Ukraine-Krieg, Tag 35: Russland stellt Feuerpause in Mariupol für Donnerstag in Aussicht

Kiew (Ukraine) - Nach der russischen Invasion in der Ukraine gehen die Kämpfe weiter.

Wird Russland die Kampfhandlungen bei Kiew tatsächlich drosseln? Der Westen ist skeptisch.
Wird Russland die Kampfhandlungen bei Kiew tatsächlich drosseln? Der Westen ist skeptisch.  © Ukrainian Military Defense/ZUMA Press Wire Service/dpa

Die russische Ankündigung, die Kampfhandlungen bei Kiew zu reduzieren, ist in der Ukraine und im Westen mit Skepsis aufgenommen worden.

"Diese Signale übertönen nicht die Explosionen russischer Geschosse", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) in der Nacht zum Mittwoch.

Derweil sieht das US-Verteidigungsministerium die russische Ankündigung als taktisches Manöver und warnt vor einer neuen Militäroffensive in anderen Landesteilen.

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Pentagon-Sprecher John Kirby (59) sagte, es sei bislang nur zu beobachten, dass sich "eine sehr kleine Zahl" russischer Truppen nördlich von Kiew von der ukrainischen Hauptstadt wegbewege.

Es sei möglich, dass die Soldaten dort nur abgezogen würden, um in einem anderen Teil der Ukraine, etwa der umkämpften östlichen Donbass-Region, eingesetzt zu werden.

"Wir glauben, dass es sich um eine Repositionierung handelt, nicht um einen Abzug, und dass wir alle vorbereitet sein sollten, eine größere Offensive gegen andere Teile der Ukraine zu erwarten", so der 59-Jährige.

Die Geschehnisse des gestrigen Tages könnt Ihr im TAG24-Ticker vom Dienstag nachlesen. Alle aktuellen Entwicklungen im Zuge des Krieges in der Ukraine am heutigen Mittwoch gibt es in unserem Liveticker.

22.30 Uhr: Pentagon: Russland zieht kleinen Teil seiner Truppen um Kiew ab

Russlands Militär hat der US-Regierung zufolge einen kleinen Teil seiner Truppen rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew abgezogen.

"Wir haben in den letzten 24 Stunden gesehen, dass ein kleiner Prozentsatz der Truppen, die (...) Russland gegen Kiew in Stellung gebracht hatte, verlegt wurde, wahrscheinlich etwa 20 Prozent der Truppen", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Mittwoch in Washington.

Einige dieser Soldaten seien nach Belarus verlagert worden.

21.35 Uhr: Weißes Haus: Berater sagen Putin nicht Wahrheit über Lage in Ukraine

Russlands Präsident Wladimir Putin (69) bekommt von seinen Beratern nach Einschätzung der US-Regierung keine ehrliche Beschreibung der Lage im Ukraine-Krieg.

Die Kommunikationsdirektorin des Weißen Hauses, Kate Bedingfield, sagte am Mittwoch in Washington unter Berufung auf Geheimdienstinformationen: "Wir glauben, dass er von seinen Beratern nicht richtig darüber informiert wird, wie schlecht das russische Militär agiert und wie die russische Wirtschaft durch die Sanktionen gelähmt wird."

Putins hochrangige Berater hätten "zu viel Angst, ihm die Wahrheit zu sagen".

21.31 Uhr: Russland stellt Feuerpause in Mariupol für Donnerstag in Aussicht

Russland hat eigenen Angaben zufolge für diesen Donnerstag eine Feuerpause in der umkämpften ukrainischen Stadt Mariupol zur Evakuierung von Zivilisten angeboten.

"Russlands Streitkräfte erklären - ausschließlich zu humanitären Zwecken - am 31. März ab 10 Uhr (9 Uhr MESZ) eine Feuerpause", sagte Generalmajor Michail Misinzew am Mittwochabend der Agentur Interfax zufolge.

Der vorübergehende Waffenstillstand solle dazu dienen, damit Zivilisten aus der umkämpften Hafenstadt am Asowschen Meer erst ins westlich gelegene Berdjansk und dann weiter nach Saporischschja fliehen könnten.

20.30 Uhr: Macron verurteilt Angriff auf Rot-Kreuz-Gebäude in Mariupol

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44) hat einen Angriff auf das Rote Kreuz in der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol beklagt.

"Heute ist ein Gebäude des Roten Kreuzes in Mariupol getroffen worden", schrieb Macron am Mittwoch auf Twitter. "Das Internationale Rote Kreuz ist ein neutraler und unparteiischer Akteur, der nicht ins Visier genommen werden darf."

Dasselbe gelte für Zivilisten, Pflegepersonal oder Kranke. "Noch einmal, mit Nachdruck: Waffenstillstand und Einhaltung des humanitären Rechts!"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44).
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (44).  © Francois Mori/POOL AP/dpa

19.34 Uhr: Hinweise auf mögliche Kriegsverbrechen in Ukraine

Der Beschuss von zivilen Zielen in der Ukraine verletzt laut UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet (70) das internationale Kriegsrecht.

"Willkürliche Angriffe sind gemäß dem humanitären Völkerrecht verboten und können auf Kriegsverbrechen hinauslaufen", sagte sie am Mittwoch vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf.

Laut der Chefin des UN-Menschenrechtsbüros gibt es glaubwürdige Hinweise, dass russische Einheiten mindestens 24 Mal Streumunition in Siedlungsgebieten eingesetzten. Außerdem berichtete sie über Angriffe auf Wohnhäuser, Verwaltungsgebäude, Krankenhäuser und Schulen.

UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet (70).
UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet (70).  © Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/dpa

19.16 Uhr: Baerbock: Deutschland wird Ukraine Sicherheitsgarantien geben

Deutschland steht nach Angaben von Außenministerin Annalena Baerbock (41) für Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach Ende des russischen Angriffskrieges bereit.

"Wenn es Garantien braucht, dann wird auch Deutschland da sein und Garantien geben", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch in der ARD-Sendung "Maischberger".

"Wir stehen in voller Solidarität zu 100 Prozent an der Seite der Ukraine." Das gelte auch für Friedensgespräche und eine spätere Friedensordnung.

Außenministerin Annalena Baerbock (41).
Außenministerin Annalena Baerbock (41).  © Michael Kappeler/dpa

19.14 Uhr: Draghi spricht mit Putin: Waffenstillstand so schnell wie möglich

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi (74) hat gegenüber Kreml-Chef Wladimir Putin (69) die Bereitschaft signalisiert, bei klaren Deeskalationszeichen Russlands zum Friedensprozess beizutragen.

"Herr Präsident Putin, ich rufe Sie an, um über Frieden zu sprechen", sagte der 74 Jahre alte Ex-Chef der Europäischen Zentralbank am Mittwoch nach Angaben seines Amtssitzes während des Telefonats.

Er betonte zudem, dass es wichtig wäre, so schnell wie möglich einen Waffenstillstand zu erreichen. Das solle die Bevölkerung schützen und die Verhandlungsbemühungen aufrechterhalten.

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi (74).
Italiens Ministerpräsident Mario Draghi (74).  © Riccardo Antimiani/Pool Ansa/Lap/LaPresse via ZUMA Press/dpa

19.13 Uhr: USA wollen Ukraine weitere 500 Millionen US-Dollar zukommen lassen

Die US-Regierung will der Ukraine weitere finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe zukommen lassen.

US-Präsident Joe Biden (79) habe seinem ukrainischen Kollegen Wolodymyr Selenskyj (44) in einem Telefonat 500 Millionen US-Dollar (rund 448 Millionen Euro) an direkter Haushaltshilfe zugesagt, teilte das Weiße Haus in Washington am Mittwoch mit.

US-Präsident Joe Biden (79).
US-Präsident Joe Biden (79).  © Patrick Semansky/AP/dpa

18.15 Uhr: Lambrecht sieht russische Zusagen in der Ukraine mit "großer Skepsis"

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56) sieht Russlands Ankündigung, im Norden der Ukraine seine Angriffe zu reduzieren, skeptisch.

Alle Ankündigungen, die von Russland oder von Präsident Wladimir Putin (69) gemacht würden, seien mit "großer Skepsis" zu betrachten, sagte Lambrecht am Mittwoch in Washington nach einem Treffen mit ihrem US-amerikanischen Amtskollegen Lloyd Austin (68).

"Es müssen den Worten Taten folgen, darauf kommt es jetzt an", sagte die SPD-Politikerin weiter. Es gehe nun nicht darum, Truppen nur zu verlegen "und womöglich einen anderen Weg zu suchen, diesen brutalen Krieg weiterzuführen".

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56).
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (56).  © Andrew Harnik/AP/dpa

18.10 Uhr: Moskau bestätigt "Umgruppierung" von Truppen bei Kiew und Tschernihiw

Russlands Verteidigungsministerium hat eine "Umgruppierung" seiner Truppen bei den ukrainischen Städten Kiew und Tschernihiw bestätigt.

"In den Gebieten Kiew und Tschernihiw findet eine geplante Umgruppierung von Truppen statt", sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow (55) am Mittwochabend in Moskau. Russlands Soldaten hätten dort ihre Hauptaufgaben erfüllt.

Das Ziel der Truppenverlegung sei "vor allem der Abschluss der Operation zur vollständigen Befreiung des Donbass".

Titelfoto: Alexei Alexandrov/AP/dpa

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