategischer Objekte und Infrastruktur wird in diesem Zeitraum verstärkt, die Ausstrahlung von russischen oder belarussischen Radio- und Fernsehprogrammen ist untersagt. Öffentliche Veranstaltungen zur Unterstützung der russischen Invasion bleiben weiter verboten.

Litauen grenzt an die russische Exklave Kaliningrad sowie an Belarus - einen engen Verbündeten Russlands. Viele Menschen in dem Baltenstaat sorgen sich wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auch um ihre Sicherheit und die des ganzen Landes.

18.02 Uhr: Baerbock: Keiner weiß, wie lange der Krieg dauern wird

Wie lange der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine noch dauern wird, ist nach Worten von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) völlig offen.

"Wir wissen nicht, wann der Krieg enden wird. Er könnte schon morgen enden, wenn der russische Präsident die Bombardierungen einstellt", sagte Baerbock vor dem Nato-Gipfel am Dienstag in Madrid. Dies sei die vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj geäußerte Hoffnung. Und der Westen müsse alles tun, um diese Hoffnung am Leben zu halten.

"Wir werden alles tun, damit die Ukraine ein souveräner Staat bleibt und das ganze Land in Frieden und Freiheit leben kann", versprach Baerbock. Die Grünen-Politikerin ist anlässlich des Nato-Gipfels in Spanien.

Selenskyj hatte laut Teilnehmerkreisen am Montag beim G7-Gipfel in Bayern gesagt, dass er auf ein Ende der Invasion noch in diesem Jahr hoffe. Er verwies dabei auf die Härten des Winters, die Gefechte erschwerten. Russland will den Krieg jedoch nach Worten von Kremlsprecher Dmitri Peskow solange fortsetzen, bis die russischen Forderungen erfüllt sind.

17.47 Uhr: Medien: Ex-Bürgermeister von Cherson von pro-russischen Kräften gefangen genommen

Pro-russische Streitkräfte haben laut Medienberichten den gewählten Bürgermeister der südukrainischen Stadt Cherson gefangen genommen.

Das frühere Oberhaupt der von Russland besetzten Stadt, Igor Kolychajew, sei festgenommen worden, sagte der stellvertretende Leiter der Besatzungsverwaltung der Region Cherson, Kirill Stremoussow, der russischen staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Dienstag. "Er gilt im Nazi-Milieu als Helden-Bürgermeister. Diese Person, die dem Entnazifizierungsprozess viel Schaden zugefügt hat, wurde endlich neutralisiert."

Kolychajews Beraterin, Galyna Lyaschewska, erklärte auf Facebook, der Ex-Bürgermeister sei am Dienstagmorgen von pro-russischen Streitkräften "entführt" worden. Cherson war nur knapp eine Woche nach Beginn des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine von Moskau erobert worden und ist seitdem von der Außenwelt praktisch abgeschnitten.

Die russischen Truppen hatten Ende April eine eigene "Verwaltung" eingesetzt, Kolychajew wurde durch Alexander Kobez ersetzt. Kolychajew sagte damals, er wolle dennoch in der Stadt bleiben und sich weiter engagieren.

Das Satellitenfoto zeigt einen Überblick über den Luftwaffenstützpunkt Cherson. Die südukrainische Stadt wurde kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges eingenommen.
Das Satellitenfoto zeigt einen Überblick über den Luftwaffenstützpunkt Cherson. Die südukrainische Stadt wurde kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges eingenommen.  © Uncredited/Maxar Technologies/dpa

17.33 Uhr: Reifen-Riese Michelin gibt Russland-Geschäft auf

Der französische Reifenhersteller Michelin gibt seine Aktivitäten in Russland auf. Bis Jahresende würden die Geschäfte an das örtliche Management übergeben, teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Nach dem Aussetzen der Produktion in Russland Mitte März sei es "technisch unmöglich", diese wieder aufzunehmen. Grund dafür seien vor allem Lieferprobleme. Michelin verwies zudem auf die "allgemeine Unsicherheit" der Lage.

Nach der Übergabe an das örtliche Management würden die Geschäfte in einer neuen Einheit geführt, die von Michelin unabhängig sei, erklärte das Unternehmen. Der Konzern beschäftigt in Russland bislang rund tausend Menschen. Die meisten arbeiten in einer Fabrik in der Nähe von Moskau, die pro Jahr zwei Millionen Reifen herstellen kann. Insgesamt ist Russland für Michelin aber von geringer Bedeutung.

Titelfoto: picture alliance / dpa

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